×

Spöl soll ab 2024 saniert werden

Der Schweizerische Nationalpark, die Engadiner Kraftwerke und verschiedene Umweltverbände erarbeiten ein neues Sanierungsprojekt für den mit Polychlorierten Biphenylen belasteten Fluss Spöl.

Südostschweiz
28.06.22 - 09:03 Uhr
Ereignisse
Mitten im Nationalpark: Die Stauanlage Ova Spin der Engadiner Kraftwerke mit Blick auf die Spölschlucht. Dieser Fluss soll nun saniert werden.
Mitten im Nationalpark: Die Stauanlage Ova Spin der Engadiner Kraftwerke mit Blick auf die Spölschlucht. Dieser Fluss soll nun saniert werden.
Bild Olivia Aebli-Item

Im Nationalpark befindet sich der Fluss Spöl. Dieser ist mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet. Nun werden die Belastungen auf der gesamten Strecke des Oberen Spöl genauer erfasst, wie es in einer Mitteilung heisst. Um dieses Projekt anzugehen, soll das vor dem Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement Graubünden hängige Beschwerdeverfahren zur Sanierungsverfügung bis Ende 2022 sistiert werden.

Im September 2016 liess die Engadiner Kraftwerke AG (EKW) Korrosionsschutzarbeiten durch eine spezialisierte Firma an der Staumauer Punt dal Gall oberhalb Zernez ausführen. Bei diesen, durch eine Drittfirma durchgeführten Arbeiten, gelangten durch ein Leck in der Baustellenabdichtung feine Partikel eines Rostschutzanstrichs ins Innere der Staumauer und von dort aus weiter in den im Schweizerischen Nationalpark gelegenen Spöl. EKW-Mitarbeitende erkannten dies bei einer Kontrolle und meldeten es umgehend dem Amt für Natur und Umwelt (ANU).

In der Folge zeigten Messungen des ANU, dass die Sedimente des Oberen Spöl über eine Strecke von mehreren Kilometern mit giftigen PCB belastet sind. Das besonders stark belastete, 60 Meter lange Tosbecken direkt unter der Staumauer wurde im Jahr 2017 erfolgreich saniert. Umstritten blieb jedoch, ob und wie der darunterliegende, 5,6 Kilometer lange Flusslauf des Oberen Spöl saniert werden soll und wer die Kosten dafür trägt.

Das ANU erliess am 12. Februar 2021 eine Verfügung und verpflichtete EKW zur Sanierung eines Teils der belasteten Strecke des Oberen Spöl. Gegen diese Sanierungsverfügung erhoben der Schweizerische Nationalpark, drei Umweltverbände sowie EKW aus je unterschiedlichen Gründen selbst Beschwerde an das Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement (EKUD). Bis zu einem gültigen Urteil würden Jahre vergehen – und selbst dann wäre möglicherweise nicht sicher, wie saniert würde.

Der Schweizerische Nationalpark, EKW, Aqua Viva, Pro Natura und der WWF sind an einer raschen und bestmöglichen PCB-Sanierung aller belasteten Bereiche im Oberen Spöl interessiert, heisst es weiter. Sie entwickeln deshalb gemeinsam ein neues, optimiertes Sanierungsprojekt. Dieses hat zum Ziel, die belasteten Stellen auf der gesamten Strecke des Oberen Spöl mit möglichst wirkungsvollem und sorgfältigem Eingriff in die sensible Flusslandschaft zu sanieren.

Neues Projekt

Das neue Projekt sieht zudem eine differenzierte Sanierung in Bezug auf die Flussmorphologie vor, welche die Verteilung des PCB wesentlich mitbestimmt. Das PCB haftet an feinen Sedimentpartikeln, welche sich in strömungsarmen und tieferen Bereichen des Flusses ablagern. (red)

Zur Bestätigung der Vorgehensweise erfolge eine erneute Probenkampagne. Deren Resultate werden Ende Sommer 2022 erwartet. Um die nun anstehenden Projektierungsarbeiten durchführen zu können, ersuchen der Schweizerische Nationalpark, EKW sowie die oben aufgeführten Umweltverbände das EKUD, das Beschwerdeverfahren gegen die Sanierungsverfügung des ANU bis Ende 2022 zu sistieren. Sobald die Projektierungsarbeiten abgeschlossen seien, können die Sanierungsarbeiten in Angriff genommen werden, selbst wenn die Finanzierungsfrage im Nachgang zu den Sanierungsarbeiten noch gerichtlich geklärt werden muss. Dieses Vorgehen soll die Umsetzung einer ersten Sanierungsetappe im Jahr 2024 ermöglichen. Ein neues Sanierungsprojekt bedarf der Zustimmung aller involvierten Parteien sowie der zuständigen kantonalen Instanzen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Ereignisse MEHR