Benken feiert seine Fasnachstraditionen
Mit einem Galaabend haben die Benknerinnen und Benkner den 50. Kostümball am Schmutzigen Donnerstag begangen. Berührend war der Moment, als Mitwirkende und Gäste einem Fasnachts-Urgestein gedachten.
Mit einem Galaabend haben die Benknerinnen und Benkner den 50. Kostümball am Schmutzigen Donnerstag begangen. Berührend war der Moment, als Mitwirkende und Gäste einem Fasnachts-Urgestein gedachten.
von Marco Huber
Exakt um 18.18 Uhr am Schmutzigen Donnerstagabend eröffnet der Präsident des 11er-Rats, Bruno Dönni, den 50. Kostümball. Mit einem Potpourri bestehend aus vergangenen Fasnachtsmottos wird in der Benkner Rietsporthalle der traditionelle Kostümball eingeleitet.
Es ist ein spezieller Ball für das fasnachtsverrückte Dorf. In diesem Jahr feiern verschiedene Benkner Fasnachtstraditionen ihr 50-Jahr-Jubiläum – darunter der Kostümball am Schmutzigen Donnerstag, die Plakette, von der jährlich rund 2000 Exemplare produziert werden, und die Ernennung des «Tschämpien», die ehrwürdigste Auszeichnung, die man in Benken erfahren kann.
350 Gäste haben den Weg in die Rietsporthalle gefunden. Diese ist festlich geschmückt mit Fahnen, Ballons, Lametten. Die Gäste erscheinen ausnahmslos kostümiert und nicht wenige in aufwendigen, selbstgemachten und mottogerechten Verkleidungen. «Häxtravagant» lautet das Jubiläumsmotto, in dessen Zeichen die ganze «Fasnacht Bänggä» steht. Schnell wird klar, welch hohen Stellenwert die Fasnacht für die Leute in der knapp 3000-Seelen-Gemeinde hat.
Die Benkner sind stolz auf ihre Fasnacht, die längst Kultstatus erlangt hat und nicht nur im Linthgebiet viele Leute anzieht, sondern auch aus anderen Kantonen. Der «Schmudo» jedoch ist der Abend der Einheimischen, während vor allem zum grossen Umzug am Samstag die Leute von nah und fern herbeiströmen. «Am Schmudo ist man als richtiger Benkner einfach dabei», findet ein älterer Herr, der sich als Stammgast outet.
Die Sache mit dem Martini
Im Publikum sind verschiedene Generationen vereint. Diese Kultur ist generationenübergreifend gewachsen. Das gilt auch für die Gruppierungen, die auf der Bühne auftreten. Soeben erleben die «Hageldichter» ihre Feuertaufe. Die vier jungen Fasnächtler geniessen schnell die Sympathien der Zuhörer und stimmen ein fröhliches Gejohle an. Stadion-Atmosphäre im Festsaal. Die Clique nimmt die ewige Rivalität zwischen Benken und Kaltbrunn auf die Schippe. Die Kaltbrunner führten letzten Sommer den Fasnachtsumzug nachträglich durch, den sie wegen der Coronapandemie absagen mussten – ein gefundenes Fressen für die Benkner Cliquen. Sieben davon treten heuer auf. Dazu zählen auch die «Bäd Mam’s». Die vier Frauen aus dem 11er-Rat bilden die einzige Frauengruppe. Gesanglich und kompositorisch überzeugen die «Schnitte». Sie dichten Hits um und verleihen den neu entstandenen Liedern eine zünftige Ladung Lokalkolorit.
Ein Song handelt vom Martini. Benken ist der Ort mit dem wohl höchsten Martini-pro-Kopf-Konsum weltweit. Der Drink gehört zur Fasnacht wie die Konfetti. Begründet wurde der Martini-brauch von den «Gliisser», eine der Ur-Cliquen. Auf ihrer Tour durch die Benkner Beizen hatten die Cliquen meist nur Zeit für einen kurzen Drink. «Da haben wir gemerkt, dass ein Martini ideal ist, weil der wahnsinnig schnell runter geht. Und so ist daraus dann eine Tradition geworden», erklärt einer der «Gliisser» sichtlich stolz.
Im Laufe der letzten 50 Jahre sind neue Traditionen entstanden. Dazu zählt auch der «Türggä-Buzzi», eine Kreatur aus Maisstroh, die während der Fasnachtszeit auf der Gemeindehauskanzel thront. Am Fasnachtsdienstag wird sie verbrannt. Es geht bei diesem heidnischen Brauchtum darum, den Winter und auch die bösen Geister auszutreiben.
Ehre für den «Tschämpien»
Bekannt ist die Fasnacht auch für die Büttenreden, wie man sie vom Karneval in Köln und Mainz kennt. Eine ganz besondere Rede erfährt der neue «Tschämpien». Mit diesem Titel wird eine Person für ihre Dienste für die Fasnacht und für das Allgemeinwohl geehrt. In 50 Jahren gab es 37 Männer und 13 Frauen, denen diese Ehre zuteil wurde.
Dieses Jahr geht der Titel an Angi Jud, die sich seit Jahren in verschiedenen Funktionen für die Fasnacht einsetzt. Jud folgt auf Bruno Dönni, den grossen Zampano am «Schmudo». Er führt zum 20. und letzten Mal durch den Kostümball. «Es ist Zeit geworden, diese Verantwortung Jüngeren zu übergeben», sagt Dönni. Das Fasnachtszepter übernimmt Jonas Schnider, der schon im 11er-Rat sitzt und Kopf der «Schnitte» ist.
Vor seiner Verabschiedung von der «Schmudo»-Bühne sorgt Dönni für den emotionalen Höhepunkt des Abends. Zu Ehren des letzten November verstorbenen Geri Kühne stimmt er das «Bänggner Lied» an. Das Publikum singt andächtig und inbrünstig mit. Das Lied hatte Kühne einst geschrieben. Er war einer der innovativen Köpfe, die den Kostümball 1973 ins Leben riefen. Seither wurde dieser ununterbrochen durchgeführt – zu Beginn noch im Restaurant «Rössli».
Kühne war ein Urgestein der Benkner Fasnacht. Als grosser Fan der alemannischen Fasnacht hat er den Kostümball mit närrischem Unterhaltungsprogramm, Büttenreden, Schnitzelbanken, Gesangseinlagen, Guggenmusik und einheitlichem Motto mitinitiiert. Damit wurde die «Fasnacht Bänggä» revolutioniert. Während 49 Jahren prägte Geri Kühne den Kostümball durch seine «Tschämpien»-Reden. Das Dorforiginal wurde vor einigen Jahren zum «Ehren-Tschämpien» ernannt. Kein Name war und ist über die letzten 50 Jahre so eng mit der Benkner Fasnacht verknüpft wie seiner.
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