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Hirsche erhalten GPS-Sender

Ein Forschungsprojekt dreier Ostschweizer Kantone zeigt, wie sich Rothirsche bewegen – und was Jäger tun können, um die Bestände zu regulieren.

Südostschweiz
18.08.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Gedeiht prächtig: Der Rothirsch dehnt seinen Lebensraum in der ganzen Ostschweiz aus.
Gedeiht prächtig: Der Rothirsch dehnt seinen Lebensraum in der ganzen Ostschweiz aus.

In der ganzen Ostschweiz sind die Rothirsch-Bestände in den letzten Jahren stark angestiegen. So konnten in der Region Werdenberg zeitweise Rudel von bis zu 100 Stück beobachtet werden, die morgens und abends die Hauptstrasse zwischen Gams und Grabs überquerten und dabei den Strassenverkehr stoppten. Bilder davon kursierten in den sozialen Medien.

Wegen der sich abzeichnenden Nutzungskonflikte zwischen Wild und Umwelt haben die Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden in einem gemeinsamen Forschungsprojekt nun das Verhalten der Population untersucht. Die Tiere kümmerten sich nicht um politische Grenzen, heisst es in dem Schlussbericht, der diese Woche veröffentlicht wurde.

Narkosegewehre eingesetzt

Zu den Zielen der Studie gehörten Aussagen über das Verhalten: Wie lange bleiben die Rothirsche an einem Ort? In welchem Umkreis bewegen sie sich? Dafür wurden einzelne Tiere mit GPS-Sendern versehen, welche die Positionen via SMS weitermeldeten. Dafür mussten die Hirsche allerdings zuerst eingefangen werden.

In unzähligen Nachtaktionen sei es der kantonalen Wildhut sowie freiwilligen Helfern gelungen, 46 Rothirsche mit Telemetrie-Halsbändern auszustatten, heisst es in dem Bericht. Eingesetzt wurden unter anderem Narkosegewehre und präparierte Pfeile. 16 Tiere mussten eine Pansensonde zur Messung von Herzschlagrate und Körpertemperatur schlucken, die danach im Magen verblieb.

Kaum grössere Wanderungen

Ausgewertet wurden danach unter anderem rund 450 000 GPS-Positionsmeldungen. Sie zeigen, dass ein grosser Teil der Rothirsche in der Region Werdenberg auch über den Sommer im gleichen Gebiet blieb, sich dabei lediglich in höhere Lagen verschob.

Auch in anderen Regionen zeigten die Tiere gemäss dem Bericht «keine ausgeprägten Wandertendenzen». Überregionale Bewegungen hätten damit kaum stattgefunden.

Neue Erkenntnisse gab es auch zur Reaktion des Wildes auf Jäger oder Pilzsammler. Die Rothirsche verfolgen dabei unterschiedliche Strategien: Einige der Tiere verharren trotz Störung in der Deckung und verlassen das Gebiet erst nach Einbruch der Dunkelheit. Andere reagieren mit Flucht aus grosser Distanz.

Bericht empfiehlt Hunde

Das Verhalten der Rothirsche an Jagdtagen zeige, wie schwierig es sei, sie in Bewegung zu bringen, heisst es in dem Bericht weiter. Es seien deshalb angepasste Jagdstrategien gefragt, wenn lokal Rothirschbestände reduziert werden müssten. Empfohlen wird der Einsatz von Stöberhunden, die dafür sorgen, dass die Tiere abgeschossen werden können.

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