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Tätlicher Angriff auf jungen Juden

Gemäss der Zeitung Südostschweiz kam es in Davos in der Nacht auf Freitag zu einem Angriff auf einen 19-jährigen orthodox-jüdischen Gast.

Barbara
Gassler
27.08.24 - 07:00 Uhr
Ereignisse
Freiwillige von Likrat Public vermitteln in Davos noch bis zum Monatsende.
Freiwillige von Likrat Public vermitteln in Davos noch bis zum Monatsende.
zVg/SIG
«Ein 19-jähriger orthodox-jüdischer Gast ist in Davos in der Nacht auf Freitag von zwei Unbekannten angegriffen worden», meldet die SO in der Ausgabe vom Montag. Zuerst publik gemacht wurde der Vorfall durch das Online-Portal «20 Minuten». «Die beiden Männer hatten ihn bespuckt, geschlagen und dazu ‹Free Palestine› gerufen», wird weiter berichtet. Die Kantonspolizei Graubünden habe den Eingang einer Anzeige bestätigt und die Ermittlungen seien aufgenommen worden. Nach den Tätern werde gefahndet. «Beim Opfer handelt es sich um einen ehemaligen Studenten an der Davoser Talmudschule, der mittlerweile in London lebt», erklärt Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) gegenüber der SO. Sie fährt fort: «Der Vorfall in Davos sei einer der schwerwiegendsten Fälle von Antisemitismus in Graubünden in den letzten Jahren überhaupt, sagte Jonathan Kreutner [...] am Sonntag auf Anfrage. Tatsächlich verzeichnen die jährlichen Antisemitismusberichte der vergangenen Jahre eine ganze Reihe von Zwischenfällen. Im Jahr 2022 wurden jüdische Gäste vor einem Davoser Hotel beschimpft, dazu kam es immer wieder zu Diskriminierungen bei Vermietungen. Für internationale Schlagzeilen sorgte im vergangenen Winter der Fall eines Wirts, der keine Schlitten an jüdische Gäste verbieten wollte Der fragliche Pächter des Pischa-Bergrestaurants wurde kürzlich verurteilt.»

Vermittlungsprojekt nicht infrage gestellt

Auf Anfrage der SO bei Kreutner verneint dieser einen Zusammenhang mit der aktuellen Debatte in Davos, um die hier anwesenden jüdischen Gästen. «Dieser Angriff hätte sich wohl so auch irgendwo anders in der Schweiz ereignen können.» In diesem Zusammenhang stellt er das neue Vermittlungsprogramm (DZ vom 16.7.) für die Vermittlung zwischen Einheimischen und jüdischen Gästen nicht infrage. «In diesem Fall gibt es nichts zu vermitteln. Die Täter haben einfach einen Juden angegriffen, nur weil er Jude ist.» Gemäss der SO ist Kreutner im Kontakt mit dem Opfer. Auch mache er nicht alle Davoserinnen und Davoser für den Vorfall verantwortlich. «Er hat mir sogar gesagt, dass ihm Einheimische geholfen hätten, als sich der Angriff ereignet hat.» Das zeige, dass es in Davos zwar kritische und bisweilen sogar antisemitische Stimmen gegenüber den orthodoxen Gästen geben möge, dass man ihnen aber auch beistehe, wenn etwas passiere. In dem Text der SO erzählt Kreutner weiter, dass es dem 19-jährigen Opfer gut gehe. Es habe an der inzwischen geschlossenen Talmudschule studiert. «Inzwischen lebt er aber in England.» Er sei nach Davos zurückgekehrt, weil es ihm dort offenbar gefallen habe. «Und dann wird er gleich attackiert.» Dem Opfer gehe es so weit gut, es habe sich nicht in Spitalpflege begeben müssen.

Zusammenarbeit intensiviert

Die SO schreibt weiter über die weitere Zusammenarbeit zwischen dem SIG und den Bündner Behörden. «Der aktuelle Davoser Fall werde auch im Antisemitismusbericht für das laufende Jahr eine besondere Bedeutung haben, ist Kreutner überzeugt. Darüber hinaus werden die Kontakte zwischen dem SIG und den Bündner Behörden ohnehin intensiviert. ‹Gerade kürzlich haben wir mit dem Kanton Graubünden eine Vereinbarung abgeschlossen›, erklärt Kreutner. ‹Wir sind jetzt die offizielle Meldestelle im Kanton für antisemitische Vorfälle.› Eine Folge sei, dass der SIG dem Kanton einen regelmässigen Bericht vorlegen werde. ‹Dieser beinhaltet neben den Vorfällen auch eine Einordnung.›

Kreutner selber ist nach dem Vorfall in Davos betroffen. ‹Es ist erschreckend, wie sich die antisemitischen Hassverbrechen seit Oktober vergangenen Jahres häufen›, sagt er. Dabei verweist er nicht nur auf den versuchten Mord in Zürich vom März, sondern auch auf einen vereitelten Brandanschlag auf die Zürcher Synagoge vor zwei Wochen. ‹All das gibt mir sehr zu denken.›»

Davos ist bei jüdischen Gästen ein beliebtes Reiseziel.
Davos ist bei jüdischen Gästen ein beliebtes Reiseziel.
zVg/HF SoMediaPressAG
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