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Ärger mit dem Festbändel – und kein Ende in Sicht

Seit zwei Jahren ignorieren die Besucher des Churer Festes den Festbändel. Seit zwei Jahren appelliert die OK-Präsidentin des Churer Festes deswegen an die Solidarität der Besucher – ansonsten drohe das Aus.

Pierina
Hassler
11.04.18 - 21:24 Uhr
Ereignisse
Churer Fest Bändel
Churer Fest Bändel am Handgelenk von Yanik Bürkli. Bild Olivia Item
Yanik Buerkli

Es klappt und klappt nicht. Trotz aller Bemühungen. Trotz aller Drohungen. Die Besucher des Churer Festes pfeifen auf den Festbändel. Würden sie nicht darauf pfeifen, hätte das Organisationskomitee eine Erfolgsgeschichte vorzuweisen: Rund 75 000 Churer-Fest-Besucher kaufen einen Bändel, grandios.

Natürlich ist das eine Milchbüchlein-Rechnung: Kinder brauchen keinen Bändel. Wer mehrmals ans Fest geht, braucht auch nur einen. Zudem zahlen Schüler weniger und Chur-Card-Besitzer auch. Um aber bei der Milchbüchlein-Rechnung zu bleiben: Mit allen einkalkulierten Abzügen wären trotzdem mehr als die bisher verkauften 3000 Stück über den Ladentisch gegangen.

An das Gewissen appellieren

Aber so ist es eben nicht. Der Bändel zieht nicht. Und dies ärgert Churer-Fest-OK-Präsidentin Andrea Thür-Suter seit Beginn der Festbändel-Aktion. «So nicht», sagte sie sich. Sie sagte dies vor zwei Jahren bei der Einführung des Bändels. Sie sagte es letztes Jahr, sie hat es aktuell wieder gesagt. Und immer folgte der Nachsatz: «Vielleicht gibt es halt irgendwann kein Churer Fest mehr.» Oder dieses Jahr: «Sonst gibt es das Churer Fest in ein paar Jahren nicht mehr:» Thür-Suter appelliert an das Gewissen der Festbesucher. Oder mit anderen Worten: Die Kosten für das Churer Fest drohen zu überborden, also sollen Vereine und Besucher etwas zu diesen Kosten beitragen. Deshalb jetzt also eine neue Idee der OK-Präsidentin.

Mit der Standmiete abrechnen

Können die Besucher nicht zum Bändelkauf gezwungen werden, müssen jetzt halt die Vereine daran glauben (Ausgabe von gestern). Jeder Verein, der einen Stand betreibt, muss neuerdings eine gewisse Anzahl Bändel erwerben und diese dann den Besuchern weiterverkaufen. Die Vereine zahlen pro Stück acht Franken und können den Bändel für zehn Franken weiterverkaufen. Die zwei Franken Gewinn pro verkauftem Bändel werden mit der Standmiete verrechnet.

Sonderbare Rechnung

In etwa könnte die Rechnung des Vereins in Zukunft also so aussehen: Ein Verein hat beispielsweise 100 Mitglieder. Der Verein muss laut der neuen Bestimmungen pro Mitglied mindestens fünf Festbändel zu zehn Franken kaufen. 500 mal zehn Franken macht 5000 Franken. Von diesem Betrag kann der Verein 1000 Franken behalten, respektive mit der Platzmiete verrechnen. Die 1000 Franken ergeben sich aus der Rechnung, dass der Verein dem OK nur acht Franken für die Bändel bezahlen muss, aber für zehn Franken verkaufen kann. Der Verein muss dem OK also glatte 4000 Franken abliefern.

Der Gewinn von 1000 Franken kann mit der Standmiete verrechnet werden. Das tönt gut. Die Miete für einen Stand von rund 60 Quadratmetern an einem guten Platz kostet rund 1050 Franken. Der Verein müsste also nur noch 50 Franken Miete bezahlen. Allerdings wird die Miete faktisch vervierfacht. Eine sonderbare Rechnung.

Ärger und Lob

Das findet auch der ehemalige Präsident eines Churer Traditionsvereins. Seinen Namen will er nicht nennen. «Ich bin alt, aber die Geschichte ärgert mich trotzdem.» Er wisse nicht, wie dies bei seinem Verein funktionieren solle. «Wir haben sowieso Mühe, freiwillige Helfer aufzutreiben. Wenn die jetzt auch noch Festbändel verkaufen müssen, bekommen wir gar keine Helfer mehr.»

Schwierigkeiten mit der Bändeli-Aktion des Churer-Fest-Organisationskomitees haben auch andere Vereine. Zum Beispiel der Unihockey-Frauen-Klub Piranha Chur. Koni Maurer, Vizepräsident und Marketingverantwortlicher von Piranha, sagt: «Klappen würde es wohl sowieso nur, wenn man direkt Leute für den Verkauf abdelegieren würde.» So nebenbei sei es schwierig, sich auch noch auf diese Aufgabe zu konzentrieren. Zudem findet auch er: Das Fest findet Ende der Sommerferien statt. Trotzdem seien einige noch in den Ferien. «Deshalb ist es nicht ganz einfach, genug Leute zusammenzubekommen.»

Ärger auch bei Ines Köhli-Gabriel vom «Öpfelistand». Sie bezweifle, dass sie ihre 100 Bändel verkaufen könne, sagt sie. «Bleibe ich auf den Bändeln sitzen, treibt mich das ins Minus.»

Sandro Capaul vom EHC Chur sagt: Bis im Oktober habe man sich für einen Stand anmelden müssen und erst nachträglich werde klar, dass Bändel verkauft werden müssten. Einzig Chur Unihockey sieht im Bändelverkauf kein grosses Problem. Man werde zur Zukunftssicherung beitragen,

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