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Frühe Churer Stadtbefestigung entdeckt

Während der Sanierung der Bodenleitung bei der Martinskirche in Chur hat der Archäologische Dienst Graubünden einige Entdeckungen gemacht. Gefunden wurden etwa die Reste einer Wallanlage.

Südostschweiz
20.04.21 - 17:37 Uhr
Ereignisse

Die Gassen bei der Martinskirche in der Churer Altstadt sind derzeit etwas schmaler. Grund dafür sind Sanierungsarbeiten der Bodenleitungen. Der Archäologische Dienst Graubünden ist dabei ebenfalls vor Ort und konnte nun neue Erkenntnisse über die Stadtgeschichte zutage fördern. «Wir haben damit gerechnet, dass archäologische Strukturen zutage treten», erklärte Christoph Walser, Leiter der Bau- und Bodenforschung des Archäologischen Dienstes Graubünden, gegenüber Radio Südostschweiz.

Ein weiteres Puzzlestück

Die Arbeiten bei der Martinskirche waren für den Archäologischen Dienst Graubünden besonders aus einem Grund interessant, wie Walser verriet: «Sie gaben uns die Möglichkeit, in grössere Tiefen des Altstadtkerns vorzudringen. Durch den Tausch der knapp 100-jährigen Kanalisation erhielten wir erstmalig wieder einen Blick in viereinhalb Meter Tiefe. Dadurch konnten wir auch zeitlich tiefer zurückblicken.» Gefunden wurden dabei Siedlungsspuren und Nutzungsstrukturen aus spätrömischer Zeit und dem frühen Mittelalter, welche Informationen zur Churer Stadtgeschichte liefern.

Besonders erwähnenswert seien dabei verschiedene Grubensituationen, unter anderem ein Grubenhaus, Strassen- und Platzniveaus sowie Reste einer kleinen Wallanlage, so Walser. «Wenn man so will, eine frühe Stadtbefestigung.» Diese habe den innerstädtischen Bereich abgegrenzt hat. Auch Mauerreste seien noch vorhanden gewesen. Die Funde liefern Aufschluss über die historische Besiedlung des heutigen Churer Stadtgebiets.

«Wir konnten nun den Kernbereich rund um die Kirche genauer fassen», sagte Walser. Somit kann ein weiteres Puzzlestück zur historischen Stadtentwicklung hinzugefügt werden. Dieses müsse man zusammen mit den historischen Schriftquellen in der nächsten Zeit noch auswerten, meinte Walser weiter. So könne man das Ganze zu einem grösseren Bild zusammenfügen.

Erkenntnisse gesichert

Kleinfunde wurden bei der Martinskirche dagegen eher wenig verzeichnet. Dies lag laut Walser daran, dass die Arbeiten für den Archäologischen Dienst Graubünden sehr herausfordernd waren. «Wir mussten recht grosse Tiefen in relativ schmalen Gräben untersuchen.» Die Ausgrabungen wurden dabei vom Bauunternehmen übernommen. Bei dieser sogenannten baubegleitenden Archäologie führt das Bauunternehmen die Grabarbeiten durch. Mitarbeiter des Archäologischen Dienstes begleiten diese Arbeiten. Die Arbeiten bei der Martinskirche verliefen dabei für beide Seiten problemlos. Es konnten sowohl der Baufortschritt gewährt wie auch die archäologischen Erkenntnisse gesichert werden.

Der Archäologische Dienst Graubünden begleitet bereits seit 40 Jahren Renovierungs- und Sanierungsarbeiten im Bereich der Churer Altstadt, aber auch im ganzen Kanton. (sot)

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