Dieses 100 Tonnen schwere Schiff wird vom Zugersee auf den Walensee gezügelt
Der Transport des Motorschiffes «Schwyz» ist gleichzeitig logistischer Kraftakt und Zentimeterarbeit. Während vier Nächten wird das Schiff vom Zugersee über den Zürichsee bis nach Weesen verfrachtet.
Der Transport des Motorschiffes «Schwyz» ist gleichzeitig logistischer Kraftakt und Zentimeterarbeit. Während vier Nächten wird das Schiff vom Zugersee über den Zürichsee bis nach Weesen verfrachtet.

von Michael Kohler
Seit das MS «Schwyz» in ihrem Besitz ist, hat die Schiffsbetrieb Walensee AG laut Geschäftsführer (CEO) Daniel Grünenfelder bereits einige schlaflose Nächte hinter sich. Nicht etwa, weil deren Verwaltungsrat den Flottenzuwachs am Walensee infrage stellte. Vielmehr bereitete der zu planende Transport des Schiffs vom Zuger- in den Walensee Kopfzerbrechen. Denn ein Unterfangen dieses Ausmasses – Grünenfelder spricht von «einem der anspruchsvollsten Transportprojekte des vergangenen Jahrhunderts in der Ostschweiz» – will ordentlich geplant und durchgetaktet sein.
«Normalerweise dauern die Vorbereitungen für vergleichbare Projekte rund ein Jahr», erklärte auch Michael Egger, CEO der Emil Egger AG, gestern Montag in der «Sagibeiz» in Murg. Dieser Luxus sei den Beteiligten nicht vergönnt gewesen. Innerhalb von zwei Monaten hätten das Transportunternehmen und die Käppeli AG die Verfrachtung des MS «Schwyz» von einem See zum anderen geplant.
Zwei Monate und Dutzende Instanzen
31 Meter lang und 7,5 Meter breit ist das Schiff mit Baujahr 1998. Entsprechend wird nicht nur ein speziell grosses Fahrzeug für den Transport mit einem Komplettgewicht von 160 Tonnen benutzt. Die Vorkehrungen sind viel weitreichender, wie Egger berichtete: Rampen müssen errichtet, Verkehrssignalisationen zurückgebaut, Bäume gefällt und Sträucher gerodet, Bewilligungen eingeholt und Anstösser informiert werden.

Entsprechend haben die Verantwortlichen innerhalb dieser beiden Monate das Gespräch und die Zusammenarbeit mit diversen Instanzen gesucht, darunter mit verschiedenen Behörden von Gemeinde- bis auf Bundesebene, Bau- und Strassenämtern, Gärtner- und Forstunternehmen, anderen Schiffsbetrieben und etlichen Privaten.
Zu Land, zu Wasser, zu Land
Nun steht die Route. Sie wird ab kommendem Montag in einem Zeitraum von vier Tagen vom Zuger- über den Zürichsee bis hin zum Walensee führen. Dabei müssen die Verantwortlichen auf Überlandstrassen wie Kantons- oder Gemeindestrassen ausweichen, weil der Transportkonvoi auf Autobahnen weder Brücken noch Unterführungen passieren kann. Zu hoch ist die wertvolle Ladung mit rund sechs Metern trotz des Rückbaus von Oberdeck und Steuerhaus im Vorfeld.
Entsprechend werden in diesen vier Tagen respektive Nächten verschiedene Dörfer von Zug via Hirzel bis nach Horgen und von Nuolen bis nach Weesen im Schritttempo passiert. Dabei kann es laut Grünenfelder an verschiedenen Stellen sehr eng werden. «Bei den engsten Manövern müssen wir millimetergenau arbeiten – bei einigen Hausecken bleiben nicht mehr als fünf Zentimeter Abstand.»

Die Teilstrecke Horgen–Nuolen legen die Verantwortlichen auf dem Seeweg zurück. Mithilfe eines 500-Tonnen- und eines 650-Tonnen-Krans wird das MS «Schwyz» dazu im Hafen von Horgen eingewassert und mit denselben beiden Kranen in Nuolen bei Wangen (Schwyz) wieder ausgewassert. Einzig auf der Strecke Nuolen–Weesen ist es möglich, einen Autobahnabschnitt von drei Kilometern für den Transport des Schiffs zu benutzen, nämlich direkt nach der Raststätte Glarnerland.
Dass dieses gesamte Unterfangen in der kommenden Woche diverse Schaulustige anziehen könnte, dessen sind sich der Schiffsbetrieb wie auch die Emil Egger AG und die Käppeli AG bewusst. Markus Scherrer, Betriebsleiter der Schiffsbetrieb Walensee AG, stellt darum zwölf Freiwillige, die den Transport ehrenamtlich begleiten und für die Sicherheit der Passanten sorgen werden.
Noch keinen Namen bestimmt
Zu den Kosten des Transports schweigt die neue Besitzerin. Grünenfelder, versichert aber: «Der Aufwand liegt für uns betriebswirtschaftlich drin.» Auch kann der Schiffsbetrieb noch nicht sagen, wie das heutige MS «Schwyz», das seinen Betrieb nach der Schulung ihrer künftigen Crew ab Frühling 2024 aufnehmen wird, dereinst heissen wird. «Der Name steht noch nicht fest. Entsprechende Verhandlungen mit allfälligen Sponsoren sind am Laufen.»
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