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Walensee-Schiff schrammt an Havarie vorbei

Wegen einer technischen Störung kann die MS «Churfirsten» in Weesen nicht bremsen. Weil eine Sandbank das Schiff auffängt, verläuft der Zwischenfall glimpflich. Für die Sicherheitsbehörde weist er auf ein ungelöstes Problem hin, das ins Auge gehen kann.

Südostschweiz
27.07.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Am 3. Juni konnte die MS «Churfirsten» in Weesen wegen einer technischen Panne nicht rechtzeitig anhalten.
Am 3. Juni konnte die MS «Churfirsten» in Weesen wegen einer technischen Panne nicht rechtzeitig anhalten.
MARKUS TIMO RÜEGG

Die Walensee-Schifffahrt hatte Glück im Unglück, als das Motorschiff «Churfirsten» am 3. Juni in Weesen anlegen wollte. Bei dem Manöver gelang es dem Schiffsführer nicht, das langsam dahingleitende Passagierschiff am Steg zu stoppen. Noch bevor es jedoch auf das Ufer aufprallte, blieb es dank des tiefen Wasserstands (Ausgabe vom 17. Juli) auf einer Sandbank stecken. Von dort rutschte es schliesslich wieder zum Steg zurück. Obschon das Schiff an jenem Sonntagnachmittag gut besetzt war, wurde niemand verletzt. Auch gab es keine Schäden am Rumpf. Bekannt wurde der Zwischenfall, weil die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) eine Untersuchung eröffnet hat. Diese Woche hat sie ihren Vorbericht dazu veröffentlicht.

Aus der Schusslinie war von Anfang an der 42-jährige Schiffsführer. «Die Ursache war zweifelsfrei ein technischer Defekt», sagt Markus Scherrer, Betriebsleiter der Schiffsbetrieb Walensee AG. Ausgefallen sei die Schaltung, die das Getriebe steuert. «Der Schiffsführer konnte nicht Gegenschub geben, um das Schiff ganz abzubremsen», erklärt Scherrer. Deshalb sei es sozusagen im Leergang weitergeglitten. Obschon die Schaltung nach einem Neustart des Systems wieder funktioniert habe, sei sie umgehend ausgewechselt worden. Für die Walensee-Schifffahrt war dies laut Scherrer der erste Zwischenfall überhaupt, bei dem die Sust eingeschaltet werden musste.

Ergebnisse bis Ende Jahr

Laut Markus Lüthi, Untersuchungsleiter bei der Sust, wird die Schaltung derzeit von einem spezialisierten Institut unter die Lupe genommen. Die Kosten dafür übernehme der Staat. Lüthi ist zuversichtlich, dass die Untersuchung bis Ende Jahr abgeschlossen werden kann. Der Schiffsbetrieb ist auf die Ergebnisse gespannt: «Für uns und auch für den Hersteller ist es wichtig, den genauen Grund für den Ausfall zu kennen», sagt Betriebsleiter Scherrer.

In den letzten Jahren war die Sust mit mehreren Zwischenfällen auf Schweizer Seen konfrontiert, bei denen die Antriebssteuerung als Ursache ermittelt wurde. Dabei handle es sich durchwegs um Einzelfälle, denen kein gemeinsames Muster zugrunde liege, betont Lüthi. Dennoch habe sich in allen diesen Fällen dasselbe Problem gezeigt: «Wenn bei den heutigen Schiffen die Steuerungssysteme ausfallen, gibt es keine Rückfallebene.» Für den Schiffsführer sei es bei solchen Störungen deshalb nicht möglich, einzugreifen. Die Sust sei nun daran, für dieses Problem nach Lösungen zu suchen.

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