Der Trend zur Auszeit in historischen Mauern hält an
Graubünden ist besonders gut vertreten im Portfolio der Stiftung Ferien im Baudenkmal. Innerhalb eines Jahres sind nun wieder zwei neue Objekte dazugekommen, ein drittes ist in Planung.
Graubünden ist besonders gut vertreten im Portfolio der Stiftung Ferien im Baudenkmal. Innerhalb eines Jahres sind nun wieder zwei neue Objekte dazugekommen, ein drittes ist in Planung.
Im vergangenen Frühling waren es noch 15 Objekte, jetzt sind es bald 18: Die Stiftung Ferien im Baudenkmal des Schweizer Heimatschutzes baut ihr Angebot im Kanton Graubünden weiter aus. Neuster Zugang ist die Chesa Viglia im Dorfteil Sot Tuer in Bergün. Das Bauernhaus – ein wohl zwecks Brandschutz und Isolation ummauerter Strickbau – wurde 1520 auf den Ruinen zweier mittelalterlicher Türme erbaut, wie die Stiftung in einer Mitteilung schreibt. Die Chesa Viglia gehört damit – passend zu ihrem Namen – zu den ältesten Häusern im Ort. Und sie repräsentiert den für Bergün charakteristischen Bautyp des Engadinerhauses, eine Folge des starken Einflusses von Süden her.
Behutsam und mit Rücksicht auf die alte Bausubstanz restauriert
Bis 1970 wurde das Gebäude noch von einheimischen Bauernfamilien genutzt. 2016 wurde es laut Mitteilung von einer neuen Eigentümerschaft behutsam und mit Rücksicht auf die historische Bausubstanz restauriert und wo nötig in den früheren Zustand rückgebaut. Seither dient es als Ferienhaus. Mit der Vermietung über die Plattform des Heimatschutzes wolle die Eigentümerschaft das Haus der Öffentlichkeit zugänglich und erlebbar machen, schreibt die Stiftung. So können nun bis zu sechs Personen plus ein Kleinkind in den Mauern der Chesa Viglia nachempfinden, wie die Bergüner Bauernschaft vom Mittelalter bis in die Gegenwart wohnte.
Ein zweites neues Ferienobjekt der Stiftung steht in Klosters-Monbiel: das Haus im Boden, ein Prättigauer Bauernhaus, das sogar Platz für maximal zwölf Personen in total sechs Schlafzimmern bietet. An seinem anfänglichen Standort in Obermonbiel wurde das Gebäude auch als Gasthaus genutzt, wie es auf der Webseite der Stiftung heisst. Diese Verwendung erkläre die ungewöhnliche Grösse des Hauses; ein anderer Grund könne die Unterbringung von Mägden und Knechten sein.
1897 wurde das Haus an den heutigen Ort versetzt. Es war permanent in Familienbesitz und wurde bis 2017 von den Grosseltern der heutigen Eigentümer bewohnt. Seither bemühe sich die jüngere Generation, das Haus in eine nachhaltige Zukunft zu führen, heisst es seitens der Stiftung. Letztes Jahr sei deshalb in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege ein Sanierungskonzept erarbeitet worden, um das Haus im Boden langfristig zu erhalten.
In Bubretsch wuchs einst Bischof Georg Schmid von Grüneck auf
In Arbeit ist schliesslich gegenwärtig ein drittes Objekt, das Gut Bubretsch in der Fraktion Surrein von Sumvitg. Laut schriftlichen Quellen ist es sicher seit dem 16. Jahrhundert bewohnt, das Haus selbst ist vermutlich noch älter. Es gehörte laut Stiftung einst der Familie Schmid, die eng mit dem Kloster Disentis zusammenarbeitete und in der Region politisch aktiv war. Unter anderem wuchs Bischof Georg Schmid von Grüneck (1851–1932) auf dem Gut Bubretsch auf. Sein Bruder Emmanuel arbeitete sommers als Kutscher von Physiknobelpreisträger Wilhelm Conrad Röntgen und dessen Frau während ihrer Ferien in den Bergen.
In den letzten Jahren sei das Gut Bubretsch vor allem als Ferienhaus genutzt worden, so die Stiftung auf ihrer Webseite. Die jetzige Besitzerin könne das Gut finanziell nicht alleine tragen, sei aber sehr bemüht, dessen Geschichte in der Familie zu halten und es einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Damit das Haus nicht der Spekulation überlassen werde, habe sie es der Stiftung zur Nutzniessung überlassen. Es befinde sich in einem grundsätzlich guten Zustand. Der historische Bestand soll nun erhalten werden, ergänzt um einige technische Anpassungen und bauliche Massnahmen. Aktuell läuft das Fundraising für das Projekt; von den nötigen 740’000 Franken sind bislang gut 130’000 finanziert.
Jano Felice Pajarola berichtet seit 1998 für die «Südostschweiz» aus den Regionen Surselva und Mittelbünden. Er hat Journalismus an der Schule für Angewandte Linguistik in Chur und Zürich studiert und lebt mit seiner Familie in Cazis, wo er auch aufgewachsen ist. Mehr Infos
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