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Ein Frauentag, so vielseitig wie die Frauen selber

Seit 1918 gibt es die Frauengemeinschaft in Gommiswald, die sich für den Zusammenhalt der Frauen in der Gemeinde einsetzt. Jetzt feierte sie ihr 100-jähriges Bestehen mit einem Tag von, aber nicht nur für Frauen.

Südostschweiz
30.04.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Talk: Berg-Sion-Schwester Maria Ulrika gibt Auskunft übers Klosterleben.
Talk: Berg-Sion-Schwester Maria Ulrika gibt Auskunft übers Klosterleben.
ALEXANDRA GREEFF

von Alexandra Greeff

Es hat für alle etwas dabei», versprach das Organisationsteam des Anlasses. Auch Mädchen, Knaben und Männer waren eingeladen, am vielfältigen Programm teilzunehmen, das in Zusammenarbeit mit Dorfläden, Fabriken oder Menschen aus der Region entstanden war. Von Schmink- oder Selbstverteidigungstipps über sagenhafte Geschichten bis hin zu einer Führung durch die Wattefabrik Kistler war am Frauentag in Gommiswald am vergangenen Samstag alles im Angebot. Auch Schüler der Oberstufe erhielten eine Plattform und traten als Oberstufen-Band «Phanimous» auf.

In einem einstündigen Workshop der Ricken-Drogerie durften die Teilnehmer in die Herstellung und Wirkung von duftenden Körperölen und Aromasprays hineinschnuppern. Kopfschmerzen? Einschlafstörungen? Trübe Stimmung? Mundgeruch? Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen, aus dem hochkonzentriertes ätherisches Öl gewonnen werden kann: Lavendelöl beruhigt und sorgt für einen ruhigen Schlaf, Pfefferminzöl für frischen Atem und klare Gedanken oder Grapefruitöl für mehr Lebenslust und Vitalität.

Morgenmuffel bringen sich am besten mit Rosmarinöl auf Touren. Geranienöl wiederum öffnet die Augen für die schönen Dinge des Lebens und hilft Frauen dabei, ihr hormonelles Gleichgewicht zu finden.

Erika Zwingli von der Ricken-Drogerie entführte die Teilnehmer ihres Workshops in die Welt der heilsamen, aber nicht ganz ungefährlichen Düfte: Die ätherischen Öle sind zum Teil hochgiftig. Sie werden vor allem äusserlich angewendet und je nach gewünschtem Endprodukt mit einem geeigneten Basisöl (zum Beispiel Mandelöl), mit Alkohol oder Wasser verdünnt. Dabei genügen bereits wenige Tropfen, die für eine angenehme Duftnote sorgen. Zum Schluss durfte jeder Teilnehmer ein eigenes Körperöl oder einen eigenen Raumspray herstellen und mit nach Hause nehmen.

Ein Fest für den Gaumen bot die Bäckerei Huber mit einem Workshop, in dem die Teilnehmer eine eigene Torte herstellen durften.

Von alten Zeiten

Für Geschichts- und Kulturinteressierte wurde ein Dorfrundgang angeboten. Polo Bläuer, ehemaliger Lehrer an der Oberstufenschule in Gommiswald, entwickelte im Auftrag der Frauengemeinschaft einen Dorfrundgang. Im über zweistündigen Rundgang erzählte Bläuer zum Beispiel, welche Geschichte hinter dem Findling vor dem Kindergarten steckt. Eine Inschrift verrät, dass der Findling vom Rhein-Linth-Gletscher mittransportiert wurde.

Alte Häuser mit Bauweisen, die zum Teil bis ins 16. oder 17. Jahrhundert zurückgehen, erzählen Geschichten dazu, wie die Menschen in Gommiswald früher lebten und sich selber versorgten: Wie sie Kühe und Ziegen hielten und Ackerbau betrieben, unter dem beschindelten Vorsprung im Haus Maiskolben trockneten, oder ihre frisch gewaschene Wäsche zum Trocknen in die Seitenlauben hängten.

Heute noch gibt es elf Kilometer geschützte Hecken im Gebiet: «Sie dienten früher der natürlichen Umzäunung von Liegenschaften», so Bläuer. Es handelt sich dabei um dicht angepflanzte Haselsträucher, deren Früchte ebenfalls geerntet werden konnten. Ein besonders schönes und eindrückliches Ensemble bildet ein 300- bis 400-jähriges Tätschdachhaus mit alter Scheune und Obstgarten. «Es diente als Kulisse für den Film Riedland mit Anne-Marie Blanc», wusste Bläuer.

Rolltreppe zu Pilzhäuschen

Amüsant muteten einige Projektideen aus dem 20. Jahrhundert an, die jedoch nie umgesetzt wurden. Im Rahmen des Baubooms und des zunehmenden Tourismus plante die Gemeinde zum Beispiel 30 Ferienhäuschen in Pilzform – erreichbar mit einer Rolltreppe von der Lindenstrasse. Sogar eine Zeppelinstation mit Flügen nach Wien und London stand zur Diskussion. Etwas bodenständiger waren Projektideen wie die Einrichtung eines Molkenkurhauses oder die Herstellung und Vertreibung von Torfwasserlikör.

Uetliburg liegt auf dem Pilgerweg nach Maria Bildstein und Einsiedeln. Es ist heute Sitz des schweizweit einzigen Klosters des Prämonstratenserordens. Schon während des Dorfrundgangs erhielten die Zuhörer einen spannenden Einblick in das Leben hinter den Mauern des 1761 gegründeten Frauenklosters Berg Sion.

Um 1900 erreichte das Kloster mit 59 Schwestern einen Höchststand. Heute leben nur noch zehn Schwestern im Kloster. Die Jüngste, Maria Ulrika, beteiligte sich ebenfalls am Frauentag. In einem Talk mit Pfarrerin Susanne Hug erzählte sie davon, wie es dazu kam, dass sie hinter Mauern lebt, und wie ihr Alltag in Enthaltsamkeit, Unterordnung und mit regelmässigen Betzeiten aussieht.

Flucht aus Ruanda

Einen Einblick in die aktuelle Situation in Ruanda gab Flüchtlingsfrau Joséphine Niyikiza. Sie flüchtete vor 14 Jahren in die Schweiz und engagiert sich seither für den Austausch zwischen Menschen afrikanischer Herkunft und Schweizern. So im Afrika-Verein Rapperswil-Jona. «Die Schweizer sind sehr hilfsbereit», sagte Niyikiza mit Rückblick auf ihre Erfahrungen seit der Flucht. Sie habe mit Hilfe von anderen viel erreichen und eine Ausbildung machen können. «Und wer weiss, wie es für mich weitergeht.» Man müsse sich aber auch getrauen, den ersten Schritt zu machen und nach Hilfe zu fragen. Der Name Niyikiza bedeute «Gott ist mein Retter». «Er passt zu mir und meiner Geschichte», so Niyikiza.

Um 1900 erreichte das Kloster Berg Sion mit 59 Schwestern einen Höchststand. Heute leben nur noch zehn Schwestern dort.

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