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Ermittler: Keine Anzeichen für Explosion auf «Estonia»-Fähre 1994

Bei neuen Untersuchungen an der 1994 gesunkenen Ostsee-Fähre «Estonia» sind bisher keine Anzeichen für eine Explosion an Bord gefunden worden. Das geht aus einem Zwischenbericht mit vorläufigen Schlüssen hervor, den die Ermittler aus Estland, Schweden und Finnland am Montag in der estnischen Hauptstadt Tallinn vorstellten.

Agentur
sda
23.01.23 - 16:27 Uhr
Ereignisse
ARCHIV - Beim Untergang der Fähre «Estonia» sind 1994 auf der Ostsee über 800 Menschen ums Leben gekommen. Foto: Jaakko Aiikainen/Lehtikuva/AP/dpa
ARCHIV - Beim Untergang der Fähre «Estonia» sind 1994 auf der Ostsee über 800 Menschen ums Leben gekommen. Foto: Jaakko Aiikainen/Lehtikuva/AP/dpa
Keystone/Lehtikuva/AP/Jaakko Aiikainen

Es gebe nach bisherigen Erkenntnissen keinen Hinweis auf eine Explosion im Bug des Schiffes, heisst es in dem Bericht. Demnach wurden bislang auch keine Spuren entdeckt, die auf eine Kollision mit einem Schiff oder anderen schwimmenden Objekten hindeuten würden.

Die «Estonia» war im September 1994 mit 989 Menschen an Bord auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste gesunken. 852 Menschen starben, nur 137 überlebten. Es handelte sich um die grösste Schiffskatastrophe der europäischen Nachkriegsgeschichte. Dem offiziellen Untersuchungsbericht von 1997 zufolge war das abgerissene Bugvisier der «Estonia» die Ursache für den Untergang gewesen - daran wurden aber immer wieder Zweifel geäussert.

Wie 1997 nannten die Ermittler auch diesmal Mängel am Bugvisier. Die Fähre sei nicht seetüchtig gewesen. Einen Grund, die Schlusssätze von damals infrage zu stellen, sehen sie deshalb nicht. Was sehr wichtig sei, sei die menschliche Seite der Katastrophe, sagte der Leiter der estnischen Havariekommission, Rene Arikas. «Selbst mehr als 28 Jahre später können wir sehen und auch fühlen, dass das vielen Menschen wehgetan hat. Wir erleben immer noch Trauer.»

Weil viele der Toten nicht geborgen werden konnten, steht das «Estonia»-Wrack als Ruhestätte unter Schutz und darf nicht aufgesucht werden. Für eine Dokumentation hatte ein schwedisches Filmteam im September 2019 dennoch einen Tauchroboter zum Wrack heruntergelassen. Dabei hatten sie unter anderem ein mehrere Meter grosses und bislang nicht bekanntes Loch im rechten Schiffsrumpf entdeckt, was letztlich zu den neuen Untersuchungen der Behörden geführt hatte.

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