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Die Frauen stehen in Chur zusammen

Am 14. Juni wollen Frauen in Chur mit einem Streik und viel Lärm auf ihre Anliegen aufmerksam machen – natürlich unter Einhaltung der Abstandsregel.

Simone
Zwinggi
06.06.20 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Frauentag Frauenstreik Frauen Podium Pontresina 14.6.19 2019 Gleichberechtigung
Der Frauenstreik vom 14. Juni steht für Gleichberechtigung auf allen Ebenen.
OLIVIA AEBLI-ITEM

Ein Sitz-Streik mit zwei-Meter-Abstand sei für den 14. Juni in Chur geplant, erzählt Barbara Rimml vom Frauenstreik-Kollektiv Graubünden. Etwas kurzfristig würde die Organisation des diesjährigen Frauenstreiktags verlaufen, schliesslich war während der Coronakrise lange Zeit ungewiss, ab wann Demonstrationen überhaupt wieder stattfinden dürfen. «Wir möchten eine Art stehende oder sitzende Demo veranstalten, einen zwei-Meter-Abstands-Streik. Mit einem Sitz-Streik können wir die Einhaltung der zwei-Meter-Regel gewährleisten», sagt Rimml. Für die definitive Bewilligung der Demo müsse die Stadtpolizei Chur das am Dienstag nachgereichte Schutzkonzept noch bewilligen.

Mit Markierungen und Lärminstrumenten

300 Personen sind für die Demo gemäss Covid-19-Regelung zugelassen. «Wir werden Markierungen im Abstand von zwei Metern auf dem Boden anbringen, auf denen die Teilnehmerinnen ihren Platz nehmen können», beschreibt Rimml das Vorgehen. «Das ergibt eine lange Schlange bis maximal 600 Metern.» Ab 14.30 Uhr beginne der Streik, den die Frauen auf den Markierungen sitzend oder stehend gestalten – nach Möglichkeit wie letztes Jahr wieder in violett und mit Schildern mit eigenen Forderungen, wie Rimml ausführt. Zuvor müssen sich die Teilnehmerinnen auf dem Alexandraplatz mit Namen und Telefonnummern anmelden. Das Aktionskomitee bewahrt die Daten für eine allfällige Rückverfolgung 14 Tage auf und vernichtet sie danach. Um 15.24 Uhr machen die Frauen dann Lärm – das ist der Zeitpunkt, ab welchem die Frauen aufgrund der Lohnunterschiede eigentlich gratis arbeiten. «Um Lärm zu machen, bringt jede Frau ihr eigenes Instrument mit, damit wir gemeinsam auf unsere Anliegen aufmerksam machen können», erklärt Rimml.

Diese Anliegen seien zum grössten Teil noch dieselben wie vor einem Jahr. «Wir fordern Respekt, mehr Lohn, mehr Zeit – jetzt erst recht», sagt Rimml. Die Coronakrise habe der Gesellschaft zwar aufgezeigt, dass gewisse Berufsgruppen wie die Pflege und der Detailhandel, wo vorwiegend Frauen arbeiten, systemrelevant seien. «Doch nur ein bisschen Applaus von den Balkonen nützt den Frauen nichts, da braucht es mehr», so Rimml.

Kleinere Dimension

Die Voraussetzungen für den diesjährigen Streik sind anders als noch vor einem Jahr. Der letztjährige Frauenstreik-Tag wurde vom Gewerkschaftsbund Graubünden (GGR) als historisches Ereignis bezeichnet. Dieser Tag habe den Streik von 1991 bei Weitem übertroffen, urteilte der GGR. Die Demonstration in Chur mit über 1000 Personen sei dabei der absolute Höhepunkt gewesen. Ein Jahr später ist das Frauenstreik-Kollektiv wegen der Coronakrise gezwungen, in kleineren Dimensionen zu denken. Doch ihrem Ansporn, einen in Erinnerung bleibenden Streik auf die Beine zu stellen, tut das keinen Abbruch.

Frauenstreik-Tag Graubünden
Datum: 
          Sonntag, 14. Juni
Zeit:                ab 14.30 Uhr
Ort:                 Chur

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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