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Ermittler schalten zweitgrössten Online-Marktplatz für Drogen ab

Ermittler in den USA und Europa haben einen der grössten kriminellen Online-Marktplätze für Drogen und andere illegale Waren ausgehoben. Die drei mutmasslichen Betreiber des so genannten Wall Street Market wurden in Deutschland gefasst und sitzen in Untersuchungshaft.

Agentur
sda
03.05.19 - 17:51 Uhr
Ereignisse
Schlag gegen das Darknet: das BKA in Wiesbaden verkündet den Erfolg einer länderübergreifenden Razzia.
Schlag gegen das Darknet: das BKA in Wiesbaden verkündet den Erfolg einer länderübergreifenden Razzia.
KEYSTONE/EPA/SASCHA STEINBACH

Über die Online-Plattform wurden neben Rauschgift unter anderem auch ausgespähte Daten, gefälschte Dokumente und Schadsoftware gehandelt, wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt sagten. Es sei der weltweit zweitgrösste illegale Online-Marktplatz im Darknet gewesen, einem abgeschirmten Teil des Internets.

Die Männer sollen als Betreiber der Plattform an den Verkäufen illegaler Artikel Provisionen verdient haben. Bei den Verdächtigen handelt es sich um einen 31-Jährigen aus Hessen, einen 22-Jährigen aus Nordrhein-Westfalen und einen 29-Jährigen aus Baden-Württemberg.

Seit März hatten Ermittler die drei Deutschen im Visier, wie sie am Freitag berichteten: Nachdem die Verdächtigen den Online-Marktplatz in den Wartungsmodus geschaltet und die hinterlegten Geldbeträge an sich selbst transferiert hatten, schlugen die Behörden zu.

Drogen, Waffen und Millionen in bar

In Den USA identifizierte die Staatsanwaltschaft Los Angeles nach eigenen Angaben zwei der umsatzstärksten Anbieter von Drogen auf dem «Wall Street Market» und nahm diese fest. Sie sollen mit extrem gefährlichen Drogen gehandelt haben, wie ein US-Vertreter sagte. Bei Durchsuchungen der Tatverdächtigen in den USA wurden illegale Waffen und Bargeld in Millionenhöhe gefunden.

Deutsche Ermittler nahmen die drei Verdächtigen Ende April fest und durchsuchten deren Wohnungen. Dabei seien die Rechner sichergestellt worden, über welche die Plattform betrieben worden sei. Ausserdem fanden die Ermittler mehr als 550'000 Euro in bar, digitale Zahlungsmittel wie Bitcoins mit einem Wert in sechsstelliger Höhe sowie teure Fahrzeuge. Bei dem Tatverdächtigen aus Nordrhein-Westfalen entdeckten die Beamten zudem eine Schusswaffe.

Der Bitcoin ist eine im Internet entstandene digitale Währung. Bitcoins werden in einem aufwendigen Verfahren auf Computern erzeugt und können dann im Netz auch für Dollar oder Euro gekauft werden. Die Währung lässt weitgehend anonyme Zahlungen zu.

Ab sofort nicht mehr erreichbar

Der «Wall Street Market» ist den Ermittlern zufolge jetzt nicht mehr erreichbar. Auf der Webseite sei stattdessen ein Sicherstellungsbanner hochgeladen geworden.

«Zuletzt waren auf dem Online-Marktplatz über 63'000 Verkaufsangebote eingestellt sowie über 1'150'000 Kundenkonten und über 5400 Verkäufer angemeldet», erklärte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, Georg Ungefuk. Den Festnahmen seien aufwendige verdeckte Ermittlungen vorausgegangen. US-amerikanische und niederländische Behörden seien beteiligt gewesen, ebenso die europäische Polizeibehörde Europol.

BKA-Chef fordert eigenen Straftatbestand

Der Präsident des deutschen Bundeskriminalamtes BKA, Holger Münch, sprach am Freitagmittag vor den Medien in Wiesbaden von technisch sehr anspruchsvollen und personalintensiven Ermittlungen. Er hob die internationale Zusammenarbeit mit Behörden in den USA, den Niederlanden und der europäischen Polizeiorganisation Europol hervor. «Das war beispielgebend für die Verbrechensbekämpfung im digitalen Raum.»

Münch forderte zugleich einen eigenen Straftatbestand und damit eine klare gesetzliche Regelung gegen das Betreiben von kriminellen Online-Handelsplattformen. Es gebe schon einen Vorschlag dazu, der aber noch nicht umgesetzt sei. «Wir müssen Schritt halten mit der gesellschaftlichen Entwicklung.»

Gegen die drei Verdächtigen in Deutschland laufen Ermittlungen wegen gewerbsmässiger Verschaffung einer Gelegenheit zur unbefugten Abgabe von Betäubungsmitteln. Der Strafrahmen dafür liegt laut Generalstaatsanwaltschaft zwischen 1 und 15 Jahren Haft.

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