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Mein «Davos Moment»

Wer für sich selbst eine «Bucket List» führt, kennt das gute Gefühl, wenn man darauf einen Punkt abstreichen kann. So ist es mir am diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos ergangen. CNN ist auf mich zugekommen und hat mir ein Interview angeboten, das ich nicht für möglich gehalten hätte.

23.01.20 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Richard Quest (re) stand Südostschweiz-Redaktor Oliver Fischer am WEF 2020 in Davos Red und Antwort.
Richard Quest (re) stand Südostschweiz-Redaktor Oliver Fischer am WEF 2020 in Davos Red und Antwort.
OLIVER FISCHER

Wer als junger Mensch das Ziel hat, Journalist zu werden, tut das meist mit einer mehr oder weniger illusorischen Vorstellung davon, über welche Themen er einmal berichten will, wen er einmal interviewen möchte, oder für welches Medium er dereinst arbeiten wird. Je nach Flughöhe der erklärten Ziele, ist es mehr oder weniger schwierig, diese zu erreichen. Einst wollte ich zum Beispiel Auslandskorrespondent werden, egal für wen, egal wo. Später träumte ich davon, dereinst für das Wissensmagazin Geo Reportagen aus aller Welt zu schreiben. Und als ich bei der Südostschweiz angefangen habe, schrieb ich in den Fragebogen für mein Onlineprofil, dass ich einmal Richard Quest, TV-Anchor von CNN in New York, interviewen würde.

Tja, die ersten beiden Luftschlösser schweben da immer noch irgendwo weit oben, weit weg, ausserhalb meiner Reichweite. Aber, das Interview mit Richard Quest habe ich geführt. Und das kam so: Aus dem Nichts erreichte mich in der Woche vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos eine Email von CNN International in Frankfurt. Man sei bei der Vorbereitung aufs WEF auf unserer Webseite und meinem Profil gelandet, und – ein Interviewtermin mit Richard Quest würde sich ziemlich sicher organisieren lassen. Ob ich denn Zeit hätte? Die Zeit machte ich mir natürlich sofort. Die Chance, Richard Quest im Blatt, Fernsehen, Online und im Radio zu haben, wollte sich auch der Rest des Medienhauses nicht entgehen lassen.

«Trump ist nur hier, weil er früher nie eingeladen wurde»

Also habe ich mich am Mittwoch nach Davos aufgemacht, um ein rund 25-minütiges Interview mit dem CNN-Business-Experten schlechthin zu führen. Und ich kann mit gutem Gewissen sagen, Quest hat nicht enttäuscht. Gut gelaunt tauchte er kurz nach 11 Uhr auf der Promenade oberhalb des Kongresszentrums auf und erzählte von der Leber weg und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen darüber, was in den Räumen des WEF so alles passiert: «Das ist nicht der Ort, um Deals abzuschliessen, sondern um Gespräche und Stimmungen vorzusondieren». Was ihn am WEF stört? «Drehen Sie sich nur um und schauen Sie sich die Autokolonne an. Und die wollen über das Klima reden.» Und was von Donald Trumps Rede zu halten ist, «Trump ist nur hier, weil er früher als Geschäftsmann nie eingeladen wurde. Jetzt müssen ihm diese Leute zuhören, während er von der Bühne ruft ‹Seht mich an, ich bin so gut, ich bin so erfolgreich›».

Aber auch wenn es vieles gibt, das man am WEF kritisieren kann, kommt Quest seit bald 20 Jahren jedes Jahr nach Davos – und tut das sehr wohl sehr gerne. «Es sind diese, wie ich sie nenne, ‹Davos Moments›, die die Tage hier immer so speziell machen. Das sind Begegnungen, die können nur wenige Sekunden oder ein paar Minuten dauern. Sehen Sie da hinten läuft gerade David Cameron vorbei: ‹Davos Moment›».

Auf Quests Bucket List steht: Tom Cruise

Richard Quest ist aber nicht nur ein Mann für die harten Wirtschaftsthemen. Er moderiert auch zwei Reisesendungen, hat einmal eine Quiz-Show moderiert und ist bei CNN einer der führenden Experten für Luftfahrt und – die britische Königsfamilie. Der Brite bezeichnet sich denn auch offen und unverblümt als Monarchisten. Apropos Royals, so wie ich Richard Quest interviewen wollte, würde er gerne die Queen zum Gespräch treffen. Wobei ganz oben auf seiner Bucket List der Interviewpartner steht ein, zumindest für mich, unerwarteter Name: Tom Cruise. «Ich würde mich gerne mit Tom über seinen Blick auf das Leben, seine Philosophie unterhalten.»

Und zum Schluss verrät er noch dies: «Die einzige Party am WEF, die sich zu besuchen lohnt, ist der Abschlussabend in der Pianobar – zum Karaoke singen.»

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