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Durst leiden bisher nur Felder und Äcker

Das Trinkwasser in Graubünden wird vorläufig nicht knapp. Und selbst für Gemeinden in Not gäbe es einen Plan.

Olivier
Berger
26.07.18 - 11:00 Uhr
Ereignisse
Die Ausnahme: Im grossen Stil bewässert wird in Graubünden derzeit noch nicht.
Die Ausnahme: Im grossen Stil bewässert wird in Graubünden derzeit noch nicht.
OLIVIA ITEM

Für das Vieh im Tal wird das Futter knapp (siehe Frontseite). Um das Trinkwasser brauchen sich die meisten Bündnerinnen und Bündner dagegen nicht zu sorgen – vorläufig wird es nicht versiegen. «Das geht nicht so schnell», bestätigt Yves Quirin, Leiter der Abteilung Grund- und Siedlungswasser im kantonalen Amt für Natur und Umwelt (ANU).

Tatsächlich zeigt ein Blick auf die Übersichtskarte mit den Grundwasserständen auf der Internetseite des ANU: Grund zur Sorge besteht vorläufig nicht. «Eng würde es nur dann werden, wenn die Regensumme der ganzen Jahre über einen längeren Zeitraum sinken würde», sagt Quirin. «Wenn sich die Niederschläge vom Sommer in den Winter verschieben, haben wir dagegen weiterhin genug Grundwasser.»

Notfalls per Lastwagen

Erstaunlich ist – vor allem für Schweizer Verhältnisse –, dass es keine nationale Gesetzgebung über die reguläre Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser gibt. «Es gibt nur fachspezifische Regelungen, etwa zur Qualität des Trinkwassers», erklärt Quirin. Für Notfälle dagegen sei man gerüstet. «Im Jahr 2016 hat die Bündner Regierung beschlossen, dass die Gemeinden ihr bis ins Jahr 2022 die jeweilige Gefährdungslage aufzeigen müssen.»

Schon jetzt gebe es Notfallpläne für jene Gemeinden, die sich nicht mit Grundwasserpumpen, sondern mit Quellwasser versorgen würden. «In diesen Gemeinden kann das Trinkwasser bei langer Trockenheit tatsächlich einmal knapp werden», sagt Quirin. «Konkret sieht der Plan vor, dass wir dann mit Milch-Tanklastwagen Wasser in die betroffenen Gemeinden transportieren würden. Bevor jedoch Trinkwasser herangeführt wird, muss der Trinkwasserverbrauch reduziert werden.» Die Gemeinden würden ihre Einwohner informieren, wenn mit dem Trinkwasser sparsam umgegangen werden müsse.

Kein Run auf Seen und Flüsse

Anders als beim Trinkwasser präsentiert sich die Situation in der Landwirtschaft. Der Kanton Zürich erlaubt den Bauern inzwischen, für die Bewässerung ihrer Felder auf die grossen Seen und Flüsse zurückzugreifen.

Um in Graubünden über das übliche Mass hinaus Wasser aus Seen und Flüssen zu entnehmen, braucht es eine Bewilligung. «Das übliche Verfahren in solchen Fällen sieht unter anderem eine Auflagefrist von einem Monat vor und dauert insgesamt mindestens zwei Monate», erklärt David Schmid, im ANU zuständig für Ober- flächengewässer. Berücksichtigt werden müssten in solchen Fällen auch die Anliegen der Fischerei.

In heissen Sommern habe man in der Vergangenheit gemeinsam mit dem kantonalen Amt für Jagd und Fischerei auch schon Bewilligungen im Notverfahren erteilt, so Schmid. Derzeit hält sich die Nachfrage beim ANU aber in Grenzen. Ein möglicher Grund könnten die Kosten sein, wie Valentin Luzi, Leiter der Abteilung Agrarmassnahmen im Amt für Landwirtschaft und Geoinformation, glaubt. «Ausser bei Spezialkulturen und dort, wo solche Anlagen nicht fix installiert sind, lohnt sich der Aufwand kaum.»

Olivier Berger wuchs in Fribourg, dem Zürcher Oberland und Liechtenstein auf. Seit rund 30 Jahren arbeitet er für die Medien in der Region, aktuell als stellvertretender Chefredaktor Online/Zeitung. Daneben moderiert er mehrmals jährlich die TV-Sendung «Südostschweiz Standpunkte». Mehr Infos

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