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Eine unvergessene Tragödie

Morgen jährt sich der tragische Absturz der Ju-52. Ein Rückblick auf die letzten zwölf Monate.

Patrick
Kuoni
03.08.19 - 04:30 Uhr
Ereignisse

Samstag, 4. August: Es ist ein schöner Sommertag, mit angenehmen Temperaturen auch in der Höhe, fast keine Wolke ist am Himmel zu sehen. Doch der schöne Sommertag wandelt sich zu einem der tragischsten in der Geschichte der Schweizer Luftfahrt. Kurz vor 17 Uhr stürzt das Flugzeug Ju-52 auf dem Rückflug von einer Erlebnisreise von Locarno nach Dübendorf an der Westflanke des Piz Segnas ab. Die abgestürzte Ju-52 ist ein knapp 79-jähriges Nostalgie-Flugzeug. Nach Eingang des Notrufes bei der Einsatzzentrale der Kantonspolizei Graubünden machen sich sofort zahlreiche Rettungskräfte auf den Weg zum Absturzort.

Sonntag, 5. August: «Der 4. August 2018 ist der schwierigste und schwärzeste Tag in der Geschichte der Ju-Air.» Mit diesen Worten eröffnet der CEO der Ju-Air, Kurt Waldmeier, die Medienorientierung zum Flugzeugabsturz in Flims und bestätigt somit, was bereits zuvor befürchtet werden musste: Alle 20 Passagiere haben beim Absturz des Flugzeuges «Ju-52 HB-HOT» an der Westflanke des Piz Segnas ihr Leben verloren. Ums Leben kamen 17 Schweizer sowie ein österreichisches Paar mit Sohn. Die Opfer sind zwischen 42 und 84 Jahre alt.

Dienstag, 7. August: Drei Tage nach dem tragischen Unfall macht die Ju-Air eine überraschende Ankündigung. Bereits am 17. August sollen wieder Flugzeuge der Ju-Air von Dübendorf aus starten. Gleichtags ist die Luftraumsperre über dem Piz Segnas aufgehoben. Alle Opfer konnten geborgen werden.

Freitag, 17. August: Das Bundesamt für Zivilluftfahrt erlaubt der Ju-Air, den Flugbetrieb mit den zwei verbliebenen historischen Junkers Ju-52 an diesem Tag wiederaufzunehmen. Sie macht der Airline drei Auflagen. Die zwei verbleibenden Flugzeuge müssen eine Flughöhe einhalten, die über der gesetzlichen Mindestflughöhe liegt, die Flugzeuge der Ju-Air müssen ein GPS-Datenaufzeichnungsgerät an Bord haben und die Passagiere müssen während des ganzen Fluges angeschnallt auf ihren Plätzen sitzen bleiben. Sie dürfen nicht mehr im Flugzeug umhergehen und auch das Cockpit während des Fluges nicht betreten.

Dienstag, 21. August: Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) veröffentlich in einem Vorbericht erste Erkenntnisse zum Absturz. Die Ju-52 ging demnach offenbar in einer spiralförmigen Flugbahn zu Boden. Das Flugzeug der Ju-Air sei auf einem nordöstlichen Kurs in den Talkessel südwestlich des Piz Segnas bei Flims eingeflogen. Vor dem nördlichen Ende des Talkessels begann es eine Linkskurve, die sich zu einer spiralförmigen Flugbahn gegen unten entwickelte. Kurze Zeit später sei das Flugzeug annähernd senkrecht mit dem Gelände kollidiert.

Dienstag, 2. Oktober: Die Ju-Air gibt bekannt, dass sie die Unglücksstrecke aus ihrem Flugprogramm streicht. Ausserdem teilt sie mit, dass trotz dem tragischen Unglück 80 Prozent der Passagiere an ihren Buchungen festgehalten hätten.

Dienstag, 20. November: Das Bundesamt für Zivilluftfahrt hat ein Flugverbot für die zwei in Dübendorf stationierten Ju-52 verfügt. Die Untersuchung des Wracks habe schwerwiegende strukturelle Schäden im Bereich der Flügelholme zutage gebracht. Bei den Schäden handle es sich um Risse und Korrosion am sogenannten Hauptholm, dem tragenden Element der Tragfläche, und weiteren Teilen des Flugzeugs. Diese Schäden seien bei normalen Inspektionen und Wartungsarbeiten verborgen geblieben und hätten erst anhand der Trümmerteile festgestellt werden können.

Sonntag 5. Mai 2019: Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) hat im Frühling bei der Ju-Air drei tiefer gehende Kontrollen durchgeführt. Dabei haben Experten festgestellt, dass die Anforderungen an einen zertifizierten Unterhaltsbetrieb nicht erfüllt sind. Die Zulassungen liefen auf die Ju-Air selbst und die Firma Naef Flugmotoren in Dübendorf.

Freitag 5. Juli 2019: Die Ju-Air konzentriert sich künftig auf den Flugbetrieb ihrer drei historischen Ju-52. Der Unterhalt der Flugzeuge und Motoren wird extern vergeben. Im Laufe der Reorganisation wird der CEO Kurt Waldmeier die operative Leitung der Ju-Air in neue Hände legen.

Patrick Kuoni ist Redaktor und Produzent bei Südostschweiz Print/Online. Er berichtet über Geschehnisse aus dem Kanton Graubünden. Der Schwerpunkt seiner Berichterstattung liegt auf den Themenbereichen Politik, Wirtschaft und Tourismus. Wenn er nicht an einer Geschichte schreibt, ist er als einer der Tagesverantwortlichen für die Zeitung «Südostschweiz» tätig. Patrick Kuoni ist in Igis (heutige Gemeinde Landquart) aufgewachsen und seit April 2018 fester Teil der Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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