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Flüsse befinden sich bereits jetzt im Winterzustand

Waldbrandgefahr, Temperaturrekorde und kein Regen in Sicht. Die Trockenheit macht auch den Flüssen im Kanton Graubünden zu schaffen. Sie befinden sich verfrüht im Winterzustand. Auch auf die Fische könnte sich dies negativ auswirken.

23.10.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse

Im Jahr 2018 wurde bisher, was das Wetter angeht, so mancher Rekord gebrochen. So wurde beispielsweise am 14. Oktober in Chur erstmals 27,2 Grad gemessen. Die Waldbrandgefahr gibt auch im Oktober noch zu reden und geregnet hat es seit dem Frühling kaum mehr. Wir haben beim Kanton Graubünden nachgefragt, wie sich dies auf unsere Flüsse beziehungsweise Fische auswirkt.

«Es scheint zurzeit so, dass sich die Flüsse bereits jetzt im Winterzustand befinden», so David Schmid, Verantwortlicher der Oberflächengewässer beim Amt für Natur und Umwelt. Zumindest vom Abfluss her gelte nun die winterliche Regelung. Heisst so viel, wie: «Bei Gewässern mit einer Kraftwerknutzung gibt es definierte Restwassermengen, welche einzuhalten sind. Diese sind im Sommer und im Winter unterschiedlich. Betroffen davon sind sämtliche Talflüsse sowie grössere Seitenzuflüsse. Auch in natürlichen Gewässern sind die Abflüsse im Winter bis zu zehn Mal geringer als im Sommer.»

Dass Bachbette eines kleineren Flusses im Winter kein Wasser führen, sei daher nicht besorgniserregend. Neu sei allerdings, dass manche Bachbetten bereits jetzt schon trocken sind. «Normalerweise passiert dies zu einem späteren Zeitpunkt.»

Schwierigkeiten könnten später kommen

Kommt kein Regen oder Schnee, kann es sein, dass die Abflüsse auf den Winter hin noch mehr zurückgehen könnten. Kleinere Bäche könnten also vermehrt trockenfallen, so Schmid weiter. «Wäre dies der Fall, müssten wir Fische bergen und umsiedeln», so Marcel Michel vom Amt für Jagd und Fischerei. In den letzten 20 Jahren sei dies allerdings noch nie der Fall gewesen. 

Die Trockenheit mache den Fischen noch in einem Bereich zu schaffen: «Das wenige Wasser führt dazu, dass die Nahrungsbeschaffenheit in der letzten Phase vor dem Winter, darunter leidet.» Für die Wintereinstandsplätze sei dies allerdings kein Problem. Diese befinden sich generell an tiefen Stellen, welche auch bei niedrigem Wasserstand ausreichend gespiesen werden, so Michel. 

Erhöhter Frassdruck durch geringe Wasserführung

«Bei grösseren Talflüssen konnte beobachtet werden, dass Fisch fressende Vögel wie der Graureiher beim aktuell tiefen Wasserstand vereinfacht zu ihrer Beute kommen», so Michel weiter. Dies wäre bei grösserer Wasserführung so nicht möglich. Der Vogelfrass allein setze einem Fischbestand nicht wirklich zu. «Ist der Bestand bereits aufgrund anderer Gründe schlecht, ist dies dann noch das 'Tüpfchen auf dem i'».

Relevanter wird das Frühjahr

Eine andere Auswirkung der diesjährigen, langanhaltenden Trockenheit, welche den Fischen zu schaffen mache, seien die wärmeren Temperaturen. Im Hinterrhein konnte beispielsweise festgestellt werden, dass gewisse Tiere zwei bis maximal drei Wochen früher laichen als üblich. Allerdings sei dies nur für gewisse Gewässer und wurde nicht systematisch unter die Lupe genommen, so Michel weiter. Wie stark sich die Temperaturen vom Normwert unterscheiden, könne erst in ein paar Monaten gesagt werden. Das Laichgeschäft habe ausser dieser zweiwöchigen Verschiebung normal stattgefunden, daher werde dies auch nicht als Problemfall eingestuft. «Relevanter für uns wird der Schlüpfzeitpunkt sowie die Situation im Frühling», schliesst Michel ab.

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