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Lawinenforscher blicken positiv Richtung Frühling

Bislang gab es in diesem Winter 32 Lawinenunfälle in Graubünden, dabei starben zwei Personen. Zahlen, die im langjährigen Mittel liegen, wie Benjamin Zweifel vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) sagt. Eine neue Übersicht auf der Website SLF zeigt alle Lawinenunfälle des aktuellen Winters auf.

Simone
Zwinggi
28.03.19 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Schnelle Hilfe nötig: Hier wird die Bergung von verschütteten Personen geübt.
Schnelle Hilfe nötig: Hier wird die Bergung von verschütteten Personen geübt.
MARCO HARTMANN

Kaum war Graubünden in den Winter gestartet, wurde bereits der erste Lawinenunfall verzeichnet: Am 24. November 2018 donnerte eine Lawine am Pazolastock beim Oberalppass zu Tal. Dabei wurde eine Person von der Lawine erfasst und verschüttet, konnte aber lebend geborgen werden. Das zeigt die neu aufgeschaltete Übersicht zum aktuellen hydrologischen Jahr 2018/19 auf der Website des SLF. Dort sind schweizweit alle Lawinenunfälle des aktuellen Winters aufgeführt, bei denen eine oder mehrere Personen von einer Lawine mitgerissen wurden. Ebenso ist eine Übersicht über die tödlichen Lawinenunfälle der letzten 20 Jahre aufgeführt.

«Wer von einer Lawine mitgerissen wird, aber wieder herausfahren kann, wird als erfasst bezeichnet», erklärt Benjamin Zweifel, technischer Mitarbeiter Lawinen und Prävention beim SLF. «Als ganz verschüttet gilt, wer über den Kopf von der Lawine bedeckt wurde

Im Durchschnitt und doch aussergewöhnlich

Sechs verschüttete Personen wurden im aktuellen Winter bislang in Graubünden gezählt, 49 wurden von einer Lawine erfasst. Zahlen, die im langjährigen Mittel liegen, wie Zweifel erklärt. Eine kleine Abweichung stellte Zweifel dennoch fest: Schweizweit habe es in den letzten zehn Jahren etwas weniger erfasste Personen, dafür mehr  Todesfälle gegeben. Aussergewöhnlich sei hingegen der derzeitige Aufbau der Schneedecke, so Zweifel. «In fast allen Regionen Graubündens ist die Schneedecke günstig geschichtet», sagt der Lawinenexperte. Diese regionale Ausgeglichenheit lassen Zweifel zum Schluss kommen, dass im hochalpinen Gelände im Moment «gute Verhältnisse» herrschen.

16 der 32 in Graubünden registrierten Lawinenunfälle passierten, als das Lawinebulletin die Gefahrenstufe 3 (erheblich) meldete. Zwölf Unfälle ereigneten sich bei der Gefahrenstufe 2 (mässig), bei vier Unfällen wurde im Verlauf des Tages ein Anstieg der Lawinengefahrenstufe von 2 auf 3 erwartet.

Ein guter Frühling?

Zweifel ist zuversichtlich, dass uns bezüglich Lawinen ein guter Winterabschluss bevorstehen kann. Und das, obwohl die Skitourensaison erst jetzt, da viele Skigebiete ihre Saison beenden, richtig losgeht. «Für geübte Skitourengänger sind Nassschnee-Lawinen im Frühling ein Problem, mit dem sie gut umgehen können», sagt Zweifel. «Das wichtigste für die Skitouren im Frühling ist das Zeitmanagement.» Früh aufstehen und früh wieder von der Tour zurück sein, heisst jetzt die Devise. Gebe es in den kommenden Tagen und Wochen aber nochmals Schneefälle, steige die Lawinengefahr wieder an, erklärt Zweifel. «Die Schnee- und Lawinensituation muss also fortlaufend neu beurteilt werden», so Zweifel. «Aber wir blicken positiv Richtung Frühling.»

Und dieser dauert noch eine Weile. 2009 ereignete sich der letzte tödliche Lawinenunfall am 13. Juni. Damals wurden im Puschlav drei Personen von einer Lawine verschüttet. Die Skitour endete tödlich für sie.

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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