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Wenn der Wind einfährt

Am Dienstagabend erlebte Davos ein Gewitter in einer für das Hochtal ungewohnten Heftigkeit. Gefolgt von Hagelschlag am nächsten Abend.

Barbara
Gassler
14.07.23 - 06:25 Uhr
Ereignisse
Die Hagelkörner auf dem Sportplatz verleiteten schnell zu allerlei Kreativität.
Die Hagelkörner auf dem Sportplatz verleiteten schnell zu allerlei Kreativität.
zVg

Er sei noch am Dienstagabend zu einer ersten Übersicht aufgebrochen, erzählt Förster Timo Wattinger. In seinem Revier Nord hatten die Fallwinde besonders heftig gewütet. «Ich hütete mich aber, in den Wald zu gehen. Das ist während oder unmittelbar nach einem solchen Sturm viel zu gefährlich.» Am nächsten Morgen stellte sich dann heraus, dass das Gewitter vor allem im vorderen Flüelatal vom Höfjiwald bis zur Alp Inschlag Schäden verursacht hatte. «Bis wir aber eine vollständige Übersicht haben, werden sicher noch bis zu vier Wochen vergehen.» Etwa solange werde es auch dauern, bis die umgestürzten Bäume weggeräumt und die geschwächten Bäume gefällt seien. «Nicht jeder Baum fällt sofort. Er kann noch Monate, sogar Jahre, stehen bleiben, doch bei einem nächsten Ereignis gibt er dann nach.» Besonders gefährdet sind Bäume, denen die «Gspänli» abhandengekommen sind. «Bäume wachsen oft im Verbund und vertragen es schlecht, wenn alle anderen rundherum plötzlich fehlen», erklärt Wattinger.

Werk weniger Momente: Eine mehr als ein halbes Jahrhundert alte Fichte, wurde vom Wind gefällt.
Werk weniger Momente: Eine mehr als ein halbes Jahrhundert alte Fichte, wurde vom Wind gefällt.
bg
Timo Wattinger zeigt das faule Holz im Wurzelstock einer umgestürzten Fichte. «Eine solche Schwächung ist von aussen kaum zu sehen, kann bei einem Sturmereignis aber fatal sein.»
Timo Wattinger zeigt das faule Holz im Wurzelstock einer umgestürzten Fichte. «Eine solche Schwächung ist von aussen kaum zu sehen, kann bei einem Sturmereignis aber fatal sein.»
bg
Auch mächtige Bäume hatten der Wucht des Sturmes nichts entgegen zu setzen.
Auch mächtige Bäume hatten der Wucht des Sturmes nichts entgegen zu setzen.
bg
Wo sich die Stämme nur noch gegenseitig aufrecht halten, muss mit der Säge eingegriffen werden.
Wo sich die Stämme nur noch gegenseitig aufrecht halten, muss mit der Säge eingegriffen werden.
bg
Bäume knickten unter der Wucht des Sturmes wie Zündhölzer.
Bäume knickten unter der Wucht des Sturmes wie Zündhölzer.
bg
Entlang des ganzen Weges reihen sich umgestürzte Bäume aneinander.
Entlang des ganzen Weges reihen sich umgestürzte Bäume aneinander.
bg

Im Dienst der Sicherheit

Stehen solche Bäume entlang von Wegen oder an viel frequentierten Stellen, ist es umso wichtiger, sie vorausschauend zu entfernen – so, wie es gerade im Färich geschieht. Dort hatten die vom Gewitter verursachten Windwirbel unmittelbar hinter dem Bike-Park zwischen zwanzig und dreissig Bäume mitsamt den Wurzeln ausgerissen. «Bei weiteren fünfzehn bis zwanzig Bäumen wurden die Wipfel gekappt.» Wo die Bäume bereits am Boden sind, werden sie nun verwertet. «Oft sind die umgestürzten Bäume im Inneren faul und können nur noch als Brennholz verwendet werden.» Etwas weniges komme auch als Sägeholz infrage. Doch auch die Restlichen dürfen nicht stehen bleiben. Um die Wege möglichst schnell wieder begehbar zu bekommen, müssen die Mitarbeiter des Forstes alle bereits geplanten Arbeiten stehen und liegen lassen und sich zuerst der Beseitigung der Sturmschäden widmen. «Wie lange wir dafür brauchen werden, kann noch nicht gesagt werden. Sicher ist jedenfalls, dass wir uns zuerst den viel begangenen Bereichen widmen werden.»

Im Färich zwischen dem Bike Park und dem Sagastutz bleibt vom älteren Fichtenbestand danach nur noch wenig übrig. «Das gibt den dort vorhandenen Laubgehölzen eine Chance, aufzuwachsen. Doch mittelfristig werden sicher die heute noch jungen Fichten aufschiessen.» Der Forst würde in die dort entstehende Waldverjüngung nur bedingt eingreifen. Im Gegenteil: Es sei für sie ein interessantes Experiment zu sehen, welche Baumfamilien sich im Zuge der Klimaveränderung neu bilden würden. «Grundsätzlich wünschen wir uns einen diversen Wald mit unterschiedlichen Altersstruktur und Baumarten», fährt Wattinger fort. «Denn ein solcher ist wiederstandfähiger. Nicht nur gegen Sturmereignisse.»

Bei der Residenz Helvetia beschädigte ein umgestürzter Baum die Fassade.
Bei der Residenz Helvetia beschädigte ein umgestürzter Baum die Fassade.
ad

Kleine Schäden im Ortsbereich

Nur von einem einzigen Baum, der auf eine Baustellenleitung gefallen sei, berichtet der Leiter Netz beim EWD, Thivagan Kanagasabai. «Da es nachts passierte, gab es keinerlei Einschränkungen». Einige Schäden brachte hingegen ein umgestürzter Baum an der Oberen Strasse mit sich. Der Sturm liess eine Fichte auf die Residenz Helvetia stürzen. Wie die zuständige Verwalterin Claudia Busch von Guyan und Co. auf Anfrage der DZ erklärt, sei die Spitze des Baumes auf dem Dach gelandet. Der Stamm sei auf die Fassade gestürzt und habe an einer Stelle die Dämmung rausgerissen. Auch ein kleines Fenster ging zu Bruch. «Glücklicherweise kamen aber keine Personen zu schaden», so Busch. Nun gelte es, die Fassade zu sanieren, vorerst provisorisch, später sollen neue Platten angebracht werden.(bg/ad)

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