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Siebtes Todesopfer in Südtirol - Unfallfahrer in Haft

Die Zahl der Toten nach dem Unfall in Südtirol hat sich auf sieben erhöht. Das teilte die Polizei in Bozen am Montag mit.

Agentur
sda
06.01.20 - 17:53 Uhr
Ereignisse
Tiefe Betroffenheit am Ort des Geschehens: In Luttach in Südtirol legen Menschen Kerzen und Blumen nieder. Der Verkehrsunfall kostete sieben Menschen das Leben.
Tiefe Betroffenheit am Ort des Geschehens: In Luttach in Südtirol legen Menschen Kerzen und Blumen nieder. Der Verkehrsunfall kostete sieben Menschen das Leben.
KEYSTONE/EPA/MAU ukit

Ein betrunkener Autofahrer war am Sonntag in eine Gruppe junger deutscher Urlauber gerast, sechs starben auf der Stelle. Eine der verletzten Personen - eine Frau aus Deutschland - starb am Montag im Spital in Innsbruck.

Der 27-jährige Autofahrer kommt in Haft. Er sei aus dem Spital in Bruneck entlassen worden und werde ins Gefängnis nach Bozen gebracht, sagte ein Polizeisprecher am Montag.

Die Ermittlungen der Behörden in Südtirol hatten einen Alkoholwert von fast zwei Promille ergeben. Ausserdem gehen die Ermittler von überhöhter Geschwindigkeit aus.

Bis Montag reisten immer mehr trauernde Angehörige aus Deutschland nach Südtirol. Viele kamen zum Spital in Bruneck, rund zwanzig Fahrkilometer von Luttach entfernt. Dort befanden sich die Toten, um abschliessend identifiziert zu werden.

Es drohen bis zu 18 Jahre Haft

Der Mann aus der Region war in der Nacht zu Sonntag im Wintersportort Luttach in eine Gruppe junger Skitouristen gerast. Sechs Menschen wurden auf der Stelle getötet. Zusätzlich wurden weitere elf Menschen verletzt, wovon eine Frau am Montag im Spital starb. Dem Fahrer drohen bis zu 18 Jahre Haft wegen der Schwere des Unfalls.

Am Sonntagabend hatte die Staatsanwaltschaft in Bozen mitgeteilt: «Aufgrund der gesamten Unfalldynamik ist von einer erheblichen Übertretung der Geschwindigkeitsbegrenzung auszugehen. Es wird ein Gutachten zur genauen Feststellung der Geschwindigkeit in Erwägung gezogen.» An der Unglücksstelle sind fünfzig Kilometer pro Stunde erlaubt.

Gemeinde weist Schuld von sich

Die Polizei in Bozen machte am Montagvormittag keine neuen Angaben zum Zustand der Verletzten. Der 27-Jährige war kurz nach dem Unfall festgenommen und ins Spital gebracht worden. Nach Medienberichten bestand womöglich auch Suizidgefahr.

An der Unfallstelle erinnerten am Montag weiter Grablichter, Blumen und Bilder an die Katastrophe. Bürgermeister Helmut Klammer betonte erneut sein Mitgefühl mit den Angehörigen. «Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Familien», sagte er. Berichte, wonach es häufig Beschwerden wegen betrunkener Raser gegeben haben soll, bestätigte er nicht. Er verwies auf die Tempo-50-Schilder, die aufgestellt sind. Mehr könne die Gemeinde nicht tun, sagte er.

Demonstrationen geplant

Die Polizei in Bozen erläuterte, dass die Untersuchungen noch liefen und nicht klar sei, wie schnell der Mann wirklich fuhr. Die jungen Urlauber befanden sich auf dem Heimweg von einem Discobesuch. Gegen 1.15 Uhr stiegen sie aus einem Shuttlebus und überquerten die Hauptstrasse, als es zum Unglück kam. Die sechs Toten waren nach Behördenangaben um die zwanzig Jahre alt.

Vier der Toten stammen aus Nordrhein-Westfalen, einer wohnte in Hamburg und der sechste in Niedersachsen. Unter den Verletzten sind zwei Südtiroler, die übrigen stammen den Angaben nach aus Deutschland.

Politische Reaktionen

Der schwere Verkehrsunfall hat in und weit über Südtirol hinaus tiefe Bestürzung ausgelöst. Unter anderem zeigten sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte in Stellungnahmen tief betroffen und sprachen den Familien und Freunden der Opfer ihr Mitgefühl aus.

Nach zahlreichen schweren Autounfällen in kurzer Zeit in Italien ist in der Hauptstadt Rom eine Kundgebung für den 23. Februar für mehr Sicherheit auf den Strassen geplant. Dazu rufen mehrere Verbände auf, darunter auch Velofahrer.

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