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Wiesen sehen aus wie Wüsten

Die Maikäfer zeigten sich dieses Jahr kaum. Bemerkbar machten sich dafür die Larven. Sie verursachten in der Surselva grosse Schäden mit wirtschaftlichen Folgen.

02.09.19 - 04:30 Uhr
Ereignisse

Es ist eine ärgerliche Angelegenheit für Landwirte, wenn sich Engerlinge in ihre Wiesen einnisten. Fühlen sie sich einmal wohl, schwinden sie nämlich nicht so schnell. In diesem Jahr spürten dies vor allem die Landwirte der linken Rheinseite in der Surselva, die Dörfer Andiast, Rueun, Siat, Versam, Falera und Brigels, wie es auf Anfrage beim Plantahof in Landquart heisst.

Kleine Tiere verursachen grosses Ausmass

Die weissen Engerlinge, die eine Länge von fünf bis sieben Zentimetern erreichen, fressen sich auf Wiesen durch Pflanzen mit feinen Wurzeln. «Dadurch richten sie Schäden in den Kulturen an, die für betroffene Landwirte einen grossen Ernteausfall bedeuten können», sagt Gian Andrea Hartmann, Fachlehrer Pflanzenbau am Plantahof Landquart.

So zum Beispiel bei Urs Buchli aus Versam, bei dem insgesamt drei Hektaren befallen sind. «Der erste Schnitt ergab ein Drittel der normalen Menge, beim zweiten Schnitt konnten wir praktisch nichts mehr ernten und jetzt ist alles zerstört», wie er auf Anfrage erklärt. Ähnlich sieht es beim Landwirt Rolf Sgier aus Andiast aus. Die Situation sei dramatisch, auf den befallenen Wiesen wachse gar nichts mehr. «Wenn man von Obersaxen nach Andiast blickt, könnte man meinen, wir haben eine Wüste», erklärt er.

Nicht nur ihm, sondern fast allen Bauern in Andiast machen die Engerlingen ein Strich durch die Rechnung. Es sei einerseits ärgerlich, andererseits sei es wirtschaftlich gesehen sehr problematisch, so Sgier. «Schon im letzten Jahr gab es wegen dem heissen und trockenen Sommer einen Ernteausfall. Nun fehlen wegen den Engerlingen wieder etliche Mengen an Futter.» Gezwungenermassen müssen die beiden Landwirte sowie viele ihrer Kollegen den Viehbestand reduzieren oder Futter zukaufen, was mit Aufwand und Kosten verbunden sei, erzählen sie weiter.

Mühsehlige Bekämpfung mit durchzogenem Erfolg

Für die Bekämpfung der Engerlinge wird meistens auf den sogenannten Beauveriapilz zurückgegriffen. «Dieser wirkt spezifisch gegen den Maikäferengerling und ist, wenn die Wetterbedingungen stimmen, nach rund drei bis vier Monaten voll aktiv», so Hartmann. Es brauche aber viel Geduld und die Behandlung verlaufe nicht überall gleich, ergänzt er. So hatte Sgier beispielsweise Erfolg und eine seiner Wiesen, die bereits vor drei Jahren von Engerlingen befallen wurde, ist heute wieder grün. «Es bereitet mir grosse Freude, die Wiese wieder zu bewirtschaften. Jetzt hoffen wir, dass sich die neu befallenen Flächen auch gut entwickeln.»

In Versam bei Landwirt Buchli gibt es bisher ein durchzogenes Fazit. Er hat in diesem Frühling direkt mit der Behandlung begonnen und sowohl den Pilz gepflanzt, als auch Saat verstreut. Die Engerlinge hätten aber alles wieder gefressen und es stelle sich als eine schwierige und kostspielige Angelegenheit heraus. Eine Engerlingbekämpfung koste rund 1000 Franken pro Hektare. In der Regel könne man von einer Erntesaison ausgehen, deshalb hofft Buchli nun auf grüne Wiesen im nächsten Frühling.

Sie geraten immer höher

Das Problem mit den Engerlingen habe sich in den vergangenen Jahren verschärft. Vor sechs Jahren habe es in Andiast noch keine Engerlinge gegeben, sagt Sgier. Und Buchli meinte, dass die Engerlinge früher nur im Tal Probleme bereiteten, die Maikäfer mittlerweile aber höher fliegen würden.

A propos fliegen: Im kommenden Jahr findet dann auch wieder ein Flugjahr statt, in dem Maikäfer in gewissen Regionen in grossen Mengen erwartet werden. So werden gemäss dem Plantahof vor allem Nord- und Mittelbünden, das Prättigau, Trin und die Südtäler stärker betroffen sein. Das sogenannte Berner Flugjahr wird erwartet, welches eines von drei bekannten Flugjahren ist. Schäden richten die ausgereiften Maikäfer im gegensatz zu den Engerlingen kaum mehr an. Sie verfangen sich höchstens in den Haaren.

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