×

Unwetter verhindert Weltrekordflug

Der Start des Elektroflug-Projekts ab dem Flugplatz Schänis ist ins Wasser gefallen. Die Piloten und ihr Elektroflieger mussten am Boden bleiben. Geflogen wird heute.

Urs
Schnider
31.08.20 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Zu viel Regen hat den Start verhindert.
Zu viel Regen hat den Start verhindert.
SYMBOLBILD PIXABAY

Es war alles angerichtet. Das Kernteam des Projekts «Elektroweltrekordflug» stand bereit. Der Elektroflieger «Velis Electro» stand herausgeputzt im Hangar, die Sponsorenlogos frisch aufgeklebt, nachdem die Maschine am Donnerstag noch jungfräulich von Triengen nach Schänis gebracht worden war.

Ebenso bereit waren die freiwilligen Helfer und das Team vom Flugplatz Schänis. Doch den für gestern Vormittag geplanten Start mussten die Pioniere verschieben: «Das heutige Wetter lässt sogar die Vögel zu Fuss gehen», sagte Mitinitiant Morell Westermann vor gegen hundert Besuchern. Flugfans, Medienvertreter, Mitglieder der beiden Schweizer Tesla-Vereine und Aviatikinteressierte waren gekommen. Erwartet worden waren gegen 300 Besucher.

Doch das Wetter machte den Organisatoren einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Unaufhörlich fiel Regen – das Areal vor dem Hangar auf dem Schänner Flugplatz glich einem See – bis zu 15 Zentimeter tief stand der Platz unter Wasser.

Die Piloten Morell und Marco Buholzer nahmen es gelassen: «In der Fliegerei muss man das Wetter nehmen, wie es ist», sagt Buholzer. Klar sei es schade, dass sie nicht starten könnten, aber enttäuscht sei er nicht. Als Fluglehrer, der in Schänis die erste Elektroflugschule der Schweiz betreibt und seit bald 40 Jahren fliegt, weiss er: «Das Wetter läss sich nicht ändern.»

«Die Zukunft der Aviatik»

Es habe noch die Option gegeben, um 17 Uhr zu starten. «Aber irgendwann mussten wir entscheiden», so Buholzer. Denn organisatorisch und logistisch müsse vieles zusammenspielen, da könne man nicht erst im letzten Moment alles abblasen. Buholzer beobachtete die Wetterentwicklung bereits seit drei Wochen. «Ich habe mit der Verschiebung gerechnet», sagts und zuckt mit den Schultern. Nun soll der Start heute Montag erfolgen.

Die Bedeutung des Projekts machte Simon Stauber klar. Er ist beim Flugplatz Schänis für Marketing und PR zuständig. Er sagte in seiner Begrüssung: «Es geht hier um nicht weniger, als die Zukunft der Aviatik.» Er verglich das Elektroflug-Projekt mit dem Afrikaflug von 1930 des Schweizer Luftfahrtpioniers Walter Mittelholzer. «Hier geht es nicht um die Durchquerung Afrikas, sondern jene von Deutschland.» Aber der Pioniergeist, der von Morell und Westermann und ihrem Team ausgehe, sei vergleichbar, findet Stauber.

«Stolz auf innovatives Projekt»

Mit der Idee, von den Alpen an die Nordsee zu fliegen, sei Morell Westermann vor 35 Tagen an ihn herangetreten. «Es war eine typische Morell-Idee», sagte Stauber. Völlig überzeugend – oder eben unter dem Motto Westermanns: «Machen ist wie wollen – nur krasser.» Oder wie Morell selber es umschrieb: Ein bisschen verrückt sein, müsse man schon.

Morell sagte: «Wir stehen heute mit der Elektrofliegerei da, wo die E-Autos vor etwa zehn Jahren waren. Aber ohne dieses Team würden wir gar nicht hierstehen.» Sie wollten beweisen, dass elektrisch zu Fliegen vier Mal effizienter sei als mit fossilen Antrieben und dass E-Flugzeuge so effizient seien wie E-Autos. «CO₂-neutrales Fliegen ist heute schon möglich und elektrisches Fliegen ist erheblich leiser», so Westermann.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Ereignisse MEHR