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In Graubünden gedeiht der Whisky gut

Vergangene Woche wurde ein Bündner Whisky nach vier Jahren Lagerung getauft und kann nun verkostet werden. Er ist aber nicht der einzige seiner Sorte, der in Graubünden hergestellt wird.  

Südostschweiz
12.11.22 - 09:06 Uhr
Ereignisse

Graubünden ist bekannt für das eine oder andere Alkoholprodukt. Was den meisten wahrscheinlich als erstes einfällt, ist Röteli, Wein aus der Bündner Herrschaft oder das altbekannte Calanda-Bier. Was es jedoch auch immer häufiger zu verkosten gibt: Bündner Whisky. Mehrere Brennereien gibt es mittlerweile im Kanton und die Hersteller sind sich einig: Graubünden ist prädestiniert als Whisky-Produktionsort.

Vier Jahre ruhen

Der neueste Bündner Whisky wurde am vergangenen Samstag im Bernina Hospiz getauft und das nicht von irgendeinem Taufgötti: Bundesrat Ueli Maurer eröffnete die Degustation des Bernina Whisky. Wie das Unternehmen Swiss Alpine Spirit in einer Mitteilung schreibt, ist der Bernina Whisky aus einer engen Kooperation zwischen Graubünden und dem Wallis entstanden. Mehr als vier Jahre lang lagerte der Bernina Whisky im Engadin und im Wallis und kann nun verkostet werden.

Es ist bereits die zweite Generation an Whisky, die der Verwaltungsrat und Mitinhaber der Firma, Reto Rauch, präsentieren kann. Besonders stolz ist Reto Rauch darauf, dass der Berg-Whisky mit einheimischen Rohstoffen aus dem Berggebiet entstehen konnte. Dies verrät er gegenüber Radio Südostschweiz. «Die Voraussetzungen für die Produktion in der Schweiz sind optimal. Wir haben einheimische Rohstoffe und sehr gute Lagerbedingungen hier, das ist sehr speziell. Unser Whisky wird tief unter dem Nationalpark an einem feuchten Ort mit konstanter Temperatur gelagert.» Der Bernina Whisky wurde über vier Jahre gelagert.

Die Geschichte des Whiskys

Das Destillat Whisky kommt ursprünglich aus Schottland, der erste urkundliche Beweis für die Whisky-Herstellung stammt aus dem Jahr 1494. In der Schweiz ist die Whisky-Produktion aber viel jünger: Das Destillieren von Grundnahrungsmitteln war bis 1999 streng verboten. Dies kam noch aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Whisky hat drei Grundkomponenten: Getreide, Wasser und Hefe. Die Herstellung ist in fünf Schritte unterteilt:

1.     Mälzen: Durch einen kontrollierten Keimvorgang entsteht ein Starkbier. Das Mälzen ist notwendig bei der Whisky-Herstellung, ist aber auch für das Bierbrauen notwendig.

2.     Gärung: Die gemälzte Gerste wird gemahlen. Die Hefe verwandelt dann den Zucker in Alkohol.

3.     Brennen: Der Alkohol wird in einem Destillierkolben gebrannt. Dieser Vorgang wird zwei- bis dreifach durchgeführt. Zuerst wird ein Rohbrand durchgeführt, danach der Feinbrand.

4.     Abfüllen: Das Destillat wird in ein Holzfass gefüllt, um danach gelagert werden zu können. Das Fass darf nicht mehr als 700 Liter umfassen.

5.     Reifung: Gesetzlich muss der Whisky drei Jahre und eine Nacht in einem Fass reifen, um als Whisky zu zählen.

Der Bernina Whisky ist aber nicht der einzige seiner Sorte. Eine weitere wird hoch in den Bergen produziert: Auf der Bergstation Corvatsch, auf 3303 Metern, liegt die weltweit höchstgelegene Whisky-Destillerie. Der Weltrekord ist aber inoffiziell, erklärt Rinaldo Willy gegenüber Radio Südostschweiz. Er ist Gründer des Orma Swiss Whisky. «Wir wollten herausfinden, ob die Höhe bei der Reifung des Whiskys einen Einfluss hat», so Willy. Der Whisky-Kenner ist aber ehrlich: «Auf den Whisky merkt man keinen grossen Effekt, da er nach dem Brennen bis zu 12 Jahre im Holzfass reift.» Beim Gin, welcher ebenfalls auf dem Corvatsch gebrannt wird, merke man den Unterschied deutlicher.

Auch Willy ist überzeugt von Graubünden als Whisky-Produktionsort. «Whisky ist die Königsdisziplin der Destillate und hat einen gewissen Mythos mit der schottischen Herkunft. Das schottische Hochland ist vergleichbar mit unserer Berglandschaft.»

Graubünden inspiriert die Whisky-Hersteller im Kanton. Verschiedene Whiskys werden bereits jetzt in der Region hergestellt und verkauft. Vielleicht werden also schon bald noch mehr Whisky-Destillate in Bündner Holzfässern lagern. (nua/scn)

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