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«Ein Visier ist ein Zusatz, aber kein Ersatz für Masken»

Erst kürzlich sind mehrere Coronafälle bei Angestellten eines Bündner Hotels bekannt geworden. Nun ist klar: Gesichtsvisiere alleine schützen nicht ausreichend vor dem Virus. Kantonsärztin Marina Jamnicki nimmt Stellung dazu.

Südostschweiz
17.07.20 - 12:26 Uhr
Ereignisse
Visiere oder Sonstiges schützen alleine nicht effektiv. Schutzmasken bieten den besten Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.
Visiere oder Sonstiges schützen alleine nicht effektiv. Schutzmasken bieten den besten Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.
SYMBOLBILD/PEXELS.COM

Vor ein paar Tagen ist bekannt geworden, dass sich in einem Hotel in Engadin Angestellte mit dem Coronavirus angesteckt haben. Das Brisante: Nur die Angestellten, die Gesichtsvisiere trugen, steckten sich an. Die Gruppe der Angestellten, die Schutzmasken anhatte, blieb gesund. Für Marina Jamnicki ist das nicht überraschend. «Die eigentliche Erkenntnis ist nicht neu. Bereits in den Richtlinien des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) ist festgehalten, dass Visiere nicht so gut schützen wie Masken», sagt die Kantonsärztin gegenüber Radio Südostschweiz.

Schlechter Schutz in doppelter Hinsicht

Warum bieten Masken einen besseren Schutz? Was ist die Problematik der Visiere? Wie Jamnicki erklärt, sei der Sinn des Visiers, dass keine Tröpfchen in die Augen gelangen können. Das Problem dabei: Kleine Tröpfchen können ihren Weg unter das Visier trotzdem finden. Noch problematischer: «Der Virusträger mit Gesichtsvisier kann seine Mitmenschen anstecken. Wenn beispielsweise der Träger unter dem Visier niesen muss, werden diese Tröpfchen wie Billardkugeln nach aussen verstreut.» In beider Hinsicht sei der Schutz bei Visieren also deutlich schlechter als bei Masken.

Falsches Bild vermittelt

Gesichtsvisiere sind verbreitet, man sieht sie in vielen Restaurants bei den Angestellten. Das bestätigt auch Marc Tischhauser, Geschäftsführer von Gastro Graubünden: «Zu der aktuellen Situation kam von einzelnen Betrieben die Rückmeldung, dass die Mitarbeiter verwirrt sind, wie sie sich jetzt schützen sollen.» Darum müsste das Personal nun erneut sensibilisiert werden. Tischhauser betont: «Es wäre hilfreich gewesen, wenn wir die Info direkt erhalten hätten und nicht über die Öffentlichkeit.» Dennoch verliessen sich die Gastrobetriebe auf die Meinung der Experten.

Jamnicki sagt dazu: «Die Visiere sind nicht verboten, aber sie vermitteln ein falsches Bild von Sicherheit.» Ursprünglich seien die Visiere nämlich nur als Zusatz zur Maske entwickelt worden. So würden Angestellte aus dem Gesundheitsbereich bei Patienten, die niesen, beide Schutzartikel verwenden. «Dann wird eine Maske unter einem Visier getragen, wodurch nebst Mund und Nase auch die Augen geschützt sind.»

Umso wichtiger sei es, dass sich die Menschen bewusst seien, dass ein Visier alleine nicht ausreiche. «Ein Visier ist ein Zusatz, aber kein Ersatz für Masken», so Jamnicki. Wie viele Personen Gesichtsvisiere tragen, kann laut der Kantonsärztin nicht genau gesagt werden. Im Gastrobereich sehe man die Visiere aber schon oft. Darum habe Jamnicki das Thema auch bei Gesprächen mit anderen Kantonsärzten in die Runde geworfen. (paa)

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