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Der Grossmeister setzt alle Gegner schachmatt

Der Schachklub Rapperswil-Jona hat seinen 100. Geburtstag gebührend gefeiert. Hauptattraktion am Jubiläumsfest war der grosse Auftritt eines Grossmeisters.

Südostschweiz
05.06.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Simultanturnier: Klubmitglieder und Interessierte treten an 25 Brettern gegen den Grossmeister Nico Georgiadis (rechts) an – auch ein Schachroboter spielt mit (der junge Mann links studiert Informatik an der ETH und hat den Roboter entwickelt).
Simultanturnier: Klubmitglieder und Interessierte treten an 25 Brettern gegen den Grossmeister Nico Georgiadis (rechts) an – auch ein Schachroboter spielt mit (der junge Mann links studiert Informatik an der ETH und hat den Roboter entwickelt).
ALEXANDRA GREEFF

Von Alexandra Greeff

Darüber, wo und wann das Schachspiel erfunden wurde, gibt es verschiedene Auffassungen. Als Ursprungsländer werden oft Indien, Persien und China genannt, wo das Schachspiel vermutlich zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert entstanden ist. Gesichert ist aber die Geburt des Schachklubs Rapperswil-Jona (die «Südostschweiz» berichtete).

Menschen und Roboter

Stadtpräsident Martin Stöckling blickte in seiner Ansprache anlässlich des Jubiläums mit Anerkennung auf die 100-jährige Geschichte des Vereins zurück. Alsdann wurde die Hauptattraktion des Jubiläums – das Simultanturnier mit dem Grossmeister Nico Georgiadis – eröffnet. An insgesamt 25 Brettern spielten Klubmitglieder und interessierte Passanten gegen den Grossmeister, forderten ihn heraus oder boten ihm auch mal ein leichtes Spiel. Auch Kinder waren mit dabei. Sie spielten vor allem aus Freude am Strategiespiel, konnten aber schon den Preis ihres Einsatzes auf der Bühne erspähen: Auf die Sieger wartete ein dreidimensionales Puzzle, entwickelt vom Rapperswiler Albert Gübeli.

Nicht alle Schachfiguren wurden dabei von menschlicher Hand bewegt. Bei einem der 25 Bretter musste (oder durfte) Nico Georgiadis gegen einen Schachroboter antreten. «Es handelt sich um eine innovative Umsetzung zwischen Mensch und traditionellem Computer», erklärte der Informatikstudent Dominic Bieri, der den Roboter zusammen mit Altin Alichaj, ebenfalls ein ETH-Student, entwickelt hat. «Die Figuren werden vom Computer wie von Menschenhand bewegt, wie wenn jemand am Brett sitzen würde.»

Der Roboter kann auf 20 verschiedene Niveaus eingestellt werden. «Wir stellten ihn für heute nicht zu hoch ein», gestand Bieri mit einem Schmunzeln, «also klar unter dem Niveau des Grossmeisters. Wir wollten ihn beim Simultanspiel gegen so viele Spieler nicht noch zusätzlich strapazieren.» Offenbar hätte dieser aber durchaus mehr vertragen. Sein Sieg zeichnete sich jedenfalls schon nach einigen Zügen ab.

Der jüngste Teilnehmer

«Ich spiele seit ein paar Jahren Schach und bin auch im Klub», erklärte ein 11-jähriger Junge stolz. Er war vermutlich der jüngste Spieler beim Simultanturnier und konnte sich wacker halten. Ob er zu Hause mit einem Computer trainiert? Der Junge warf einen Blick zum Schachroboter und dann zum Vater an seiner Seite: «Am liebsten spiele ich mit Menschen.»

25 Spieler traten simultan gegen Schach-Grossmeister Nico Georgiadis an – er liess jedoch keinem Gegner eine Chance und gewann alle Partien ziemlich souverän.

Attraktionen für Gross und Klein

Neben dem Simultanturnier wurden weitere Attraktionen angeboten. Wer nicht gleich gegen einen Grossmeister antreten wollte, konnte seine Künste bei einem Blitzschach unter Beweis stellen. Dabei standen jedem Spieler insgesamt fünf Minuten «Denkzeit» zur Verfügung. Sobald ein Spieler am Zug war, lief sein persönlicher Countdown weiter. Zudem lud eine Tafel mit drei Bildern zu verschiedenen Brettsituationen zum Knobeln ein: Welcher Zug muss als Nächstes gemacht werden, wenn der Gegner in 1, 2 oder 24 Zügen schachmatt sein soll? Unter den richtigen Tipps wurde zum Schluss ein handgeschnitztes Originalschachspiel aus Bali verlost.

Bei Kindern beliebt war das Gartenschach mit Figuren aus Holz, die fast so gross waren wie die Kleinen selbst. Dem Gewinner, der die Figuren am schnellsten an den richtigen Platz stellen konnte, winkte als Preis eine Box mit verschiedenen Spielen aus Glas – darunter auch ein Schachspiel. Beim Aufstellen spielte jeweils das Glück mit: Je nachdem, wo die Figuren zu Beginn standen, konnten die Kinder diese schneller umplatzieren – wie zum Beispiel die Rekordhalterin des Nachmittags in nur 48 Sekunden.

Das Gartenschach lud aber auch einfach zum Verweilen und Experimentieren ein. Eltern und Kinder besprachen miteinander, welche Züge die einzelnen Figuren machen können – und versuchten sich gleich in einem ersten Spiel. Insgesamt konnte der Schachklub Rapperswil-Jona ein gelungenes 100-Jahr-Jubiläum bei bestem Wetter feiern.

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