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Minenwerfer explodiert? Vier Rekruten teils schwer verletzt

Schwere Verletzungen an Zähnen, Kiefer und Schädel erleidet am Dienstag auf dem Waffenplatz Wichlen ein Angehöriger der Infanterie-Rekrutenschule 12. Drei weitere Rekruten werden leicht verletzt. Die Militärjustiz vermutet, dass in einem Minenwerfer ungewollt die Munition detoniert ist.

Dario
Morandi
29.03.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Alle ausser Lebensgefahr: Bei einem Minenwerfer-Einsatz verletzen sich vier Rekruten, einer davon schwer.Symbolbild Jakob Menolfi
Alle ausser Lebensgefahr: Bei einem Minenwerfer-Einsatz verletzen sich vier Rekruten, einer davon schwer.Symbolbild Jakob Menolfi

Hoch über den sonnengebräunten Holzhäusern von Elm gibt noch immer General Winter den Ton an: Die Wichlenalp liegt im Dornröschenschlaf. «Chänd züenis, höggled und gnüsseds», ist auf die Schiefertafel vor dem «Panixerstübli» gekreidet.

Geniessen will die wohlige Wärme drinnen und draussen das Wintermärchen am gestrigen Mittwoch freilich keiner. Niemand «höggled» in der gemütlichen Gaststube, ausser einem einzigen WK-Wachsoldaten – und den Reportern; vom «Blick», von Tele Züri und der «Südostschweiz». Vom Unfall hat selbst der Wachsoldat nichts mitbekommen. «Ausser, dass ich am Nachmittag auf dem Waffenplatz die Rega landen sah.» Was ist passiert?

Schwerverletzter muss mehrfach operiert werden

Fest steht bis jetzt, dass es zum Unfall während einer Schiessübung mit einem 8,1-Zentimeter-Minenwerfer gekommen ist. Dabei wurden vier Rekruten verletzt – einer von ihnen schwer. Die Verletzungen des jungen Mannes an Zähnen, Kiefer und Schädel sind derart gravierend, dass er «mehrfach operiert» werden muss, sagt Armeesprecher Daniel Reist. Die Verletzungen seien zum Glück aber nicht lebensbedrohlich.

Zwei weitere Soldaten erlitten leichte Verbrennungen. Sie wurden zur Kontrolle ins Spital gebracht und konnten zur Truppe zurückkehren. Der vierte Soldat, der einen Schock erlitt, wurde vor Ort behandelt. Stationiert ist die Infanterieschule 12 in Chur.

Sämtliche Schiessen mit dem Minenwerfertyp ausgesetzt

Die Militärjustiz hat unverzüglich eine Untersuchung des Unfalls eingeleitet. Der genaue Hergang werde abgeklärt: Untersuchungsrichter seien vor Ort, um Spuren und Daten zu sichern, Befragungen durchzuführen sowie Gutachten in Auftrag zu geben, sagt Militärjustiz-Sprecher Mario Camelin. Und: «Laut den ersten Ermittlungen ist es wahrscheinlich zu einer ungewollten Detonation in einem Minenwerfer gekommen.» Bis die Untersuchungsergebnisse vorliegen, hat der Chef Kommando Ausbildung, Drei-Sterne-General Korpskommandant Daniel Baumgartner, sämtliche Schiessen mit dem Minenwerfertyp 8,1-Zentimeter ausgesetzt.

Gestern, gegen Abend, wird klar, dass der Schwerverletzte zum Unfallzeitpunkt nicht unmittelbar beim Minenwerfer, sondern in einer Entfernung von fünf bis sechs Metern auf der Ladebrücke eines Mowag Duro gewesen ist. «Und von einem Objekt am Kopf getroffen wurde», erklärt Camelin.

Letzter Militärunfall im Glarnerland im Oktober

Der letzte Militärunfall ereignete sich im Glarnerland erst im vergangenen Oktober. Damals kam ein Puch in Mitlödi rechts von der Strasse ab und überschlug sich das Wiesenbord hinunter. Dort kam der Puch auf der Seite liegend zum Stillstand. Der 21-jährige Lenker blieb unverletzt. Das schlimmste Unglück in der Geschichte der Schweizer Armee ereignete sich dagegen am 24. Februar 1970. Eine Lawine riss in Reckingen VS 30 Menschen in den Tod, darunter sechs Kinder, fünf Frauen und 19 Armeeangehörige. Neun Todesopfer forderte 1947 eine Explosion in einem unterirdischen Munitionslager in Mitholz BE.

Den schwersten militärischen Flugunfall nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Schweizer Armee im Oktober 1982 zu beklagen. Beim Absturz einer Alouette III starben im Säntisgebiet der Pilot und fünf Wehrmänner. Im November 1997 gab es beim Absturz eines Pilatus-Porters bei Boltigen BE fünf Tote. Im Mai 2001 kamen bei einem Alouette-III-Absturz bei Delsberg vier Insassen ums Leben. Und: Am 12. Oktober 2001 stürzte eine Alouette III oberhalb von Crans-Montana VS ab. Zu beklagen waren vier Todesopfer. Am 12. Juli 2007 schliesslich stürzten sechs Armeeangehörige beim Aufstieg zur Jungfrau im Berner Oberland ab. Sie waren in zwei Dreierseilschaften unterwegs, als sich ein Schneebrett löste.

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