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Wildwechsel: Die Zahl der getöteten Tiere liegt weit höher

Die Kantonspolizei Graubünden und das kantonale Amt für Jagd und Fischerei führen beide Statistik über Wildunfälle - die Statistiken unterscheiden sich aber. Wie das Amt für Jagd und Fischerei auf Anfrage von Radio Südostschweiz bestätigte, kostet der Strassenverkehr jährlich rund 1500 Wildtieren das Leben.

Südostschweiz
27.10.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Verkehr
Warnschilder gegen Wildunfälle.

Wildunfälle werden von der Kantonspolizei Graubünden insbesondere im Herbst während der Dämmerungszeit sehr häufig registriert. Ein Unfall, wie wir ihn diese Woche beschrieben haben, findet gemäss Zahlen der Kantonspolizei jährlich im Schnitt über 800 Mal statt. Diese Zahl beinhaltet alle Unfälle, die Spuren hinterlassen. Wie das Amt für Jagd und Fischerei auf Anfrage von Radio Südostschweiz erklärte, werden pro Jahr allerdings weit mehr Tiere getötet.

Häufigstes Opfer: das Reh

Angeführt wird die Höchstzahl der getöteten Tiere von den Rehen. «Zwischen Juni 2017 und Mai 2018 wurden 651 Rehe, 232 Füchse, 230 Hirsche, 168 Feldhasen, 155 Dachse und andere Tiere getötet», so Hannes Jenny, Wildbiologe beim Amt für Jagd und Fischerei Graubünden. Der Grund: Während die Kantonspolizei nur Wildunfälle registriert, die mit einem Schaden am beteiligten Fahrzeug einhergehen, zählt das Amt für Jagd und Fischerei in seiner Statistik alle toten Tiere, die nach einem Zusammenstoss mit einem Fahrzeug gefunden werden.

Im Schnitt seien zwischen 2009 und 2017 so pro Jahr rund 680 tote Rehe und Hirsche gezählt worden. Zu diesen 680 Unfällen kommen im Schnitt noch 700 bis 800 tote Tiere, die bei einer Kollision mit einem Fahrzeug kaum Spuren hinterlassen wie Fuchs, Dachs und Feldhase. Konkret: Und genau deshalb werden auch sie nicht von der Kantonspolizei registriert. Die Gesamtanzahl betrage also rund 1500 tote Tiere pro Jahr.

Die Regionen mit den meisten Wildunfällen seien bei Hirsch und Reh etwas unterschiedlich. Im Allgemeinen könne aber gesagt werden, dass im Schweizerischen Nationalpark, dem Oberengadin und in Mittelbünden die Zahlen am höchsten seien. Beim Hirsch auch in der Mesolcina. «Hinzu kommen Regionen in Nordbünden wie Felsberg, Schanfigg und das hintere Prättigau», so Jenny.

Um die Anzahl solcher Wildunfälle zu reduzieren, plant der Kanton - neben den vier bereits bestehenden - drei weitere Wildwarnanlagen. «Diese werde sukzessive realisiert, sobald sich ein bestimmter Streckenabschnitt sowieso im Bau befindet.» Oder im Hinblick auf die Wiederherstellung eines Wildtierkorridors, wie dies in San Vittore gerade der Fall sei, so Jenny weiter. 

Wildwarnanlage: «Ein technisches Mittel, welches anzeigt, dass sich Wild im Einflussbereich der Strasse aufhält. Der Autofahrer wird daraufhin vor Wildtieren gewarnt, welche sich potenziell auf der Strasse aufhalten könnten. Zudem wird den Autofahrern auch eine verbindliche Geschwindigkeitsbeschränkung auf 40 km/h für signalisiert. Registriert der Sensor nichts, ist die Wildwarnanlage für einen Autofahrer gar nicht sichtbar», erklärt Jenny.

Was passiert mit dem Fleisch?

Das Fleisch eines getöteten Wildtieres könne nur dann weiterverwertet werden, wenn es dem Lebensmittelgesetz entspreche. Ansonsten werde das Tier entsorgt. «Ein solcher Entscheid fällt der zuständige Wildhüter», so Jenny. (egt)

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