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Wrackteile aus dem Eis in verunglückter «Tante Ju»

Die im August am Piz Segnas abgestürzte «Tante Ju» flog mit Motorenzylinder, die 60 Jahre im Eis lagen. Davon wusste das Bundesamt für Zivilluftfahrt nichts - bis zum kürzlich veröffentlichten Zwischenbericht.

Südostschweiz
26.11.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Über die Absturzmaschine werden neue Details bekannt.
Über die Absturzmaschine werden neue Details bekannt.
PRESSEBILD

Üblich im Sinne von häufig sei es das Einbauen solcher Wrackteile nicht. Die Ju-52 aus Österreich sei ein Einzelfall gewesen, wird Ju-Air-Sprecher Christian Gartmann in der neusten «Sonntagszeitung» zitiert. Die Rede ist von Motorenzylinder, die in der am Piz Segnas verunfallten «Tante Ju» verbaut waren. Die Motorenzylinder stammen von einem Wrack, das während 60 Jahren in Österreich im Gletschereis gelegen hatten. Eigentlich waren die Motoren aus dem Gletschter für eine ausgemusterte Ju-52, ein Museumsstück, vorgesehen. Und deren Motoren waren für die drei noch fliegenden «Tante Jus» als Ersatzteillager gedacht.

Wie die «Sonntagszeitung» weiter schreibt, wurde der damalige Ju-Air-Techniker in der «Gazette» der Ju-Air, Ausgabe 2014, auf die Frage, ob die Eis-Motoren auch Ersatzteile für die drei verbliebenen Oldtimer hergäben, wie folgt zitiert. «Die Motoren waren zwar nur kurze Zeit in Gebrauch, sind also fast neu. Aber nach 60 Jahren im Eis müssten sie eine extrem harte Materialprüfung bestehen.» Nichtsdestotrotz wurden die Zylinder laut Zeitungsbericht überholt und in die fliegenden Ju-52 eingebaut, nachdem sie als sicher eingestuft worden waren. Sämtliche Arbeitsschritte sollen genaustens dokumentiert sein, sagte Ju-Air-Sprecher Gartmann weiter gegenüber der «Sonntagszeitung».

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) wusste als Aufsichtsbehörde nichts von diesen Ersatzteilen in der Absturzmaschine - bis zum kürzlich veröffentlichten Zwischenbericht der Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust). Der Zwischenbericht lasse aber offen, wie diese Ersatzteile mit dem Unfall zusammenhängen und ob überhaupt.

Gletscher gab erste Wrackteile 2001 frei

Die Motorzylinder aus dem Eis gehörten zu einer Ju-52 der deutschen Wehrmacht. Sie versank 1942 im Gletschereis und geriet in Vergessenheit, wie es im Artikel weiter heisst. 2001 dann gab der Gletscher erste Wrackteile frei. Der Flieger sei 1941 mit einer 11-Mann-Besatzung in offenbar geheimer Mission unterwegs gewesen. Fallwinde hätten den Piloten gezwungen, auf einem Gletscher zu landen. 

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