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Das Fondue-Caquelon bleibt seit gestern leer

Wer dieses Wochenende in die Berge gefahren ist, steckt vermutlich immer noch dort fest. So geht es etwa den Gästen der «Klause-Ranch». Seit Sonntag harren sie auf dem Urnerboden aus, da die Strasse nach Linthal gesperrt ist. Langsam müssen sie den Gürtel enger schnallen.

Südostschweiz
23.01.18 - 07:28 Uhr
Ereignisse
Gäste der «Klause-Ranch» ahnen noch nicht, was in den nächsten Tagen auf sie zukommen wird.
Gäste der «Klause-Ranch» ahnen noch nicht, was in den nächsten Tagen auf sie zukommen wird.
SCREENSHOT TWITTER

von Olga Shostak

Ein Wochenende in den Bergen ist für viele eine gute Möglichkeit, sich zurückzuziehen und dem Alltagsstress zu entfliehen. Wie etwa in der «Klause-Ranch» auf dem Urnerboden. Doch was für die Gäste dieses Wochenende mit Entspannung begann, endete im Durcheinander. Mutter Natur hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

«Wilder» gegen das wilde Treiben

Seit gestern sitzen die Gäste von Hans Stählin wegen Lawinengefahr, Sturm und Regen auf dem Urnerboden fest. Obwohl die Situation eine Herausforderung für den Besitzer der «Klause-Ranch» darstellt, ärgert sie ihn nicht: «Wir alle müssen akzeptieren, dass es keine Alternative gibt. Ich konzentriere mich lieber auf das Wohlbefinden meiner Gäste.»

Nicht alle der 14 Gäste können gleich gut mit der unfreiwilligen Verlängerung ihres Aufenthalts umgehen. Einige Leute hätten zuerst nicht nachvollziehen können, dass die Strasse ins Tal gesperrt sei, erklärt er. «Mit der Zeit konnten aber auch sie besänftigt werden.» Überhaupt sei die Stimmung sehr gut. Um die Leute bei Laune zu halten, musste sich Stählin etwas einfallen lassen. «Wir haben gemeinsam die Serie Wilder geschaut. Manche gingen mit den Schneeschuhen hinaus, andere haben sich mit Brettspielen die Zeit vertrieben, oder sie haben gelesen.» Wichtig sei ihm, dass die Leute zufrieden seien, erzählt er.

Essen für eine Woche

Zu lange darf die «Klause-Ranch» jedoch nicht von der Aussenwelt abgeschnitten sein. Laut Stählin reichen die Essensvorräte noch maximal für eine Woche. «Der Salat und der Käse sind uns bereits ausgegangen», sagt er und erklärt: «Eigentlich haben wir montags und dienstags Ruhetag, um einzukaufen.»

Trotz begrenztem Essensvorrat hatte der Wirt mehr Glück als einige seiner Nachbarn auf dem Urnerboden. Immerhin hatte er bisher keinen Stromausfall. «Ohne Strom wäre es für mich richtig schwierig geworden, den Betrieb aufrechtzuerhalten.»

In der Nähe des Gasthofs habe der Sturm eine Stromleitung heruntergerissen. Deswegen gingen in einigen Häusern entlang der Klausenstrasse die Lichter aus.

Hoffen auf den Helikopter

Gestern Morgen hatte Stählin versucht, einen Helikopter für sechs Gäste zu organisieren. Damit sie wenigstens nach Linthal hinunter kämen. Ihr Gepäck und ihre Autos hätten sie aber auf dem Urnerboden zurücklassen müssen. Eine Besucherin der «Klause-Ranch» hatte jedoch nicht zu sehr auf das in Aussicht gestellte Heli-Taxi gehofft. Auf Twitter bezweifelte sie, ob der Helikopter aufgrund des Nebels und der vielen Buchungen überhaupt fliegen könne. Die anderen Gäste wollten sowieso bis heute bleiben und hofften, dass die Strasse dann wieder freigegeben wird.

Keine Ruhepause für den Wirt

Auch falls alles gut kommt und die Strasse heute wieder geöffnet wird, Stählin sieht schon das nächste Problem auf seinen Gasthof zukommen: den Regen. «Es schüttet derzeit wie aus Kübeln.» Um das Gebäude bildeten sich tiefe und immer grösser werdende Wasserpfützen.

Zur Ruhe kommt Stählin im Moment noch nicht. Da am Wochenende schon die nächsten Gäste kämen, müsse er noch vieles vorbereiten. Eine Aufmunterung bleibt ihm aber bei dem Ganzen: «Im Februar gehe ich an eine Töff-Messe. Dann darf ich endlich wieder in die Zivilisation», erzählt er und lacht schallend.

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