So viele Bergunfälle wie noch nie
Im vergangenen Jahr haben in den Schweizer Alpen fast 3500 Personen gerettet werden müssen, so viele wie noch nie zuvor. In Graubünden blieb die Zahl stabil.
Im vergangenen Jahr haben in den Schweizer Alpen fast 3500 Personen gerettet werden müssen, so viele wie noch nie zuvor. In Graubünden blieb die Zahl stabil.
2020 gerieten in der Schweiz insgesamt 3471 Berggängerinnen und Berggänger in eine Notlage oder verunfallten. So viele wie in keinem Jahr zuvor. 1172 Personen konnten gesund oder nur mit leichten Blessuren gerettet werden. 180 Personen verloren ihr Leben, wie der Schweizer Alpen-Club SAC mitteilt.
Zentralschweiz steigt, Graubünden bleibt konstant
In den Walliser Alpen gibt es traditionell immer die meisten Unfälle, «weil es dort die meisten Viertausender Berge in der Schweiz gibt», so Bruno Hasler, Bereichsleiter Sicherheit Schweizer Alpen-Club, gegenüber Radio Südostschweiz. Ein Blick auf die Statistik zeigt: Im Jahr 2019 waren 28 Prozent der Notfälle in der ganzen Schweiz im Wallis. Im Jahr 2020 waren es nur noch 20 Prozent. In den Bündner Alpen bliebt die Anzahl der Notfälle mit acht Prozent gleich wie im Vorjahr. «Wahrscheinlich wollten viele Menschen in urbanen Regionen coronabedingt nicht wirklich weite Wege zurücklegen und waren eher in den Voralpen oder in der Zentralschweiz unterwegs als im Kanton Graubünden», erklärt sich Hasler die Statistik.
«Im Hochgebirge in den Walliser Alpen sowie in den Berner Alpen ist die Anzahl markant zurückgegangen», erklärt Hasler. Dafür hätten die Zentralschweizer Kantone, das Jura und die Voralpen massiv zugelegt. Die Glarner Alpen und die Zentralschweiz haben im Coronajahr 2020 insgesamt einen Anteil von 26 Prozent ausgemacht.
Corona hatte einen grossen Einfluss
Die Coronasituation beeinflusste das Unfallgeschehen in den Bergen. Während des Lockdowns ab Mitte März riefen die Behörden und die Alpinverbände zum Verzicht auf bergsportliche Aktivitäten auf. Deshalb waren vor allem auf Skitouren deutlich weniger Personen unterwegs als in den Jahren zuvor, wie Hasler sagt.
Mit den Lockerungen ab Mitte Mai stiegen die Aktivitäten wieder und damit auch die Notfall- und Unfallzahlen. «Es bestand eine Art Nachholbedarf und es hat im Mai doppelt so viele Notfälle gegeben wie im langjährigen Durchschnitt», so Hasler. Zudem sei das Reisen ins Ausland eingeschränkt gewesen, weshalb viele Menschen ihre Freizeit und ihre Ferien in der Schweiz verbracht hätten, ergänzt Hasler.
Höchstwert bei Bergwanderungen
Beim Bergwandern gerieten insgesamt 1627 Personen (Vorjahr 1189) in eine Notlage. «Wir gehen davon aus, dass sich viele Menschen durch Social Media und Instagram inspirieren liessen», so Hasler. Viele würden sich dann zu wenig Gedanken über den Schwierigkeitsgrad oder über die Verhältnisse einer Route machen und die Situation unterschätzen. Zudem sei das Bergwandern im Vergleich zu Hochtourenwanderungen niederschwelliger. Deshalb übten diese Sportart im Vergleich zu anderen auch mehr Menschen aus.
Insgesamt 180 Todesfälle
Insgesamt verloren 180 Menschen ihr Leben in den Bergen, 47 von ihnen infolge einer Erkrankung, meist wegen eines Herz-Kreislaufproblems. 21 weitere Personen starben bei Sportarten wie Delta- und Gleitschirmfliegen, beim Base-Jumping und beim Mountainbiken. Beim Bergsport im engeren Sinn, bei dem kein Transportgerät verwendet wird, verunfallten 112 Berggängerinnen und Berggänger tödlich. Im Vorjahr waren es 120.
Auffallend ist der deutlich tiefere Anteil ausländischer Opfer im Vergleich zu den Vorjahren. Während dieser Anteil meistens markant über 40 Prozent lag, betrug er im letzten Jahr mit 30 tödlich verunfallten Personen 27 Prozent. Die Ursache dafür ist laut SAC grösstenteils auf die Reisebeschränkungen zurückzuführen. (can)
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