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Letztes Goodbye für die Queen - Bloss kein «langweiliger Gottesdienst»

Wenn Trauer zum Grossereignis wird: Vor dem historischen Staatsbegräbnis von Queen Elizabeth II. am Montag haben sich noch einmal Tausende Menschen in die wohl bekannteste Warteschlange der Welt eingereiht. Über Stunden trotzten sie am Wochenende der nächtlichen Kälte in London, um den Sarg der Königin zu sehen. In Westminster Hall hatten die Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit zum Abschiednehmen, bevor die Monarchin beigesetzt wird.

Agentur
sda
18.09.22 - 14:39 Uhr
Ereignisse
Die Leibgarde des Königs, bestehend aus Gentlemen at Arms, Yeomen of the Guard und Scots Guards, wechseln den Wachdienst um den Sarg von Königin Elizabeth II., der in der Westminster Hall im Palace of Westminster aufgebahrt ist. Foto: Markus Schreiber/AP…
Die Leibgarde des Königs, bestehend aus Gentlemen at Arms, Yeomen of the Guard und Scots Guards, wechseln den Wachdienst um den Sarg von Königin Elizabeth II., der in der Westminster Hall im Palace of Westminster aufgebahrt ist. Foto: Markus Schreiber/AP…
Keystone/AP POOL/Markus Schreiber

Für den gigantischen Staatsakt koordinieren Polizei, Geheimdienste und Anti-Terror-Einheiten in Grossbritannien eine der grössten Sicherheitsoperationen, die die Hauptstadt je erlebt hat. Über 10 000 Mitglieder des britischen Militärs sollen im Einsatz sein. «Es ist enorm», sagte der Chef des Verteidigungsstabes, Admiral Tony Radakin, der BBC. Zahllose Monarchen sowie Staats- und Regierungschefs aus aller Welt wurden erwartet. Noch am Sonntagabend wollte König Charles III. (73) die Staatsgäste im Buckingham-Palast empfangen.

Tags zuvor zeigten sich Charles und sein Sohn Prinz William (40) noch ganz volksnah. Die beiden statteten den Wartenden in der Schlange einen Überraschungsbesuch ab. Die Menge begrüsste sie am Samstag mit Applaus, Jubel und «God save the King»-Rufen. Und auch Prominente wollten einen Blick auf den Sarg werfen. So reihte sich am Freitag der Ex-Fussballstar David Beckham ein.

Für einen kurzen Schockmoment sorgte derweil ein Zwischenfall am Freitagabend. Ein Mann rannte in Richtung des Sargs, wurde aber schnell festgenommen.

Angesichts der Massen an Trauernden rief das britische Kulturministerium am Sonntag dazu auf, sich nicht mehr in der Warteschlange zum Sarg der Queen anzustellen. «Um Enttäuschungen zu vermeiden, fahren Sie nicht mehr los, um sich in die Warteschlange einzureihen», schrieb das Ministerium auf Twitter.

Die Kinder und die acht Enkel der Queen hielten am Samstag eine 15-minütige Totenwache am Sarg. Ausnahmsweise durfte Harry zu diesem Anlass auch eine militärische Uniform tragen. Obwohl der 38-Jährige in Afghanistan gedient hatte, bleibt ihm dies wegen seines Rückzugs aus dem Königshaus sonst eigentlich verwehrt.

Queen Elizabeth II. war am 8. September im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben. Ihr Sarg sollte noch bis zum frühen Montagmorgen in der Westminster Hall - dem ältesten Teil des britischen Parlaments - aufgebahrt bleiben.

Für ihre Beerdigung hatte die Monarchin nach Angaben des früheren Erzbischofs von York, John Sentamu, bestimmte Vorstellungen. «Die Königin will und wollte nicht das, was man lange, langweilige Gottesdienste nennt», sagte er der BBC. Sie habe ihm das persönlich gesagt.

Etwa 2000 Menschen sind zu dem Staatsakt geladen. Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern und der australische Premierminister Anthony Albanese dürften zu den Gästen mit der weitesten Anreise gehören.

Zahlreiche Vertreter des europäischen Hochadels sind ebenso angekündigt wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, US-Präsident Joe Biden, der französische Präsident Emmanuel Macron, der brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Ein Regierungsbeamter sagte der BBC, der Aufwand sei vergleichbar mit 100 Staatsbesuchen innerhalb weniger Tage.

Mehrere Staaten, mit denen Grossbritannien schlechte oder gar keine Beziehungen hat, haben keine Einladung erhalten. Am auffälligsten ist das Fehlen Russlands.

Als besondere Ehre hingegen gilt die Teilnahme des japanischen Kaisers Naruhito und seiner Gemahlin Kaiserin Masako. Japanische Monarchen nehmen traditionell eigentlich nicht an Bestattungen teil, weder im eigenen Land noch im Ausland. Für Erstaunen sorgen dürfte aber, dass Naruhito wie die allermeisten Ehrengäste mit einem Bus zur Westminster Abbey reisen soll. Das soll helfen, ein Verkehrschaos zu vermeiden. Wie die BBC berichtete, soll es nur sehr wenige Ausnahmen geben, etwa für US-Präsident Biden oder den israelischen Staatschef Izchak Herzog.

Nach dem Gottesdienst in der berühmten Westminster Abbey am Montag findet die eigentliche Beisetzung nicht in London, sondern im westlich gelegenen Windsor statt, wohin der Sarg gefahren wird. Ihre Letzte Ruhestätte soll die Queen am Abend bei einer privaten Beisetzung in der St.-George-Kapelle auf Schloss Windsor erhalten - an der Seite ihres im vergangenen Jahr gestorbenen Ehemannes Prinz Philip.

Noch am Sonntagabend war für 20.00 Uhr (Ortszeit) eine nationale Schweigeminute angesetzt - ein letztes Innehalten der Untertanen für ihre Queen. In einer vorab aufgezeichneten Videobotschaft sagte Königsgemahlin Camilla: «Sie war immer Teil unseres Lebens.» Sie selbst könne sich an niemand Anderen an der Spitze erinnern, erzählte Camilla - und würdigte die Ausstrahlung der Queen: «Ich werde mich immer an ihr Lächeln erinnern. Ihr Lächeln ist unvergesslich.»

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