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Die Folgen eines Staudammbruches in Graubünden

Was passiert im Falle eines Staudammbruches im Kanton Graubünden? Und wie sehen die Worst-Case-Szenarien in einzelnen Gemeinden aus?

Südostschweiz
23.05.18 - 13:41 Uhr
Ereignisse
Staumauer Kraftwerk Zervreila
Die Staumauer des Kraftwerk Zervreila AG gehört zu den grössten im Kanton Graubünden.
OLIVIA ITEM

Nachdem beim gesamtschweizerischen Sirenentest vom 7. Februar beim Steuerungssystem Polyalert eine technische Störung aufgetreten ist, hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz entschieden, dass der Sirenentest nach der Fehlerbehebung am Mittwoch wiederholt wird. «suedostschweiz.ch» hat anlässlich des erneuten Tests beim Leiter des Amtes für Militär und Zivilschutz, Martin Bühler, nachgefragt, was passieren würde, wenn ein Ernstfall eintreffen würde und beispielsweise ein Staudamm aus irgendwelchen Gründen beschädigt würde.

Wo wären die Auswirkungen eines Dammbruches in Graubünden am grössten?

Martin Bühler: Das ist schwierig abzuschätzen, da es immer darauf ankommt, wie gross der Dammbruch tatsächlich wäre. Das gleich die ganze Staumauer einbricht, ist sehr unwahrscheinlich. Rein vom Wasservolumen her wäre ein Staumauernbruch beim Lago di Lei, dem Zevreilasee und dem Lago di Livigno am verheerendsten.

Was würde passieren, wenn tatsächlich die Gefahr eines Dammbruches besteht?

Die Überwachungsauflagen bei den einzelnen Anlagen sind sehr streng. Bereits bei ersten Unregelmässigkeiten werden die Betreiber über die Gefahr informiert. Dann würde die Auslösung des «Allgemeinen Alarms» erfolgen. (Anmerkung der Redaktion: ein regelmässig auf- und absteigender Heulton von einer Minute Dauer). In Gebieten unterhalb von Stauanlagen würde ausserdem der «Wasseralarm» ausgelöst (Anmerkung der Redaktion: zwölf tiefe Töne von je 20 Sekunden Dauer in Abständen von je zehn Sekunden) welcher der Bevölkerung signalisiert, dass sie das Gebiet sofort verlassen und sich zu den Sammelpunkten begeben soll.

Wie häufig wird der Ernstfall bei den Betreibern der Stauanlagen geübt?

Es wird jährlich geübt. Dies ist so vorgegeben vom Bundesamt für Energie. Die Betreiber der Staumauern üben die Auslösung des Alarms. Der Bevölkerungsschutz ist über diese Übungen informiert, aber nicht aktiv daran beteiligt.

Auf welches Szenario sind die Fluchtpläne bei einem Wasseralarm ausgelegt?

Die Pläne umfassen immer das Worst-Case-Szenario. Das heisst, dass alle Mauern gleichzeitig wegbrechen würden. Dies ist allerdings sehr unwahrscheinlich, da die Staumauern für den Krieg gebaut wurden und somit auch bei einem grösseren Felssturz oder einem Erdbeben nicht komplett wegbrechen sollten.

Wie die Einzugsgebiete beim Worst-Case-Szenario aussehen würden, seht Ihr anhand der Wasseralarm-Karten des Amtes für Militär und Zivilschutz für die Gemeinden Disentis und Ilanz. 

Einzugsgebiet Wasseralarm Disentis
Einzugsgebiet Wasseralarm Disentis
Einzugsgebiet Wasseralarm Ilanz
Einzugsgebiet Wasseralarm Ilanz
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