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Hier wird der Ernstfall geprobt

Es brennt auf dem Dach des Medienhauses von Somedia. Die Churer Feuerwehr rückt sofort aus. Glücklicherweise kann das Feuer schnell gelöscht werden. Glücklicherweise ist alles nur eine Übung.

Pierina
Hassler
11.04.18 - 23:36 Uhr
Ereignisse
Hoch über dem Boden: Die Hebebühne des Hubretters kann 32 Meter in die Höhe gefahren werden. Dies muss die Churer Feuerwehr immer wieder üben.
Hoch über dem Boden: Die Hebebühne des Hubretters kann 32 Meter in die Höhe gefahren werden. Dies muss die Churer Feuerwehr immer wieder üben.
OLIVIA ITEM

Wer sind sie, die rund 90 Frauen und Männer der Feuerwehr der Stadt Chur? Wo löschen sie, die mutigen Frauen und Männer der Feuerwehr Chur? Fragen, die Feuerwehrkommandant Hansjörg Erni und sein Vize Manuel Lendi gerne beantworten. Einfach lieber erst nach der Übung, die an diesem Donnerstagabend in Chur stattfindet. Denn üben heisst bei der Feuerwehr nicht einfach ein bisschen ausprobieren, ein wenig Wasser spritzen, miteinander plaudern, ein Feuerchen löschen.

An diesem Abend wird der Ernstfall geprobt: Auf dem Dach des Medienhauses von Somedia ist ein Brand ausgebrochen. Leute aus dem obersten Stockwerk müssen gerettet werden – mit dem Hubretter.

Bei dieser Übung rückt selbstverständlich nicht die gesamte Truppe aus. Diesmal sind diejenigen an der Reihe, die den Hubretter auch im Ernstfall bedienen müssen. Der Umgang mit dem Flaggschiff der Feuerwehr Chur muss sitzen. Übrigens, die Hebebühne des Hubretters kann ganze 32 Meter ausgefahren werden. Für die Übung beim Medienhaus genügen zwölf Meter.

Mit Sirene und Blaulicht

Insgesamt 13 Männer treffen sich zur Vorbesprechung im Feuerwehrdepot an der Raschärenstrasse. Sinn und Zweck solcher Vorbesprechungen: Es werden Übungsziele definiert, Umfang und Ablauf der Übung grob entworfen. Danach gehts fast wie echt los: Würde es aber tatsächlich brennen an der Sommeraustrasse in Chur, würde das Einsatzfahrzeug spätestens beim Losfahren Sirene und Blaulicht einschalten. So aber erklärt Kommandant Erni: «Der Chauffeur muss sich aufs Fahren konzentrieren.» Der Beifahrer erkundige sich während der Fahrt per Funk nochmals genau nach dem Vorfall und nach den exakten Koordinaten.

Diese Nachfrage ist wichtig. Denn noch haben die Feuerwehrleute ihre Infos erst per Pager erhalten. Ein durchdachtes System: Denn gleichzeitig zur Pagermeldung kommt eine SMS mit der gleichen Meldung und dann noch ein Telefon mit einer elektronischen Stimme. «Die ersten Meldungen kommen von der Einsatzzentrale der Kantonspolizei oder Stadtpolizei», erklärt Vizekommandant Manuel Lendi. Aber diese Infos seien kurz und bündig. «Es steht gerade einmal wo etwas passiert und worum es sich handelt.» Die Feuerwehr der Stadt Chur löscht eben nicht nur Brände, sie rückt auch bei Verkehrsunfällen, Überschwemmungen, Umweltgefährdungen und ähnlichen Ereignissen aus. «Oberste Priorität hat dabei das Retten», so Erni.

Erhält also ein Mitglied der Feuerwehr eine Alarmmeldung, fährt er schnellstmöglich zum Depot. Er rennt zu seinem Spind und wirft sich in Hose, Stiefel, Einsatzjacke und Helm. «Diese Kleidungsstücke sind so hergerichtet, dass wir nur noch hineinspringen können», erklärt Lendi. Dann wird ein Funkgerät aus der Ladestation gezogen. Und danach wird je nach Einsatz nin eines der der elf Einsatzfahrzeuge eingestiegen.

Lob und Kritik

Der Tross ist also zu Übungszwecken unterwegs zum Medienhaus: Kaum angekommen, stürzen die Männer aus ihren Fahrzeugen. Der Schlauch wird an den Hydranten montiert. Der Hub- retter fährt mit drei Männern im Korb hoch. Der Wasserwerfer wird aufgedreht. Und rund 50 Zuschauer schauen dem Treiben fasziniert zu. Zwei Stunden wird gerannt und geschwitzt. Nach jeder Übung wird gelobt und kritisiert. Im Ernstfall muss alles klappen.

Zurück zu den Fragen zur Churer Feuerwehr: Es ist eine Milizfeuerwehr. Sie leistet rund 3500 Übungsstunden und zwischen 120 und 150 Einsätze pro Jahr. Ihr Einsatzgebiet ist Chur mit Passugg Araschgen und Haldenstein. Zudem leisten sie Stützpunktaufgaben wie Strassenrettung oder technische Unterstützung bei Waldbränden.

Um zu zeigen, wie eine solche Übung aus der Sicht eines Feuerwehrmannes aussieht, hat «suedostschweiz.ch» eine Einsatzkraft mit einer Helmkamera ausgestattet und die Hubretterübung im Zeitraffer festgehalten.

Zeitraffer der Hubretterübung aus der Perspektive einer Einsatzkraft.
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