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Das Glarner April-Wetter macht der Natur zu schaffen: In Elm regnete es nur halb so viel wie sonst

Der April war im Glarnerland mit 40 Prozent mehr Sonnenschein als sonst ungewöhnlich warm und deshalb auch zu trocken. Unser Wetterexperte Felix Blumer erklärt, was ihm in den Daten aufgefallen ist.

Südostschweiz
01.05.25 - 11:00 Uhr
Glarus
Zu trocken: Im April sind Niederschläge im Glarnerland weitgehend ausgeblieben.
Archivbild/Sunethra Athugalpura

Felix Blumer*

Im April lagen die Temperaturen im Glarnerland meist 3 bis 4 Grad über der Norm. Die Schattenseite der Geschichte: Es war erneut deutlich zu trocken, in den ersten 16 Apriltagen gab es an den meisten Orten überhaupt keinen Niederschlag.

Der sonst launische und wechselhafte Monat wird je länger je mehr zur Geschichte. In den letzten Jahren war der April meist top oder Flop. Ähnlich wie 2007, 2011, 2018 und 2020 war er bei uns im Kanton in diesem Jahr ausgesprochen sonnig und warm. Im Vergleich zur klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 betrug der Wärmeüberschuss in der Stadt Glarus 3,3 Grad, in Elm waren es sagenhafte 4,3 Grad. Allerdings war es 2018 und 2020 in Elm im April noch deutlich wärmer. Im Sernftal machten sich im vergangenen Monat die langen Föhnphasen stark bemerkbar.

Generell war es in der ganzen Schweiz massiv zu warm. Nebst Elm verzeichneten auch Chur und der Säntis Temperaturabweichungen von 4,3 Grad. Nördlich der Alpen betrug der Temperaturüberschuss allgemein gut 3 Grad, im Süden knapp 3 Grad.

Der Sommer klopft bereits an

Schon Anfang April wurden in der Schweiz die ersten sommerlichen Temperaturen verzeichnet. In Biasca zeigte das Thermometer am 5. April 25,7 Grad. Am 29. April gab es auch im untersten Aaretal 25,7 Grad. Dies waren die höchsten Werte im April dieses Jahres in der Schweiz. Schon zwei Sommertage gab es im April in Chur, Biasca und Locarno.

Im Glarnerland zierte sich der Sommer noch. Die höchste Temperatur wurde mit 22,4 Grad am 29. April im Hauptort gemessen. Auch Elm verzeichnete seine höchste Monatstemperatur am 29. April mit 20,4 Grad.

Bodenfrost in klaren Nächten

In den letzten Jahren nahmen in der Tendenz die Frostrisiken zu. Aufgrund von frühen Wärmephasen beginnen die Pflanzen immer früher zu blühen, die nächtlichen Fröste sind im April und selbst im Mai aber immer noch ausgeprägt. In Glarus wurde sechsmal am Morgen Bodenfrost verzeichnet, am 7. April gab es mit -0,1 Grad sogar minimalen Luftfrost. In Elm wurde fünfmal Luftfrost registriert mit einem Tiefstwert von -1,6 Grad und 14 Mal Bodenfrost mit einem Minimum von -5,7 Grad.

Niederschlag ist Mangelware ...

Wie schon im Februar und März war auch der Monat April bei uns im Kanton viel zu trocken. Bis am 16. April fiel praktisch gar kein Niederschlag im Kanton. Auch danach hielten sich die Niederschlagsmengen meist in engen Grenzen. Immerhin ging in den letzten Apriltagen der eine oder andere Schauer nieder. In Elm wurden 48 Prozent des üblichen April-Niederschlags gemessen, in Glarus 42 Prozent und in Braunwald sogar nur 35 Prozent. Kein Wunder herrschte Ende Monat wieder Waldbrandgefahr Stufe 3.

... und völlig ungleich verteilt

Im April herrschte bezüglich Niederschlag die Devise: Wer hat, dem wird gegeben. In weiten Teilen der Nordostschweiz und in Nord- und Mittelbünden fiel erneut viel zu wenig Regen und Schnee. In Chur wurden nur 11,8 Millimeter Regen gemessen oder rund 24 Prozent des üblichen April-Niederschlags.

Ganz anders war die Situation im Süden, im Wallis und teilweise im Berner Oberland, wo es schon zuvor viel Niederschlag gab. In Robiei im Val Bavona fielen im April 347 Millimeter Niederschlag, in Simplon Dorf waren es 296 und in Bosco Gurin 295 Millimeter. Prozentual stechen vor allem die Werte in Zermatt und Visp heraus. Im Walliser Bergdorf fielen 367 Prozent des üblichen April-Niederschlags, in Visp waren es immer noch 311 Prozent. Der ergiebige Niederschlag mit Schnee bis in Tallagen unmittelbar vor Ostern war so extrem, dass im Kanton Wallis für zwei Tage die besondere Lage ausgerufen werden musste.

An vielen Orten im Wallis und Berner Oberland war die Niederschlagsmenge von Mittwoch auf Gründonnerstag so gross wie noch nie im April. An den Stationen Leu-kerbad, Siders, Fionnay, Montagnier und Orsières im Wallis, aber auch in Lauterbrunnen, Adelboden und Kandersteg im Berner Oberland war es der höchste lokale Niederschlagsmesswert überhaupt. Durch den sehr intensiven Niederschlag sank auch die Schneefallgrenze immer mehr und kam im Rhonetal bis auf den Talboden. Weiss wurde es auch am Brienzersee. Stellenweise wurden die höchsten Neuschneemengen im April gemessen, so in Adelboden und Montana.

*Der Glarner Felix Blumer ist Meteorologe bei SRF.

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