In der Kluggasse fliesst wieder spanischer Wein
Nach sieben Jahren ist Leben in die ehemalige «Spanische Weinhalle» in der Rapperswiler Kluggasse zurückgekehrt – fürs Erste tageweise als Pop-up-Bar.
Nach sieben Jahren ist Leben in die ehemalige «Spanische Weinhalle» in der Rapperswiler Kluggasse zurückgekehrt – fürs Erste tageweise als Pop-up-Bar.

Mit der Pop-up-Bar der Werki-Crew im «Schwanen» ist im Juni ein traditionsreiches Rapperswiler Gasthaus nach sechseinhalb Jahren aus dem Dornröschenschlaf geweckt worden. Nicht ganz so prestigeträchtig wie das jahrzehntelange touristische Flaggschiff an der Hafenpromenade ist die ehemalige «Spanische Weinhalle» in der Kluggasse. Aber auch sie verfügt über eine beachtliche Geschichte. Unter anderem hat das heutige Gastroimperium «Dieci» hier seine Wurzeln – es war Patron Rocco Delli Collis erstes, bescheidenes Restaurant.
Zuletzt stand allerdings wie der «Schwanen» auch das Lokal in der Kluggasse rund sieben Jahre leer. Letzter Pächter war Enrique Jimenez. Wegen einer Pachtzinserhöhung zog er aus, wie er damals sagte. Seither betreibt er den Spezialitätenladen «La Finca» weiter vorne in der Halsgasse.
Eigentlich Weinhändler
Doch nun ist auch in der Kluggasse wieder Leben eingekehrt. Der Schriftzug «Spanische Weinhalle» über dem Lokal ist zwar weg. Dafür fliesst hinter der Bar der spanische Wein wieder. Philippe «Pipo» Keller führt das Lokal seit Anfang Juli als Pop-up-Betrieb. Bis letztes Jahr führte er «Pipo’s WineBar» an der Schmiedgasse, die er 2017 aufgemacht hatte. Dann wollte er sich eigentlich aus dem Gastrogeschäft zurückziehen. «In fünf Jahren habe ich zwei Jahre Corona erlebt», sagt er. Nach der Pandemie habe er praktisch wieder bei null starten müssen.

Dass er jetzt doch wieder eine Bar führe, sei Zufall, sagt der 57-Jährige, der 2015 nach Rapperswil kam. Zuvor war der gebürtige Solothurner 25 Jahre in Dübendorf daheim. Seit Kurzem wohnt er oberhalb des Lokals, kam so in Kontakt mit dem Liegenschaftsbesitzer. Und spontan auf die Idee, über den Sommer eine Pop-up-Bar auf die Beine zu stellen. Auch als Bühne für seine grösste Leidenschaft – den Wein. Er importiert ein kleines Angebot von ihm bekannten Weinproduzenten aus Spanien. Was als Hobby begann, mache nun rund 50 Prozent seiner Tätigkeit aus, erzählt «Pipo» Keller. Zur anderen Hälfte sei er im Finanzsektor tätig. «Die Pop-up-Bar ist eine gute Möglichkeit, meinen Wein zu zeigen und etwas über die Gasse zu verkaufen», sagt er.
Nur eine Zwischennutzung
Neben Privaten beliefert Keller auch Gastrolokale. Auch hiesige Restaurants habe er schon von einem seiner Weine überzeugen können. «Einem italienischen Gastronomen einen spanischen Wein zu verkaufen, ist nicht ganz ohne», sagt «Pipo» Keller mit einem Augenzwinkern.
In das Lokal mit rund 60 Innen- und 16 Aussenplätzen ist in letzter Zeit investiert worden. Noch nicht fertig erneuert sei die Küche, sagt Keller. «Ich will aber ohnehin nicht kochen.» Vorderhand gibt es in der Kluggasse neben Wein und Bier Mineralwasser und wenige einfache Drinks.
Geöffnet hat das Lokal donnerstags, freitags und samstags ab 17 Uhr. Der Pop-up-Betrieb sei auf zwei bis drei Monate ausgelegt, sagt Keller. Danach soll nach aktuellem Plan ein neuer Pächter ins Lokal einziehen. Falls es länger dauere, sei er offen für eine Verlängerung der Pop-up-Bar.
Mit dem Start ist er zufrieden. Eine Kunstvernissage lockte zu Beginn Publikum an. Beim Besuch würden bei vielen Erinnerungen wach: «Viele Gäste erzählen von früher und was sie hier erlebt haben.» «Pipo» Keller ist überzeugt: «Wenn man es richtig macht, ist es eine geniale Location.»