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Wieso die Eisdecke des Klöntalersees mysteriöse Löcher hat

Es ist kein Naturphänomen und Aliens haben ihre Finger auch nicht im Spiel: Auf dem Klöntalersee hat es sonderbare Löcher in der Eisdecke. Wir lüften das Rätsel und sagen euch, was dahintersteckt.

Sara
Good
09.01.25 - 04:30 Uhr
Glarus
Schlittschuhlaufen liegt in diesem Winter nicht drin auf dem Klöntalersee. Der Leiter des Wasserkraftwerks Urs Winiger sieht schwarz für das Eisvergnügen auf dem See. Denn das Schwarzeis werde kaum 12 Zentimeter dick zufrieren. Erst dann wird die Eisfläche freigegeben. Denn während der Schnee das Klöntal rein optisch in ein Winterwunderland verwandelt, vereitelt er das Schlittschuhlaufen.

«Letzte Woche hat es geschneit und geregnet. Dieser nasse Schnee liegt jetzt auf dem Eis. Er stört den Aufbau der Eisdecke», sagt Urs Winiger. Damit das Schwarzeis genug dick werde, bräuchte es kaltes Wetter ohne Schnee.

Ein spezielles Muster im Eis

Beim Bootssteg sieht man von Weitem, dass das Eis zu wenig dick ist. Am Montagnachmittag meldet eine Leserreporterin, dass sie dort «spezielle Eislöcher» entdeckt hat. Auf der rechten Seite sind die Kreise schön symmetrisch auf einer Linie aufgereiht. Links überlappen sie.

Aber was steckt hinter den mysteriösen Eislöchern? Eistaucher, die sich ihren Weg frei bohren? Ein Naturphänomen, das die Eisschicht wie einen Emmentaler Käse aussehen lässt? Oder doch übernatürliche Kräfte? Urs Winiger winkt ab. Die Löcher sind zwar menschengemacht, haben aber eine andere Ursache.

Die Eislöcher sind schön in einer Reihe angeordnet.
Die Eislöcher sind schön in einer Reihe angeordnet.
Bild Madeleine Kuhn-Baer

«Braucht nicht viel Bläterli»

Damit die Infrastruktur des Kraftwerks nicht einfriert und dadurch kaputt geht, blasen die Kraftwerkbetreibenden an vier Orten Luft in den See. «Sie können sich das vorstellen wie einen Gartenschlauch am Seeboden, durch den man mit einem Kompressor Luft reinbläst», erklärt Winiger. Dadurch wird verhindert, dass der See etwa beim Zugang zum Bootssteg, beim Einwasserungslift oder beim Überlaufturm einfriert.

Winiger ist seit 2015 Betriebsleiter des Kraftwerks. Sobald es im Klöntal kalt werde, schalten Kraftwerksmitarbeiter die Kompressoren an. «Es braucht auch gar nicht viel Bläterli, damit das Wasser nicht gefriert», erzählt er. Das Eis könnte sonst im schlimmsten Fall zum Beispiel die Treppe zum Bootssteg verbiegen oder sogar abreissen. Denn der Pegel des Sees sinke im Verlauf des Winters, wenn Strom produziert wird.

Erste Anfrage zu den Eislöchern

Anfragen hatte Winiger wegen der Eislöcher noch keine, obwohl diese jedes Jahr dasselbe Bild in die Oberfläche malen, wenn der See zufriert. Obwohl die Eislöcher einen banalen Grund haben: Das Klöntal bleibt ein mythenumwobener Ort. Steve Nann hat im vergangenen Jahr ein Buch zum Klöntal herausgebracht und in diesem Artikel mit den fünf grössten Mythen aufgeräumt.

Sara Good verantwortet die Glarner Inhalte auf «suedostschweiz.ch». Zudem kreiert sie multimediale Inhalte und schreibt Artikel für die «Glarner Nachrichten». Sie hat den Diplomlehrgang am MAZ absolviert und Multimedia Production in Chur studiert. Mehr Infos

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