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Dreckspatzen werfen ihren Abfall in den Bach durch Glarus – jetzt reicht es der Gemeinde

Immer wieder landet Kehricht im Stadtglarner Giessenbach statt im Kübel. Die Gemeinde Glarus vermutet, dass sich die Abfallsünder einfach ein paar Franken Sackgebühr sparen wollen.

Lynn
Disch
11.03.25 - 04:30 Uhr
Glarus
"So nicht!!!": Die Gemeinde wehrt sich mit diesen Warnplakaten gegen die Abfallsünder.
Lynn Disch

Die Gemeinde Glarus entdeckte in den vergangenen Monaten vermehrt Abfall im Giessenbach. Es wurden vor allem Lebensmittelverpackungen, Aludosen und Papiertaschentücher gefunden. Das haben sowohl Anwohnerinnen und Anwohner als auch die Gemeinde Glarus beobachtet. Die Gemeinde platzierte nun Warnplakate, die klar signalisieren, dass Abfall im Giessenbach nicht toleriert wird. Sie schreibt: «So nicht!!! Die Gemeinde Glarus leitet weiterführende Massnahmen ein, wenn sich die Situation nicht verbessert.»

Massnahmen der Gemeinde

«Bei Entsorgung von Abfällen in grossen Mengen über einen längeren Zeitraum spricht man nicht mehr von Littering, sondern von illegaler Abfallbeseitigung», sagt die Mediensprecherin der Gemeinde Glarus, Sonja Kohler Müller. Vielfach wollten die Abfallsünder sich die Sackgebühr der Kehrichtsäcke sparen. «Strafanzeigen sind nicht ausgeschlossen, wenn eine illegale Abfallbeseitigung festgestellt wird», so Kohler Müller.

Der Giessenbach fliesst auf weiten Strecken unterirdisch. Sein Wasser kommt aus der Linth und zweigt bei der Garage Milt in Richtung Zentrum ab. Unter der Metzgerei Hösli, der Hauptstrasse, dem Rathausplatz und dem Stampf hindurch, fliesst er bei der Brücke zur Walzmühle wieder in die Linth zurück. Ausser bei der Musikschule und entlang der Ygrubenstrasse lässt er sich nie für eine längere Strecke blicken. «Der Abfall kann daher unbemerkt entsorgt werden und fliesst bachabwärts», so Kohler Müller. Er sei dann natürlich auch nicht mehr sichtbar. «Aus den Augen, aus dem Sinn.»

So fliesst der Giessenbach: Früher war er «elementar» für das Glarner Gewerbe.
Archivbild

Auswirkung auf die Umwelt

Der Abfall belastet aber nicht nur den Giessenbach: «Beim Giessenbach ist davon auszugehen, dass solcher Abfall auch bis in die Linth geschwemmt wird und bei uns gar nicht erst bemerkt wird», so Kohler Müller. Am Linth- oder Walenseeufer würden diese Abfälle dann später angespült oder im Walensee auf dem Seegrund abgelagert.

Fremdkörper in den Gewässern schaden der Tier- und Pflanzenwelt erheblich. Besonders Kunststoffe zersetzen sich zu Mikroplastik und verbleiben über lange Zeit in der Umwelt. Die Tiere können aber nicht nur durch Mikroplastik zu Schaden kommen, sie können sich ebenso verletzen. «Littering an Gewässern ist eine Hauptquelle der Wasserverschmutzung durch Mikroplastik», sagt die Mediensprecherin der Gemeinde Glarus, Sonja Kohler Müller. Littering bezeichnet das unachtsame Entsorgen kleinerer Mengen Abfall im öffentlichen Raum, etwa Zigarettenstummel, Getränkedosen, Flaschen oder Take-away-Verpackungen.

Die «Bachputzetä» des Fischervereins Netstal

Neben dieser Wasserverschmutzung verursache ein solches Littering auch Aufwand und Kosten beim Unterhalt der Gewässer. «Wir entnehmen Siedlungsmüll periodisch mit grosser Unterstützung von Privatpersonen und von den Kraftwerksbetreibern», so Kohler Müller.

Der Fischerverein Netstal hat den Giessenbach im September 2023 gereinigt und letztes Jahr mit dem Einbau von Strukturen naturnaher gestaltet. Tatkräftig dafür eingesetzt haben sich laut Vorstandsmitglied Hansruedi Kubli vor allem die beiden Co-Präsidenten Yves Laurent und Nino Sergi. «Es ist einfach nur verwerflich, dass die Menschen ihren Abfall rücksichtlos in den Giessen werfen. Man sollte meinen, sie sind mehr sensibilisiert», so Kubli. Gerade wenn Abfälle wie Plastiksäcke entsorgt werden, können die Fische sich darin verheddern und sterben. Plastik zersetzt sich in Mikroplastik, das in die Nahrungskette gelangt, und damit auch die Gesundheit von Tieren und Menschen betrifft. «Eine solche Bach-Reinigung ist auch immer mit grossem Aufwand verbunden», sagt Kubli.


Mit den Warnhinweisen der Gemeinde Glarus hätte sich die Situation schon erheblich verbessert, sagt Kohler Müller. Hätte sie es nicht getan, hätte die Gemeinde versucht, Verursacher aufzuspüren, regelmässigere Kontrollen durchzuführen und Hinweise durch die Bevölkerung zu sammeln.

Der Giessenbach fliesst mehrheitlich unterirdisch und wird vielleicht auch gerade deswegen mit Abfall belastet.
Archivbild

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