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Die Chronologie der Ereignisse in Brienz/Brinzauls

Es ist so weit: Wegen eines bevorstehenden Felssturzes wird das Dorf Brienz/Brinzauls bis Freitag evakuiert. Wir blicken auf die wichtigsten Ereignisse der letzten sechs Jahre zurück.

10.05.23 - 17:55 Uhr
Ereignisse
In akuter Gefahr: Dem Dorf Brienz/Brinzauls im Albulatal steht ein Felssturz bevor.
In akuter Gefahr: Dem Dorf Brienz/Brinzauls im Albulatal steht ein Felssturz bevor.
Bild Keystone

Im Dorf Brienz/Brinzauls im Albulatal steht ein Gefährdungsereignis kurz bevor. Bis zu 1,9 Millionen Kubikmeter Fels der sogenannten «Insel» im Rutschgebiet sind im Begriff abzubrechen – und stellen eine existenzielle Gefahr für Leib und Leben dar. Die Ortschaft wird bis Freitag nun auf Anordnung der Gemeinde Albula/Alvra evakuiert. Wir blicken auf die wichtigsten Ereignisse im Zusammenhang mit dem Brienzer Rutsch der letzten sechs Jahre zurück.

Montag, 22. Mai 2017: 
Das Amt für Wald- und Naturgefahren erklärt das Dorf Brienz/Brinzauls zur roten Zone. Das hat etwa zur Folge, dass keine Neubauten mehr errichtet werden dürfen.

Donnerstag, 7. März 2019:
Das Rutschgebiet wird aus Sicherheitsgründen vorübergehend gesperrt. Das Risiko eines Stein- und Blockschlages ist zu hoch.

Freitag, 3. Mai 2019:
Über einen Meter rutscht das Dorf Brienz/Brinzauls gemäss neuen Messungen talwärts. Die Bewegungen haben sich damit deutlich intensiviert.

Montag, 12. August 2019:
Infolge eines Felssturzes rollt ein 100 Tonnen schwerer Felsbrocken auf das Dorf zu. Brienz/Brinzauls kommt mit dem Schrecken davon: Schäden gibt es keine.

Donnerstag, 18. März 2021:
Als Reaktion auf die immer stärkeren Bewegungen soll ein über 600 Meter langer Sondierstollen das fragile Rutschgebiet stabilisieren. Der Kanton beteiligt sich mit 9,5 Millionen Franken am Bau.

Dienstag, 21. September 2021:
Der Bau des Sondierstollens beginnt. Das Projekt kostet knapp 14 Millionen Franken.

Mittwoch, 25. Mai 2022:
Gesteinsbrocken lösen sich vom Brienzer Rutsch und landen auf der Kantonsstrasse zwischen Lantsch/Lenz und Brienz/Brinzauls. Ein Brocken überrollt die abgesperrte Gefahrenzone.

Samstag, 17. September 2022:
Die Bewegungen im Brienzer Rutsch beruhigen sich, doch der Bereich «Insel» bereitet Sorgen. Das Abbruchrisiko ist gemäss Informationsbulletin gestiegen, gerade im Fall von starken Niederschlägen. Die Sicherheit der Bevölkerung ist aber gewährleistet.

Freitag, 14. Oktober 2022:
Die Geschwindigkeiten der Rutschungen «Berg» und «Dorf» nehmen dank des Sondierstollens ab, jene in den Bereichen «Insel» und «West» jedoch zu.

Samstag, 12. November 2022:
Der 635 Meter lange Sondierstollen soll unter dem Rutschbereich «Dorf» zu einem zwei Kilometer langen Entwässerungsstollen ausgebaut werden, wie die Gemeinde Albula/Alvra mitteilt. Der Start der Bauarbeiten ist für Oktober 2023 angesetzt.

Mittwoch, 7. Dezember 2022:
Das Bündner Parlament spricht einen Kredit in Höhe von 40 Millionen Franken für die Erweiterung des Entwässerungsstollens.

Freitag, 13. Januar 2023:
177 Millionen Franken – so hoch liegt die potenzielle Schadenssumme eines Rutschereignisses im Bereich Dorf, wie die Gemeinde Albula/Alvra schreibt.

Freitag, 17. Februar 2023:
Das Projekt Entwässerungsstollen ist aufgegleist: Die Bauarbeiten sollen im Frühling 2024 beginnen und rund zweieinhalb Jahre dauern. Die Rutschungsgeschwindigkeit ist derweil auf niedrigem Niveau stabil.

Dienstag, 21. März 2023:
Die Rutschungsgeschwindigkeiten nehmen im Grossen und Ganzen zwar ab, nicht aber im Bereich «Insel». Das akute Gefährdungsszenario eines Bergsturzes droht.

Montag, 3. April 2023:
Bis im Frühsommer könnte sich ein Bergsturz in Brienz/Brinzauls ereignen, wie die Gemeinde Albula/Alvra warnt – die am 13. April über angepasste Evakuierungspläne informieren will.

Freitag, 7. April 2023:
Die Basis des Bereichs rutscht mit zunehmender Geschwindigkeit. Experten sehen einen Felssturz unmittelbar bevor. Die Kantonsstrasse wird abgesperrt, für das Dorf selbst besteht keine akute Gefahr.

Donnerstag, 13. April 2023:
Die Lage sei «sehr beunruhigend», teilt ein Geologe im Rahmen einer in Tiefencastel ausgetragenen Informationsveranstaltung mit. Auf zehn Prozent beziffert er die Chance eines Bergsturzes, der das gesamte Dorf Brienz/Brinzauls verschütten könnte. Bewohnerinnen und Bewohner sollen sich auf eine Evakuation vorbereiten, die bereits im Frühsommer erforderlich sein könnte. Es geht um insgesamt 1,9 Millionen Kubikmeter Gestein im Bereich «Insel».

Mittwoch, 3. Mai 2023:
Die Gemeinde Albula/Alvra setzt die Bevölkerung darüber in Kenntnis, dass ein Felssturz bis im Frühsommer zu erwarten sei. Für die baldige Evakuierung führt sie, je nach Gefährdungsstand, ein Phasensystem von «Grün» bis «Rot» ein.

Freitag, 5. Mai 2023:
Nur zwei Tage später gibt es die erste Verschärfung der Gefahrenlage: Phase «Gelb» gilt. Ein Bergsturz dürfte sich in zwei bis sechs Wochen ereignen.

Dienstag, 9. Mai 2023:
Die Gemeinde ruft nun die Phase «Orange» aus und ordnet die Evakuation des Dorfes Brienz/Brinzauls bis Freitag, 12. Mai, an. Mit einem Bergsturz wird nun in ein bis drei Wochen gerechnet.

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Samstag, 12. November 2022:
Der 635 Kilometer lange Sondierstollen soll unter dem Rutschbereich «Dorf» zu einem zwei Kilometer langen Entwässerungsstollen ausgebaut werden:
waren das eher 635 Meter ?
Ansonsten ein interessanter Bericht.

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