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Abgase und Holzöfen verpesten unsere Luft

Die Qualität der Luft in der Region wird gesamthaft besser. Wegen des Dieselskandals und weil Leute ihre Holzöfen falsch einfeuern, schwirren aber nach wie vor mehr Schadstoffe umher, als uns lieb sein kann.

31.05.18 - 10:32 Uhr
Ereignisse
Schädlich: Abgase von Diesel- und Benzinmotoren mit Direkteinspritzung belasten unsere Luft. Symbolbild Keystone
Schädlich: Abgase von Diesel- und Benzinmotoren mit Direkteinspritzung belasten unsere Luft. Symbolbild Keystone

Verglichen mit den 1980er-Jahren ist die Qualität der Luft, welche wir heute atmen, deutlich besser geworden. Das ist die gute Nachricht, welche dem Jahresbericht 2017 von «Ostluft», der Luftqualitätssicherung der Ostschweizer Kantone, entnommen werden kann. Aber: Ganz so gut, wie sie sein sollte, ist unsere Luft eben doch noch nicht.

Das hat mehrere Gründe, wie «Ostluft»-Geschäftsführer Dominik Noger ausführt: «Dass wir bei der Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid (NO₂, die Red.) die vom Bund festgelegten Ziele in der Ostschweiz nicht erreichen, hat in erster Linie mit dem Dieselskandal zu tun.» Im Zuge dieses Skandals wurde im September 2015 bekannt, dass der Autokonzern VW in Hundertausende von Dieselautos eine Software eingebaut hat, welche die Schadstoff-Messwerte auf dem Prüfstand manipulierte. Noger erklärt: «Die Diesel-Personenwagen stossen im Realbetrieb nach wie vor viel mehr Stickoxide aus, als vom Gesetzgeber festgelegt. Und dies betrifft nicht nur die Autos von VW.»

«Um Jahre zurückgeworfen»

Bereits seit den 2000er-Jahren habe man aber festgestellt, dass sich die NO₂-Belastung nicht so entwickelt, wie man das aufgrund der Angaben der Autobauer prognostiziert hatte. «Was wir nicht wussten, ist, dass Autohersteller betrogen und die Abgaswerte verfälscht hatten.» Das Resultat: «Die Zielwerte, welche wir mit den Angaben der Hersteller errechnet und angepeilt haben, werden wohl erst in 10 bis 15 Jahren erreicht.» Man könnte also durchaus sagen, dass der Dieselskandal die Verbesserung der Luftqualität um fünf bis zehn Jahre zurückwerfe.

Die Konzentration an schädlichen Russteilchen war teilweise bis zu 14-mal zu hoch.

Immerhin: «Dadurch, dass der Skandal aufgeflogen ist, hat der Druck auf Autobauer zugenommen», erläutert Noger. Ab dem 1. September 2019 wird es schweiz- und EU-weit Pflicht, dass neue Dieselfahrzeuge eine neue Norm einhalten müssen. «Dann wird der NO₂-Ausstoss nicht mehr nur auf dem Prüfstand, sondern auch im Realbetrieb gemessen», sagt Noger.

Russkonzentration zu hoch

Neben dem NO₂- misst «Ostluft» auch den Anteil an Russ in der Luft. «Die Konzentration an krebserregenden Russteilchen in der Luft liegt trotz rückläufigem Trend grossflächig weit über dem empfohlenen Zielwert von 0,1 Mikrogramm pro Kubikmeter», so der Fachmann. In den Siedlungsgebieten seien letztes Jahr Mittelwerte zwischen 0,4 und 1,4 Mikrogramm gemessen worden. Der Zielwert wurde damit um das 4- bis 14-fache übertroffen.

In diesem Bereich ist allerdings nicht nur der Strassenverkehr Verursacher, Fahrzeugabgase moderner Dieselmotoren enthalten laut den Fachleuten immer weniger solcher Russpartikel. «Die Probleme sind hier die Dieselmotoren ohne Partikelfilter, wozu nahezu alle Traktoren gehören, sowie Holzöfen, die von den Betreibern falsch bedient werden», weiss Noger. «Sie verbrennen beispielsweise feuchtes Holz, feuern bei zu geringer Sauerstoffzufuhr oder sie lassen die Glut stundenlang glimmen. Dadurch werden bis zu 1000-mal mehr Schadstoffe wie Russ und Teerbestandteile produziert, als bei richtiger Anwendung.» Heisst: Nur trockenes und unbehandeltes Holz verbrennen, Zimmer-, Cheminée- und Kachelöfen immer von oben mit natürlicher Anzündhilfe anfeuern, genügend Sauerstoff zuführen und das Feuer ungestört abbrennen lassen.

Grillieren hat kaum Einfluss

Kein schlechtes Gewissen müssen Freunde des gepflegten Grillierens haben: Das spielt laut Noger nur eine untergeordnete Rolle: «Beim Heizen im Winter wird deutlich mehr Holz verbrannt.» Trotzdem können viele Feuer an einem Ort kleinflächig zu hohen Belastungen führen: «Als auf dem Zürcher Kasernenareal beispielsweise einmal ein internationales Food-Festival veranstaltet wurde, spielten die Messgeräte in der Nähe regelrecht verrückt», erinnert sich Noger.

Sein Fazit: «Insgesamt ist die Entwicklung der Luftqualität eine Erfolgsgeschichte.» Dank den umgesetzten Massnahmen wie Katalysatoren in Automotoren, modernen Heizungen oder Filtern in Industrie- und Kehrichtverbrennungsanlagen habe man deutliche Fortschritte erzielen können. Am Ziel sei man aber noch nicht. «Wenn man bedenkt, dass gute Luft direkt mit guter Gesundheit zusammenhängt, ist es wichtig, dass wir weiterhin am Ball bleiben.»

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