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Careteam als wichtige Stütze – früher wie heute

Bei Katastrophen wie dem Flugzeugabsturz der «Tante Ju» Anfang August sind die Hinterbliebenen oft auf professionelle Betreuung angewiesen. Ein ehemaliges Mitglied des Notfallteams, welches vor 20 Jahren beim Flugunglück des Flugs SR111 im Einsatz war, berichtet von seinen Aufgaben.

Südostschweiz
03.09.18 - 18:36 Uhr
Ereignisse
Beim Absturz der Ju-52 gab es 20 Tote.
Beim Absturz der Ju-52 gab es 20 Tote.
KEYSTONE

Fast einen Monat ist es her, seit sich in der Nähe von Flims ein Flugzeugabsturz ereignete, bei dem alle 20 Insassen ihr Leben verloren. Wenn ein Flugunfall wie jener der «Tante Ju» geschieht, kommen bei Angehörigen und Beteiligten Erinnerungen hoch.

Nach solchen Unglücken sind die Bedürfnisse der Hinterbliebenen sehr unterschiedlich und die Angehörigen sind oft auf Unterstützung oder Betreuung angewiesen. Für solche Fälle ist meist ein Careteam vor Ort und betreut, wo es kann.

Swissair-Absturz 1998 als Auslöser für Veränderung

Der Swissair-Absturz in Halifax heute vor 20 Jahren ist eine Katastrophe, bei welchem sich die Bedeutung von Careteams massgeblich veränderte. Franz Bucher war Teil des Teams, welches damals die Hinterbliebenen der Opfer des Absturzes der MD-11 der Swissair betreuten. Im Gespräch mit der Agentur Keystone-SDA sagt Bucher, er könne sich genau an den Moment erinnern, als er als Mitglied des Swissair-Notfallteams den Alarm erhielt. «Zunächst war da einfach eine grosse Konsternation.»

Unglücke wie beispielsweise jener der «Tante Ju» wecken Erinnerungen und Bilder. «Es belastet mich aber nicht», meint Bucher, aber «es war eine sehr emotionale Zeit».

Informieren und organisieren

In der ersten Akutphase informierte das Careteam Angehörige über die neusten Erkenntnisse und nächsten Schritte, organisierten deren Reise nach Halifax einen Tag nach dem Unglück und kümmerten sich um Unterkunft, allfällige Transporte, Verpflegung und Bedürfnisse vor Ort.

«Wichtig war, dass die Betreuerinnen und Betreuer die Bedürfnisse der Angehörigen aufnahmen. Manchmal wollten Hinterbliebene auch einfach ein Kerzli anzünden oder ein anderes Ritual durchführen», erklärt Bucher.

Kommunikation

Zudem lief 1998 die Kommunikation im Gegensatz zu heute noch über Telefon, Brief und Fax. Adressstämme mussten aktualisiert und neue Anschriften gesucht werden, auch nach viereinhalb Jahren, als die Untersuchungsbehörden den Schlussbericht veröffentlichten. Die Angehörigen hatten auf diesen als Direktbetroffene Anrecht. (sda/so)

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