Er will später Kriminalfälle lösen und mag Donald Trump nicht: Das ist der US-Amerikaner bei Volley Näfels
Connor Campbell kommt aus den USA und spielt bei Volley Näfels. Er liebt seine Heimat, kritisiert aber Präsident Trump – und stört sich als Kriminologe an weiteren gesellschaftlichen Entwicklungen.
Connor Campbell kommt aus den USA und spielt bei Volley Näfels. Er liebt seine Heimat, kritisiert aber Präsident Trump – und stört sich als Kriminologe an weiteren gesellschaftlichen Entwicklungen.

Köbi Hefti
Der US-Amerikaner Connor Campbell ist seit dieser Saison Mittelblocker bei Volley Näfels. Der Sohn eines Engländers und einer Amerikanerin aus dem Bundesstaat Maine verbrachte seine ersten Jahre auf der Hawaii-Insel Maui, bevor es weiter nach Kentucky, Texas und schliesslich San Diego ging.
Auf dieser Reise durch die USA gab es auch schwierige Zeiten. «Zwei Jahre lebten wir bei den Eltern meiner Mutter wegen finanzieller Sorgen in deren Keller», sagt er. Belastend war auch das Leben im Südstaat Texas mit dem Klima. «Einmal gab es während 100 Tagen Temperaturen von fast 40 Grad, und man hielt es draussen kaum aus.»
Kommissar Campbell
Seit acht Jahren wohnt Campbell in San Diego. Er schwärmt vom Süden Kaliforniens: «Es ist eine wirklich schöne Stadt mit dem ausgewogenen Klima und dem brodelnden Topf von Kulturen und Menschen, die aus der ganzen Welt hierhin kommen. Dies hat mir den Blick für die Welt als Ganzes geöffnet.» Aber auch Strand, Wellenreiten, Freunde und «das beste Essen der Welt mit den mexikanischen Taco-Geschäften» machen für den Liebhaber von Musik und gutem Essen San Diego zum Traum-Domizil.

Dort hat er seine Ausbildung absolviert und in Kriminologie abgeschlossen. «Ich habe mich schon immer für Serien und Bücher interessiert, in denen es darum geht, den Bösewicht zu finden. Das sind wie Rätsel, die ich liebe zu lösen.» So war es auch bei den «Harry Potter»-Romanen. Er las alle sieben Bücher siebenmal. Sein berufliches Ziel ist, sich weiter zum Kriminalbeamten auszubilden, Tatorte und Täter zu finden, egal, ob es um Finanzen, Mörder oder andere Verbrechen geht.
Campbell mag Trump nicht
Die Bachelor-Arbeit widmete er dem Thema «Covid in US-Gefängnissystemen». Dabei stellte er fest, dass es im Grunde überhaupt keine Gesundheitsversorgung in diesem System gibt. «Sitzt man im Gefängnis, kümmert sich das Strafrechtssystem nicht mehr um diese Menschen», erklärt er und ergänzt: «Leute, bei denen während der Pandemie Krebs diagnostiziert wurde, behandelte man nur mit Schmerzmitteln – alles ging nur um Covid-Impfungen.» Er habe durch diese Arbeit eine Menge Fehler und dunkle Seiten des amerikanischen Strafrechtssystems gesehen und viel gelernt.
Dabei betont er, dass nicht allein die Polizei, sondern auch das Gerichtssystem problematisch sei, welches von der Politik beeinflusst werde. Zur Frage, ob er auch politisch interessiert sei, sagt er: «Ja, leider.» Angesprochen auf Präsident Donald Trump meint er: «Es war schön, dass ich nicht dort war, als er gewählt wurde. Ich glaube nicht, dass er ein gutes Bild davon abgibt, was das beste Land der Welt sein soll.» Campbell möchte sich zur Politik Trumps nicht äussern. Er mag aber dessen Persönlichkeit nicht und sagt: «Er tut so, als wäre er ein Alleswisser. Für mich ist er kein sympathischer Mensch, sondern einer, der auf dem Thron sitzt, hinterhältig ist und der sich nur um sich selbst kümmert.»
Das Zelebrieren der Punkte
Dass Campbell heute Volleyballprofi ist, geht auf seine Spanischlehrerin zurück. Sie war die Inspiration für seinen Einstieg in diesen Sport. Sie ermutigte den damals 16-Jährigen und mit Abstand grössten Schüler, Volleyball zu spielen. «Sie sagte, du bist gross, stell dich in die Mitte», sagt er. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen, denn damals war Fussball sein Lieblingsspiel. Doch das Talent des Zweimeterhünen wurde rasch erkannt, und so ging seine Karriere steil nach oben. Seinen Höhepunkt erlebte er letztes Jahr, als er mit UC Irvine die Final Four, die besten Collegeteams des Landes nehmen teil, erreichte und im Halbfinal vor 6000 Fans gegen die University of California im Tiebreak 12:15 verlor. «Diese Niederlage war nicht schön, aber wir hatten eine tolle Atmosphäre», sagt er.

