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So stark wie Armon Orlik: Diese Glarner Snowboarderin trainiert mit einem Bündner Spitzen-Schwinger

Der Name Ladina Jenny ist Geschichte, die Glarnerin heisst nach ihrer Hochzeit Ladina Caviezel. Was für die 31-jährige Snowboarderin in ihrer 16. Weltcupsaison ausser dem Namen sonst noch neu ist.

Südostschweiz
29.11.24 - 15:01 Uhr
Glarus
Nicht mehr mit dem Nachnamen Jenny: Ladina Caviezel startet am Samstag in ihre 16. Weltcupsaison im Alpin Snowboard.
Nicht mehr mit dem Nachnamen Jenny: Ladina Caviezel startet am Samstag in ihre 16. Weltcupsaison im Alpin Snowboard.
Bilder Swiss Ski
Die Alpin Snowboarderin Ladina Caviezel startet morgen Samstag in die neue Snowboard-Saison. Es wird für sie die 16. sein, in der sie im Weltcup mitfährt. Seit 14 Jahren gehört Caviezel zum Nationalkader von Swiss Ski. In der neuen Saison könnte ihr Namen aber beim ersten Hinschauen für Verwirrung sorgen. Sie startet nämlich zum ersten Mal als Ladina Caviezel an einem Rennen. Bis im August dieses Jahres hiess sie noch Jenny. Nach der Hochzeit mit Snowboarder Dario Caviezel nahm die in Wangen wohnhafte Glarnerin seinen Nachnamen an. Ob man sie bereits unter dem neuen Namen kennt? «Die meisten im Weltcupzirkus haben mitbekommen, dass wir geheiratet haben. Ich denke aber, es könnte lustig werden», erzählt die 31-Jährige. Sie müsse sich aber auch selber noch dran gewöhnen, ergänzt sie schmunzelnd.

Zu Beginn der Saison wartet gleich eine weitere Premiere auf Caviezel: Die ersten beiden Weltcuprennen werden in zwei neuen Ressorts in China ausgetragen, die sie bis jetzt noch nicht kennt. Die erfahrene Snowboarderin lässt sich deshalb aber nicht aus der Ruhe bringen:«Ich mache mir darüber gar keine grossen Gedanken, es sind ja keine riesigen Überraschungen, und es geht allen gleich.»

Das Snowboard-Nationalkader mit dem «Snowboardcouple», so nennen sich Dario und Ladina Caviezel, reiste bereits früher als üblich nach China, um sich an die klimatischen Bedingungen in Asien zu gewöhnen. «Der Schnee dort ist anders. Es ist extrem trocken und recht kalt», erklärt ­Caviezel.

Sie haben Ja gesagt: Ladina und Dario Caviezel haben im Sommer in Pfäffikon SZ geheiratet.
Sie haben Ja gesagt: Ladina und Dario Caviezel haben im Sommer in Pfäffikon SZ geheiratet.
Bild Caroline Staeger

Rumtüfteln lohnt sich

Für Caviezel gilt es, in der neuen Saison dort anzuknüpfen, wo sie in der letzten Saison aufgehört hatte. Im April gewann sie an den Schweizer Meisterschaften im Riesenslalom und im Parallel-Slalom die Silbermedaille. Zuvor siegte sie bei der WM-Hauptprobe in St. Moritz.

Besonders Mitte Saison hatte Caviezel aber so ihre Schwierigkeiten: «Die Saison startete nicht mal so schlecht. Es war ganz okay. Ich dachte, es könnte aber vielleicht ja noch besser kommen, dann kam es jedoch schlechter, und ich geriet in eine Abwärtsspirale.» Auch mental habe es nicht mehr wirklich gepasst. Dank ihrem Mentaltrainer konnte sie sich gegen Ende Saison dann aber noch einmal verbessern. Ebenfalls hat sie ihr Material zu diesem Zeitpunkt ausgetauscht: «Eigentlich bin ich nicht so die Obertüftlerin. Dario sagte mir, ich solle mal ein längeres Brett probieren, das habe ich dann auch getan.» Alleine deswegen wird sie aber nicht plötzlich wieder aufs Podest gefahren sein. «Es hat mir gezeigt, dass es nicht schadet, wenn ich mal etwas Neues ausprobiere. Es war vielleicht auch ein Zusammenspiel von Kopf und Material. Ich hatte ein neues Brett und bin einfach drauflosgefahren», erzählt Caviezel.

