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Acht Menschenaffen sterben bei Feuer im Krefelder Zoo

Ein Feuer hat in der Nacht zum Mittwoch das Affenhaus im Zoo von Krefeld in Nordwestdeutschland zerstört. Über 30 Tiere starben in den Flammen, darunter acht Menschenaffen, nur zwei Schimpansen konnten gerettet werden. Die Polizei vermutet fahrlässige Brandstiftung.

Agentur
sda
01.01.20 - 18:56 Uhr
Ereignisse
Tragödie in der Nacht auf Neujahr: Das Affenhaus im Krefelder Zoo brannte vollkommen aus, acht Menschenaffen sterben.
Tragödie in der Nacht auf Neujahr: Das Affenhaus im Krefelder Zoo brannte vollkommen aus, acht Menschenaffen sterben.
KEYSTONE/AP/tba

Unter Tränen stellten vor dem Eingang zahlreiche Menschen Fotos von Affen auf - bis zum Mittwochnachmittag war es eine grosse Menge von Blumen, Kerzen und Stofftieren. Dazu platzierten Zoofreunde Schilder mit Aufschriften wie «Warum» oder «Gestorben für euer Silvestervergnügen». Die Fahnen des Zoos hingen auf halbmast. Auch Notfallseelsorger waren vor Ort.

Am Neujahrstag blieb der Tierpark wegen des Unglücks geschlossen: «Unsere Mitarbeiter stehen unter Schock», erklärte der Zoo und warb um Verständnis. Auch am Donnerstag werde man nicht öffnen.

Erste Notrufe seien bei der Feuerwehr 35 Minuten nach Mitternacht eingegangen, sagte Einsatzleiter Kai Günther an einer Medienkonferenz am Mittwoch im Zoo. Die Feuerwehr sei innerhalb von fünf Minuten vor Ort gewesen und habe das Affenhaus «im Vollbrand» vorgefunden. Ein Übergreifen auf angrenzende Zooteile wurde verhindert, am Affenhaus war laut Günther jedoch «nichts mehr zu retten».

Eigentlich sei davon auszugehen gewesen, dass kein Tier das Feuer überleben könne, sagte der Einsatzleiter weiter. Nachdem sie jedoch Geräusche aus dem Gebäude gehört hätten, seien Feuerwehrleute gemeinsam mit Zoomitarbeitern hinein gegangen.

Zwei Schimpansen überleben

«Es grenzt an ein Wunder: Zwei Schimpansen haben diesen Feuermoloch überlebt», sagte Zoodirektor Wolfgang Dressen. Dabei handle es sich um das ältere Weibchen Bally und das junge Männchen Limbo. Beide hätten lediglich leichte Brandverletzungen erlitten und seien in einem bislang ungenutzten Gehege im Gorillagarten untergebracht worden, der an das Affenhaus angrenzt.

Unter den toten Tieren waren auch kleinere Affen wie goldene Löwenäffchen und Zwergseidenäffchen sowie Flughunde und Vögel. Das direkt angrenzende Gorillagehege blieb verschont. Dort lebt eine junge siebenköpfige Gorillafamilie.

Ältester Zuchtgorilla Europas tot

Tödlich endete der Brand für mehr als 30 Tiere. Laut Dressen kamen fünf Borneo-Orang-Utans, ein westafrikanischer Schimpanse und zwei Flachlandgorillas um. Ausserdem seien mehrere kleinere Affen sowie Vögel in den Flammen verendet. Eine genaue Bilanz will der Zoo zu einem späteren Zeitpunkt vorlegen. Unter den toten Tieren ist auch der älteste Zuchtgorilla Europas, der 48 Jahre alte Massa.

Auslöser für das Feuer waren vermutlich Himmelslaternen. Zeugen hätten ausgesagt, dass sie in der Silvesternacht solche Laternen am Himmel im Umfeld des Zoos gesehen hätten, sagte Gerd Hoppmann von der Krefelder Kriminalpolizei auf der Pressekonferenz. Die Ermittler hätten ausserdem in der Nähe drei solche Himmelslaternen am Boden gefunden.

Verbotene Himmelslaternen im Verdacht

Himmels- oder Wunschlaternen bestehen aus dünnem Seidenpapier und einer Kerze oder einem Behälter mit Brennpaste in der Mitte. Werden sie entzündet, können sie weit durch die Luft schweben. Hoppmann betonte, die Laternen seien seit 2009 in Deutschland verboten.

Zwar liefen die Ermittlungen noch. «Unter Vorbehalt» erscheine es jedoch «sehr naheliegend, dass diese Fackeln ursächlich sind», sagte Hoppmann. Es gebe einen engen zeitlichen Zusammenhang zwischen der Sichtung der Laternen und der Meldung von Feuer am Dach des Affenhauses. Sollte sich die Vermutung erhärten, sei von fahrlässiger Brandstiftung auszugehen.

Hoppmann rief die Bevölkerung zur Mithilfe auf. Es seien vermutlich «etliche» Himmelslaternen von einer einzelnen Stelle aus gestartet worden. Wer dies beobachtet habe, solle die Polizei informieren. Hoppmann appelliere auch an diejenigen, die die Laternen gestartet haben: «Die sollen sich melden, das kann ihre Situation nur verbessern.»

Mehrere mögliche Verursacher melden sich

Später teilte die Polizei mit, es hätten sich mehrere Menschen gemeldet, die als Verursacher des Feuers in Betracht kommen. Sie seien vernommen worden und ihre Angaben würden nun überprüft. Da dies einige Zeit in Anspruch nehme, würden vorerst «keine weiteren Informationen zu den Tatumständen und den Verdächtigen bekanntgegeben», hiess es in der Mitteilung des Polizeipräsidiums Krefeld. Ausserdem werde der Brandort mit einem Sachverständigen untersucht. Das Ergebnis werde für Donnerstag erwartet.

Zum Sachschaden konnten Zoo und Behörden zunächst keine Angaben machen. Er geht laut Dressen in die Millionen. Der Zoo blieb am Mittwoch ausserplanmässig geschlossen. Dem Direktor zufolge ist er gegen Brandschäden versichert.

Der Krefelder Zoo hat über 400'000 Besucher pro Jahr und 75 Mitarbeiter. Dort leben fast 200 Arten und insgesamt rund 1000 Tiere, darunter so grosse wie Elefanten, Nashörner und Trampeltiere, aber auch Schneeleoparden und Geparde. Das Affentropenhaus wurde im Jahr 1975 eröffnet. Die Grundfläche lag bei 2000 Quadratmetern.

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