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Spektakuläre Bilder der Drohnen-Rennen über dem Schlosshügel

Das erste Drohnenrennen in Rapperswil-Jona bringt atemberaubende Flugmanöver in die traumhafte Kulisse des Schlosses. Das Ziel des Schweizer Teams war klar: Mindestens ein Podestplatz sollte herausschauen.

Jérôme
Stern
13.10.18 - 10:25 Uhr
Ereignisse

Die Szenerie auf dem Schlosshügel von Rapperswil scheint unwirklich: Wo sonst lediglich ein paar Touristen und verliebte Paare flanieren, herrschte gestern Betriebsamkeit wie in einem Bienenstock: Entlang einer Mauer reihen sich etliche Zelte, davor eilen junge Männer und Frauen herum. Der Ort wirkt, als würde ein fremdes Heer das Schloss belagern.

Wir befinden uns am Austragungsort des Drone Prix Zürichsee – kurz vor dem ersten Qualifikationslauf. Im Zelt des Teams «Swiss Black Kites» bereiten sich die Piloten Mirko Cesena, Raphael Straehl, Michael Isler und Dario Neuenschwander auf ihren Lauf vor: Vor ihnen auf einem Holztisch befinden sich die Renndrohnen, Akkus, Ladgeräte und Werkzeuge.

Essen und Schrauben

Während die Schweizer Piloten ihr Mittagessen verspeisen, kontrolliert Trainer Marc Heiniger die Technik, wechselt die Propeller der Fluggeräte – und scheint die Ruhe selbst zu sein. «Die Strecke beim Schlosshügel ist technisch anspruchsvoll – Heimvorteil gibt es bei den Rennen nicht», sagt Heiniger. Grund dafür sei, dass die Mehrzahl der Drohnenfans nicht an den Ort des Geschehens pilgerten, sondern die Rennen lieber im Internet oder Fernsehen verfolgen würden.

Für den Trainer ist das Ziel fürs Wochenende klar: Mindestens ein Podestplatz muss für sein Team herausschauen. Eine gute Platzierung ist umso wichtiger, als die «Swiss Black Kites» zurzeit auf dem zweitletzten, dem siebten Platz liegen.

Die summenden Dinger am Himmel scheinen die Hirsche nicht zu stören.

Heiniger weiss jedoch, dass der Erfolg nicht einfach sein wird. Die Konkurrenten sind abgebrühte Profis – manch einer lebt ausschliesslich von Drohnenrennen. Zudem braucht es Durchhaltewillen. Denn nicht weniger als acht Qualifikationsläufe und sechs Rennen stehen während der nächsten 24 Stunden auf dem Programm. An diesem Freitagnachmittag hält sich der Publikumsandrang noch in Grenzen. Dafür sind etliche Fernsehteams vor Ort.

Wie zornige Rieseninsekten

Mittlerweile sind die Qualifikationsläufe in vollem Gang: Unmittelbar vor den Schweizern fliegen die japanischen Cracks von «Raiden Racing». Ein zorniges Summen durchschneidet die Luft, als jeweils zwei Drohnen nacheinander vom Startplatz abheben. Wie tollwütige Rieseninsekten sausen sie vom Startplatz beim Schloss entlang dem Hirschpark, verschwinden zwischen Bäumen in Richtung Seebadi, um nach knapp 25 Sekunden zurückzukehren. Wobei sie stets zwei Runden fliegen. Plötzlich hört man einen dumpfen Knall. Eine der japanischen Drohnen ist mit über 100 Km/h in einen Baum gekracht und liegt lädiert im Hirschpark – zwei Meter neben dem Hirschbullen. Der hebt neugierig den Kopf, schnuppert am Gerät – und wendet sich gelangweilt ab, um weiterzugrasen. Die summenden Dinger am Himmel scheinen die Hirsche nicht weiter zu stören.

Bei der Qualifaktion haben sich die Schweizer hervorragend geschlagen: Sie stehen in den Halbfinals. Doch damit stehen sie vor einem Problem: Sollen sie auf Nummer sicher fliegen und sich mit dem dritten Platz begnügen? Oder sollen sie volles Risiko wagen und so eventuell den zweiten oder gar ersten Platz anstreben? «Wir werden taktisch fliegen und einen sicheren dritten Platz anstreben», sagt Trainer Heiniger. «Das bedeutet aber auch, dass wir keine Chance haben, in den Finallauf zu kommen.»

Es ist 20 Uhr, als die Schweizer Piloten die Bühne fürs Halbfinal betreten. Vom nunmehr deutlich zahlreicheren Publikum werden sie angefeuert. Vier Rennen müssen sie gegen das englische Team «Nexxblades» fliegen. Die Engländer seien praktisch unschlagbar, meint Heiniger. Tatsächlich habe die «Swiss Black Kites» in den Rennen keine Gewinnchance – aber sie beenden alle vier Halbfinalläufe. Das bedeutet, sie erhalten wertvolle «Finisher-Punkte». Was wiederum heisst, dass sie am ersten Abend des Drone Prix Zürchsee den dritten Rang erreichen. Heiniger und seine Piloten strahlen zufrieden. Und heute Samstag steigen die nächsten Rennen. Vielleicht ergibt sich dabei eine noch bessere Platzierung für die «Kites».

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