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Der Landespatron und der Reformator

Morgen lodern sie wieder im Glarnerland, die Fridlisfeuer. Der alte, heidnische Brauch soll bei Weitem nicht nur hierzulande mit Feuer den Winter vertreiben und den Frühling herbeiholen.

Fridolin
Rast
05.03.19 - 10:00 Uhr
Ereignisse
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Christlich verpackt ist er im Glarnerland praktischerweise mit dem Namenstag des Landespatrons, des heiligen Fridolin, der auch mir seinen Vornamen geliehen hat. Alte Matratzen verbrennen darf man nicht mehr, sogar die Nägel in den Holzpaletten sind heute ein Umweltproblem. Aber die Buben – und politisch korrekt heute auch die Mädchen – ihre erste Zigi rauchen lassen, das darf man offenbar noch. Auch wenn es vielleicht der erste Schritt zu einer Sucht ist, die kaum einer von den späteren Rauchern je zugeben würde.

Morgen ist aber auch der Abend, an dem die Fridlenen, Fritzen, Fridoline und Friggen aus dem Glarnerland und aller Welt am 34. Fridlitreff im «Steinbock» in Näfels miteinander feiern können. Eingeladen hat natürlich der landesbekannte Ober-Fridli Osterhazy oder Fridolin O. Hauser. Fridolin, obwohl Näfels den heiligen Hilarius als Schutzpatron der Kirche hat. Hübsch, dass es in Näfels Familien mit einem Fridolin und einem Hilarius gibt.

Einen anderen Kollegen, gewissermassen, hat der Fridolin in Glarus. Und zwar den früheren Pfarrer im Ort und späteren Reformator Huldrych Zwingli. Der Huld- oder Wohlwollensreiche, so sein Vorname, hat in Glarus als Pfarrer gewirkt, bevor er nach Einsiedeln und dann nach Zürich berufen wurde und dort vor 500 Jahren zum Reformator wurde. Und er hat sich inspirieren lassen: In seiner Glarner Zeit hat er Kontakte zu den Humanisten Vadian (ein St. Galler) und Glarean (ein Molliser) geknüpft.

Wenn ich heute vor der Glarner Stadtkirche stehe, dann liegt linker Hand die St. Fridolinstrasse, rechter Hand die Zwinglistrasse. Dass es der Heilige und der Reformator in Glarus so auf die gleiche Stufe geschafft haben, das ist auch ganz hübsch.

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