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Gemeinsame Forschung: Bier und Schuhe

Im Anschluss an die Landrats­sitzung von vergangener Woche ging es für Parlamentarier und Behörden hinauf an die Obere Strasse zum Besuch des «Innovation Center Davos» (ICD). Seit Kurzem befindet es sich im ehemaligen SIAF-Gebäude und in der Villa Fontana nebenan.

Barbara
Gassler
03.09.22 - 07:14 Uhr
Ereignisse
Die Landräte Seraina Mani und Christian Thomann (EVP) sowie Markus Suter (r.) von Davos Instruments flankieren «Roboy», der 2013 im AI-Labor der ETH entstand und nun das Maskottchen des «Lab42» ist.
Die Landräte Seraina Mani und Christian Thomann (EVP) sowie Markus Suter (r.) von Davos Instruments flankieren «Roboy», der 2013 im AI-Labor der ETH entstand und nun das Maskottchen des «Lab42» ist.
bg

Die Gebäude befinden sich im Besitz des Schweizerischen Forschungsinstituts für Hochgebirgsklima und Medizin Davos (SFI), der Mutterstiftung der in Davos ansässigen «Schweizerisches Institut für Allergie- und Asthmaforschung» (SIAF) und «Physikalisch-Meteorologisches Observatorium Davos und Weltstrahlungszentrum» (PMOD/WRC). So war es an SFI-Präsident Walter Ammann, die Besucher zu begrüssen: «Die neuerliche Vermietung der Räumlichkeiten nach dem Umzug des SIAF ist eine grosse finanzielle Erleichterung für die Stiftung». Seit zwei Jahren werden einige Büros an das PMOD/WRC vermietet, und mit ihnen eingezogen, ist auch deren Spin-off «Davos Instruments». Das seit 2016 tätige Unternehmen entwickelt und vertreibt Radiometer (Pyrheliometer), die ursprünglich am PMOD geschaffen wurden und als Referenz zur Kalibrierung anderer Geräte dienen. «Inzwischen interessieren sich auch Bauer von Solaranlagen für unsere Geräte», erklärte Mitgründerin Valeria Büchel. Lange war PMO6 ihr Zugpferd, heute ist es die Weiterentwicklung PMO8. Warum PMO7 eine ganz andere Form und Konsistenz hat, erklärteLandrat Christian Thomann, der im PMOD/WRC arbeitet: «Bei einem der regelmässig stattfindenden Pyrheliometervergleiche war der Durst sehr gross. Also beschaffte ich Bier aus Monstein, das seither den stolzen Namen PMO7 trägt.» «Davos Instruments» verbreitert derweil seine Produktepalette und hat ein Gerät mit Namen «SnowImager» entwickelt, das einmal das mühsame ausschaufeln von Schneeprofilen ersetzen soll.

Lebt vom Austausch

Dies geschah in Zusammenarbeit mit den anderen Davoser Instituten und zeigt exemplarisch die Idee des «Davos Innovation Center». Als einen Begegnungsort von Ideen und Talenten beschrieb denn auch Regionalentwicklerin Valérie Favre Accola das Zentrum, das neu auch einen Co-Working-Space anbietet. Neben Einzelzimmern für das konzentrierte Arbeiten bietet die Infrastruktur auch Begegnungs- sowie Sitzungsräume und sogar sanitäre Anlagen. «Die Leute suchen den Austausch mit anderen kreativen Köpfen», begründete Favre Accola und stellte die baldige Aufschaltung des Angebots im Netz in Aussicht.

Epizentrum der weltweiten Forschung

Voll im Betrieb ist dagegen «Lab42», das Davos als Epizentrum der weltweiten Forschung an künstlicher Intelligenz (AI) etablieren will. «Wenn es darum geht, Regeln zu entschlüsseln und anzuwenden, ist der Computer unschlagbar», erklärte dazu Gründer Pascal Kaufmann. «Wir wollen uns darauf konzentrieren, das Prinzip von Intelligenz zu knacken.» Jedem Menschen würden unzählige Dingen einfallen, die mit einem Paar Schuhe angestellt werden könnten, veranschaulichte er. «Das ist der grundsätzliche Unterschied zum Computer.» Um das menschliche Potenzial anzuzapfen, brauche man aber nicht kreativen Köpfe nach Davos zu bringen – obwohl der Ort bei einer Umfrage zum Wunscharbeitsort oben aus geschlagen habe, wie Kaufmann verriet. Die Vernetzung geschieht digital, und die Arbeit soll in brauchbaren Applikationen münden: «Unser Ziel ist, eine künstliche Intelligenz zu schaffen, die lernen kann, wie ein neugieriges Kind».

Hightech aus Davos: Das unauffällig Äussere verbirgt ein hochkomplexes und sensibles Innenleben.
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bg
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