Ausschuss entscheidet über Haftentlassung von Oscar Pistorius
In Südafrika hat am Freitag eine Anhörung für den wegen Totschlags verurteilten früheren Spitzensportler Oscar Pistorius begonnen. Vor dem Gefängnis in der Hauptstadt Pretoria versammelten sich Medien aus aller Welt.
In Südafrika hat am Freitag eine Anhörung für den wegen Totschlags verurteilten früheren Spitzensportler Oscar Pistorius begonnen. Vor dem Gefängnis in der Hauptstadt Pretoria versammelten sich Medien aus aller Welt.
Sie hofften auf Information zu der hinter verschlossenen Türen stattfindende Sitzung. Die Bewährungsanhörung begann kurz nach 10.00 Uhr Ortszeit (9.00 Uhr MEZ) und sollte mehrere Stunden andauern.
Pistorius hatte in der Nacht zum Valentinstag 2013 seine damalige Freundin Reeva Steenkamp mit vier Schüssen durch die Toilettentür seiner Villa getötet. Das Verfahren gegen den ehemaligen Sprintstar zog sich über Jahre und ging durch mehrere Instanzen. Pistorius sagte damals aus, er habe mehrfach gefeuert, weil er hinter der Tür einen Einbrecher befürchtet habe. Doch die Beweislage sprach gegen ihn.
Der heute 37-Jährige hat etwa die Hälfte seiner Haftstrafe von 13 Jahren und fünf Monaten abgesessen. Nach südafrikanischem Gesetz hat er damit automatisch Anspruch auf eine Bewährungsanhörung. Nach Angaben der Justizvollzugsbehörde soll Pistorius am Freitag persönlich vorsprechen.
Auch June Steenkamp, die Mutter der getöteten Reeva Steenkamp, reichte eine schriftliche Erklärung ein, die ihr Anwalt den vor dem Gefängnis versammelten Medien vorlas. «Ich glaube nicht Oscars Version, dass er die Person auf der Toilette für einen Einbrecher hielt», hiess es darin. Sie sei auch nicht überzeugt, dass Pistorius rehabilitiert sei, weil er nie die Wahrheit eingestanden habe.
Ihr Leben sei seit der Tötung ihrer Tochter «ein endloses schwarzes Loch aus Schmerz und Einsamkeit», das niemals gefüllt werden könnte, schrieb June Steenkamp. Ihr im September verstorbener Ehemann Barry, der kurz nach dem Prozessbeginn einen Schlaganfall erlitten habe, sei an einem gebrochenen Herzen gestorben.
Nach Angaben der Justizvollzugsbehörde wird der Ausschuss möglicherweise nicht am selben Tag zu einer Entscheidung kommen. Sollte Pistorius nicht auf Bewährung entlassen werden, hat er das Recht, eine Revision zu fordern.
Bereits im März hatte eine Bewährungsanhörung stattgefunden. Diese war zunächst mit Verweis auf einen «bürokratischen Fehler» abgelehnt worden. Im Oktober befand Südafrikas Verfassungsgericht jedoch, dass ein Fehler gemacht worden sei. Bei der Anhörung am Freitag handelte es sich damit um den nachgeholten, rechtmässigen Termin.
Bei Paralympischen Spielen 2012 gewann Pistorius auf eigens angefertigten Karbon-Prothesen sechs Goldmedaillen. Ihm waren einst als Kind wegen eines Gen-Defekts die Beine unterhalb der Knie amputiert worden.