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Wie wir dafür sorgen, dass die Helleri wieder an die Näfelser Fahrt kommt

Wieder eine Näfelser Fahrt ohne Glarner Helleri: Wir wollten wissen, weshalb das legendäre Rösslikarussell fehlte. Und die Frage hat dazu geführt, dass die Geschichte vielleicht ein Happy End bekommt.

Daniel
Fischli
15.04.25 - 16:26 Uhr
Glarus
So muss es sein: Die Helleri dreht sich an der Näfelser Fahrt.
Bild: Archiv

Die Näfelser Fahrt hat viele schöne Seiten: Es wird Frühling (ausser es will gerade Anfang April noch einmal schneien), das Dorf hat sich herausgeputzt, die Häuser sind beflaggt, und an der Prozession am Vormittag und am Markt am Nachmittag trifft man viele bekannte Gesichter. Die schönste Seite der Fahrt ist für mich aber die Glarner Helleri, das Rösslikarussell auf dem Schulhausplatz mitten im Dorf. Farbige Rösser, Kutschen, Elefanten und sogar zwei schaukelnde Schifflein drehen sich im Kreis.

Die Helleri mit der kleinen Glarnerfahne zuoberst auf dem Dach ist ein Stück Glarner Geschichte, und sie gehört seit weit über 100 Jahren zur Näfelser Fahrt. Schon die Glarner Ururgrosseltern der Kinder von heute sind wohl auf den geschnitzten Rösslein mitgefahren. Die Opern- und Walzer-Melodien der Orgel hat man von Kindesbeinen an gehört, und man vergisst sie nie mehr. Doch seit ein paar Jahren bange ich in den Tagen vor der Fahrt um die Helleri: Kommt sie, oder kommt sie nicht?

Im Jahr 2023 war die Helleri zum vorläufig letzten Mal an der Fahrt.

Schäden verhindern die Reise

Die Helleri überwintert in Richterswil, die Näfelser Fahrt ist ihre erste Station im Frühling. In einem Jahr hat sie einen Schaden und kann die Reise nach Näfels nicht antreten. Vor einem Jahr dann steht der erste der beiden Transportanhänger rechtzeitig auf dem Schulhausplatz, am Tag der Fahrt fehlt die Helleri aber trotzdem. «Unser Zugfahrzeug hatte einen Defekt», sagt Monika Weber, die Besitzerin der Helleri. Und in diesem Jahr: Keine Spur von der Helleri, meine Feststimmung ist im Eimer. Das Ersatzkarussell ist aus Blech und Plastik anstatt aus Holz und Samt. Besser als nichts, aber eben nicht die Helleri.

Ich rufe nach der Fahrt die Besitzerin der Helleri an und frage, was passiert sei. Monika Weber antwortet, sie habe von der Gemeinde für dieses Jahr gar keine Anfrage bekommen. «Vielleicht ein Missverständnis», vermutet sie. «Es hat wohl jeder darauf gewartet, dass sich der andere meldet, bis es zu spät war.» Früher habe sie jeweils rechtzeitig etwas von der Gemeinde gehört.

Vor rund 100 Jahren sieht die Helleri schon fast so aus wie heute noch.
Bild: Archiv Familie Weber

«Die Helleri gehört doch an die Fahrt», sagt Weber. Sie feiert in diesem Jahr ein Jubiläum: Das Karussell ist seit 50 Jahren im Familienbesitz. Monika Webers Vater Paul Weber hat es 1975 als junger Mann gekauft und ein kleines Vermögen und noch mehr Arbeit und Herzblut in den Unterhalt gesteckt. Die Näfelser Fahrt war immer einer der Fixpunkte im Kalender.

Die Gemeinde ist verärgert

Nein, kein Missverständnis, sagt Mirko Slongo, Bereichsleiter Gesellschaft bei der Gemeinde Glarus Nord. Beim Ausfall wegen des defekten Zugfahrzeuges vor einem Jahr habe die Gemeinde sehr kurzfristig einen Ersatz gesucht und gefunden. Mit dem Besitzer des Ersatzkarussells habe man dann einen Zweijahresvertrag abgeschlossen. Also auch für dieses Jahr. «Dass es mehr als einmal zu Absagen in letzter Minute gekommen ist, hat uns geärgert», sagt Slongo. Denn es sei nicht einfach gewesen, eine Lösung zu finden. «Mit der Coronapandemie haben viele Schausteller aufgegeben.»

Schaustellerin Monika Weber sagt: «Am besten würden wir einmal zusammensitzen und die Missverständnisse ausräumen.» Und Mirko Slongo von der Gemeinde meint: «Wir sind natürlich daran interessiert, die Tradition aufrechtzuerhalten.» Das Ersatzkarussell habe schon viel weniger Charme.

Das Happy End

Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass sich die Gemeinde einen Ruck gibt. Und das macht sie tatsächlich: «Wir werden in den nächsten Tagen Kontakt mit Monika Weber aufnehmen», berichtet Mirko Slongo wenig später. Die Gemeinde wünsche sich allerdings einen Vertrag mit der Garantie, dass die Helleri dann auch wirklich auf dem Schulhausplatz stehe.

Wir dürfen also hoffen.

Daniel Fischli arbeitet als Redaktor bei den «Glarner Nachrichten». Er hat Philosophie und deutsche Sprache und Literatur studiert. Mehr Infos

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