Mit einem Eidgenossen im Gym

Im Sommer trainierte Caviezel dann wie gewohnt in einem Fitnesszentrum in Jona unter der Leitung von Robin Städler. Dort mass sie sich auch regelmässig mit einem 1,90 Meter grossen und 115 Kilo schweren Schwinger aus der Region. Der in Rapperswil-Jona wohnhafte Eidgenosse Armon Orlik trainierte ebenso mit der 31-Jährigen wie Langläufer Beda Klee. «Wir haben jeden Freitag während des Sommers ein Elite-Training, bei dem viele verschiedene Athleten aus allen Sportarten dabei sind», erzählt Caviezel.

Erfolgreicher Schwinger: Ladina Caviezel trainiert im Sommer mit Armon Orlik.
Erfolgreicher Schwinger: Ladina Caviezel trainiert im Sommer mit Armon Orlik.
Bild Urs Flüeler/Keystone

Obwohl der Vergleich zwischen Snowboarder und Schwinger unfair scheint, hat sie Gefallen an dem gemischten Training gefunden: «Wir können uns sehr gut miteinander messen, weil wir viele Übungen mit dem eigenen Körpergewicht machen», sagt sie und ergänzt: «Je nachdem ist es sogar ein Vorteil, wenn man etwas weniger Masse hat. Das ist wirklich cool, so kann man sich mit allen messen.»

Wenn sie nicht gerade mit den anderen Athleten im Fitnessstudio trainiert, nutzte Caviezel die Zeit während des Sommers, um an ihrer Kondition zu arbeiten. Seit Anfang September steht sie nun wieder auf dem Schnee. Den ersten Schneekontakt der Saison hatte sie in Saas Fee, danach standen Trainings im österreichischen Kaunertal an.

Highlight Heim-WM

In dieser Saison wartet im März mit der Heim-WM im Engadin ein grosses Highlight auf Caviezel. «In der Schweiz ein Rennen zu fahren, ist natürlich extrem cool. Es wird aber sicher auch eine Herausforderung, weil es das letzte Rennen der Saison sein wird», sagt Ladina Caviezel. Die grosse Challenge bestehe darin, bis zu diesem Rennen noch die volle Kraft abliefern zu können. Im Weltcupkalender stehen in dieser Saison 16 Rennen auf dem Programm. Dazu kommen ebenso viele Qualifikationsrennen. Dennoch möchte Caviezel beim Saisonabschluss im Engadin noch einmal auftrumpfen: «Ich würde an der Weltmeisterschaft gerne eine Medaille ­holen.»

Zuvor verfolgt sie auch im Weltcup grosse Ziele: «Der Gesamtweltcupsieg steht auch immer noch auf meiner Liste. Ich habe es immer noch nicht geschafft, dass ich dort in den Top 3 war. Deshalb muss jedes Weltcuprennen sitzen.» Auch die Olympischen Winterspiele in Italien 2026 hat Caviezel bereits im Hinterkopf. Sie sagt dazu: «Die WM ist aber so ein grosses Highlight, da steht die aktuelle Saison definitiv im Vordergrund.» Mit 31 Jahren ist Ladina Caviezel die Zweitälteste im Nationalkader. Macht sie sich Gedanken über das Leben nach der Karriere? «Diese gibt es. Da ich nun verheiratet bin, wird sicher irgendwann die Familienplanung eine Rolle spielen», so die Glarnerin. Bei der Heim-WM und den Olympischen Winterspiele will sie aber definitiv noch dabei sein, «danach schauen wir dann, wie es aussieht». 

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