Auf diese Saison wollte der 23-jährige Profi in Europa werden. Mit seiner Wahl für Volley Näfels ist er zufrieden. Er mag das Team, das Umfeld, die perfekte Organisation und dass er sich ganz auf den Sport konzentrieren kann – ohne Studium, dafür mehr Freizeit hat. Zum Volleyball sagt er: «Es gefällt mir, wie die Trainer und Mitspieler die gewonnenen Punkte zelebrieren und feiern. Mein Trainer im College hat nie gefeiert, während sich hier stets alle ganz involviert fühlen.»
Hektik dort, Entspanntheit hier
Nicht nur im Sport, auch im Leben hat Campbell grosse Unterschiede zu seiner Heimat festgestellt. Im Gegensatz zum hektischen, schnelllebigen Alltag in Kalifornien fiel ihm die langsamere Lebensweise auf. Er schätzt die respektvolleren Verkehrsteilnehmer und die natürliche Schönheit der Berge und Landschaften, die sich mit wechselnden Jahreszeiten verändert. Beeindruckt hat ihn auch die Architektur der Städte, «obwohl das manchmal verwirrend ist», so Campbell. Und zur sozialen Interaktion meint er: «In der Schweiz wirken die Menschen entspannter und hilfsbereiter als in Kalifornien, wo der Egoismus grösser ist.»

Woran er sich hier aber richtig gewöhnen musste, waren die Öffnungszeiten der Geschäfte. In den USA gibt es Geschäfte, die 24 Stunden geöffnet sind: «Das Schweizer Leben erfordert mehr Planung und Vorbereitung, was sich stark von der schnellen und flexiblen Lebensweise in den USA unterscheidet. Insgesamt gefällt mir das Leben hier, aber einige Anpassungen waren schon erforderlich.»
In seinem Leben sind ihm die richtigen Menschen wichtig, Leute, die ihn unterstützen und voranbringen, sei es im Sport oder im Alltag. Er betont auch, wie wichtig Teamarbeit und das gemeinsame Arbeiten an Zielen sowie die persönliche Entwicklung seien. Politische Diskussionen und der gesellschaftliche Hass in den sozialen Medien stören ihn. Er plädiert für mehr Offenheit und weniger Angst vor dem Unbekannten. Die Werte, die er schätzt, sind harte Arbeit, Integrität und Leidenschaft. Sein grösster Wunsch ist es, die Welt zu bereisen und weiterhin die positiven Aspekte des Lebens zu schätzen.
Jetzt geht es um Bronze
Am Samstag startet Volley Näfels mit der Best-of-3-Serie in die Bronzespiele gegen Chênois auswärts in Genf. «Diese Spiele um den dritten Platz sind die wichtigsten des Jahres, und ich will, dass es meine besten der Saison werden», sagt Campbell.
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Bereits Abonnent? Dann schnell einloggen.