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Die Gemeinde erkämpft sich die «freie Fahrt»

Der Gedenkstein in der Risi in Näfels wird in die Geschichte der Fahrt eingehen. Der mutwillig zugeschüttete Stein ist freigelegt. Die Operation «Freie Fahrt» ist gestern um 14.02 Uhr angelaufen – unter Polizeischutz.

Martin
Meier
05.04.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Von Hand und mit Maschine: Arbeiter legen den zugeschütteten Gedenkstein für die heutige Fahrt frei.
Von Hand und mit Maschine: Arbeiter legen den zugeschütteten Gedenkstein für die heutige Fahrt frei.

Der Anruf erreicht die Redaktion um 13.17 Uhr: «Um 13.30 Uhr wird geräumt.» Wer anruft, soll geheim bleiben, so geheim, wie der Einsatz auch ist.

Das Ziel ist jedoch klar: Der Weg für die Näfelser Fahrt soll freigelegt werden. Dies nachdem ihn ein unzufriedener Grundeigentümer blockiert hat, indem er einen Gedenkstein mit Erde und Ästen überhäufte.

Und tatsächlich: Da steht schon der Kranwagen. Gewartet wird noch auf ein weiteres Fahrzeug. Um 13.42 Uhr trifft der Streifenwagen ein. «Die Beamten sind zum Schutz der Arbeiter ausgerückt», sagt Polizeisprecher Daniel Menzi. Kommandant Markus Denzler nimmt einen Augenschein aus einem Zivilfahrzeug.

Bei der Polizei zur Chefsache erklärt

Die Operation «Freie Fahrt» wurde zur Chefsache erklärt, nachdem im vergangenen Jahr die kirchlichen Würdenträger auf der Fahrtsprozession noch über eine Schotterpiste und einen Erdhaufen klettern mussten, um den Gedenkstein in der Risi für ihr Gebet zu erreichen. Da sind Georg Müller vom Freulerpalast, dem Museum des Landes, von der Gemeinde Glarus Nord Mirko Slongo, vom Transportunternehmen Landolt Chef Walter Landolt persönlich.

Letzterer ist mit schwerem Geschütz da – mit dem Lastwagen samt Schalengreifer. «Der mag sechs Tonnen auf einmal zu heben», erklärt Landolt. Da sind aber auch noch mehrere mit Schaufeln bewaffnete Gemeindearbeiter. Sie wollen allerdings auf den Fotos nicht erkannt werden. Aus Angst vor Repressalien.

Die Polizei greift zur besonderen Waffe

Die Polizei greift derweil zu einer besonderen Waffe, jener der Diplomatie nämlich: Sie sucht mit dem Landbesitzer das Gespräch. Die Beamten finden es. Das schwere Geschütz kann jetzt zum Einsatz kommen. Es ist 14.02 Uhr. Sechs Kubikmeter Material, vor allem Tannenäste werden auf die Ladefläche des Lasters gehievt. Zusätzlich wird der Weg ausgeebnet.

Da kommt er zum Vorschein, wie der Phönix aus der Asche, nur eben aus dem Dreck: der Gedenkstein. Gott sei Dank. Vor ihm sollte heute gebetet werden können. Auch dank den Leuten, welche ihn die Nacht hindurch bewacht haben. Die Quittung dafür erhält im Übrigen der Landbesitzer. «Wir stellen ihm unsere Arbeit in Rechnung», sagt Mirko Slongo, Bereichsleiter Gesundheit, Jugend und Kultur. Der Grundeigentümer steht mit der Gemeinde in verschiedenen Verfahren im Clinch – unter anderem wegen Bauens ohne Baugesuchs oder Nichteinhalten des Grenzabstands. Seit drei Jahren müsste eine Garage, die zu nahe an einer Strasse steht, wieder abgerissen werden. Laut Auskunft der Gemeinde Glarus Nord läuft aber auch hier noch ein Beschwerdeverfahren.

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