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Glarus Nord erteilt dem Niederurner Verkehrsverein eine Abfuhr

Der Verkehrsverein Niederurnen organisiert zum ersten Mal ein Fridlisfüür. Die Gemeinde Glarus Nord unterstützt den Anlass genau deshalb nicht: Das Fridlisfüür habe dort keine Tradition.

Sara
Good
06.03.23 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Fest auf dem ehemaligen Röhrenlagerplatz: Ivan Büchi (links) und Bruno Weber bringen zusammen mit ihren Gspänli vom Verkehrsverein Niederurnen den Brauch des Fridolinsfeuers in ihr Dorf.
Fest auf dem ehemaligen Röhrenlagerplatz: Ivan Büchi (links) und Bruno Weber bringen zusammen mit ihren Gspänli vom Verkehrsverein Niederurnen den Brauch des Fridolinsfeuers in ihr Dorf.
Bild Sara Good

Heute Montag ehrt das Glarnerland seinen Patron, den heiligen Fridolin. Fast 20 Fridolinsfeuer-Anlässe finden sich auf der Eventplattform Glarner Agenda. In diesem Jahr wird die jahrhundertealte Tradition erstmals auch in Niederurnen gefeiert. Die Eternit stellt dafür ihren ehemaligen Röhrenlagerplatz zur Verfügung. «Der Kiesplatz ist optimal geeignet und kann nachher wieder sauber aufgeräumt werden», sagt Mitorganisator Bruno Weber, Präsident des Verkehrsvereins Niederurnen.

Am Gedenktag gebe es ein traditionelles Fridolinsfeuer, ohne Böögg und nur mit «sauberem Holz». Ab 18.30 Uhr lesen die Niederurner Bibliothekarinnen den Kindern Geschichten zum Fridlisfüür vor. Zudem gibt es Getränke und Würste vom Grill. Die Feier soll zur Attraktivität des Dorfes beitragen. Die Vorstandsmitglieder verfolgen aber auch ein Eigeninteresse am Anlass, da alle Kinder im Schulalter haben. Weshalb sie mehr Anlässe für Familien organisieren wollen. Die Kinder würden von der Werbung bis zum Aufstellen und Abbrechen auch gleich selber mit anpacken.

«Keine Tradition»

Ein herber Dämpfer kassierte der Verein im Januar, als die Gemeinde Glarus Nord bekannt gab, dass sie den Anlass nicht unterstützt. Mirko Slongo, Bereichsleiter Gesundheit, Jugend und Kultur, begründet den Entscheid: Weil «die Ortschaft Niederurnen bei der Durchführung eines Fridolinsfeuers im Dorf über keine Tradition verfügt», gebe es keine Unterstützung seitens Gemeinde. Anders bei den Festen in Näfels, Oberurnen und Bilten, bei denen die Gemeinde bei «der Organisation, mit Sachdienstleistungen und/oder mittels finanziellen Mitteln» hilft.

Beim Verkehrsverein Niederurnen trifft die Begründung auf Unverständnis. Die Kosten für das Fridolinsfeuer trage der Verein nun selbst. «Unserer Meinung nach ist das Fridlisfüür nicht auf die Dörfer fixiert, sondern ein Brauch fürs ganze Glarnerland», so Ivan Büchi, der seit einem Jahr im Vorstand des Verkehrsvereins ist. Er selber ist wegen des Entscheids nicht enttäuscht, im Gegenteil: «Es ist eher ein Ansporn, den Anlass trotzdem durchzuführen», sagt Büchi und lacht.

Der Verkehrsvereinspräsident Bruno Weber ergänzt, dass es nicht um den finanziellen Aspekt gehe. «Wir hätten uns gewünscht, dass die Gemeinde einen Verein unterstützt, der sich für die Öffentlichkeit und die Kultur einsetzt», so Weber. Diesen Gedanken bestätigt auch Mirko Slongo von der Gemeinde. Jedoch sei das mit den unterstützten Anlässen wie dem Chlausmarkt, der Bundesfeier und dem Silvesterschellnen schon jetzt der Fall.

Die Geschichte des Fridlisfüür

Das Fridlisfüür ist ein alter Glarner Feuerbrauch zum Gedenken an den heiligen Fridolin. Der Schutzpatron des Kantons Glarus gründete im 6. Jahrhundert das Kloster Säckingen und verbreitete das Christentum im Glarnerland – so die Überlieferungen. Vermutlich ist das Fridolinsfeuer aber kein rein christlicher Brauch. Seine Ursprünge könnten aus der vorchristlichen Zeit stammen.

Früher waren die Jugendlichen und Kinder für das Fridlisfüür verantwortlich. In der Freizeit sammelten sie allerlei Brennbares und stapelten es auf einen Haufen. Unter den Dörfern entbrannte ein regelrechter Konkurrenzkampf, welches Feuer am längsten brannte oder welches das grösste war. Es ging sogar so weit, dass konkurrierende Dörfer versuchten, das Feuer der anderen bereits im Vorfeld anzuzünden.

Heute ist der 6. März mit dem Fridolinsfeuer ein Fest für die ganze Bevölkerung. In einigen Dörfern verschwand der Brauch zeitweise. Wie Susanne Peter-Kubli in ihrem Buch «Lebendiges Glarnerland» schreibt, wurde die Tradition in Näfels und Netstal in den 80er-Jahren wieder aufgegriffen. Auch an anderen Orten der Schweiz gibt es solche Feuerbräuche, wie etwa das Sechseläuten in Zürich. Das Licht und die Wärme des Feuers sollen den Winter vertreiben. (gos)

Sara Good verantwortet die Glarner Inhalte auf «suedostschweiz.ch». Zudem kreiert sie multimediale Inhalte und schreibt Artikel für die «Glarner Nachrichten». Sie hat den Diplomlehrgang am MAZ absolviert und Multimedia Production in Chur studiert. Mehr Infos

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Danke für den interessanten Artikel zum aktuellen Thema. Herzliche Gratulation dem Verkehrsverein von Niederurnen und allen freiwilligen Helfern, denen es gelungen ist, ohne finanziellen Beitrag der Gemeinde (....) einen denkwürdigen und nachhaltigen Anlass zu organisieren. Die fadenscheinige Begründung um das Fridlisfüür nicht zu unterstützen, da dies in Niederurnen keine Tradition sei, ist lächerlich und gschämig. Den Veranstaltern wünsche ich, dass zukünftig das Fridlisfüür auch in Niederurnen zur Tradition gehört.

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